Pepperl+Fuchs 20 Jahre RFID für alle Automatisierungslösungen

Autor / Redakteur: Ines Näther / Ines Stotz

Viele Prozesse in der Industrie sind heute bereits ohne die Unterstützung von RFID (Radio Frequency Identification) nicht mehr denkbar. Schon seit zwei Jahrzehnten setzen Anwender Identifikationstechnik von Pepperl+Fuchs ein, um ihre Fertigungsprozesse zu optimieren. Dr. Konrad Kern, Produktmanager für RFID, berichtet über die Entwicklung dieser Technologie – und warum die Mannheimer meist eine Nasenlänge voraus sind.

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Dr. Kern, was war das erste RFID-Produkt von Pepperl+Fuchs und wo wurde es eingesetzt?

Das erste RFID-System von Pepperl+Fuchs arbeitete im Low-Frequency-Bereich und war für den Einsatz in der Werkzeugidentifikation optimiert. Das heißt, die Transponder ließen sich bündig in Metall einbauen und trotzdem mit einigen Millimetern Abstand lesen. Es wurden in der spanabhebenden Bearbeitung Werkzeugmaschinen mit automatischen Werkzeugwechslern ausgerüstet. Die zylindrischen Transponder mit 12 mm Durchmesser konnten in kompakte Schneidwerkzeuge eingebaut werden und trotz Verschmutzung durch Öle und Späne zuverlässig gelesen werden. Schließlich zeigte es sich, dass dieses System auch für viele andere Anwendungen in der Fertigungstechnik wie die Werkstück oder Werkstückträger-Identifikation einsetzbar war.

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Worin bestehen Ihre Kernkompetenzen im Bereich RFID?

Pepperl+Fuchs ist ein ganzheitlicher RFID-Systemanbieter von der Projektierung bis zur Vor-Ort-Unterstützung. Wir bieten neben RFID auch Barcode, Data Matrix und Vision-Systeme. Daher können wir völlig unvoreingenommen die am besten passende Technologie vorschlagen und umsetzen.

Welche Hauptvorteile bietet der Einsatz von RFID dem Maschinen- und Anlagenbau?

In geschlossenen Kreisläufen, bei denen unter Industriebedingungen eine nahezu 100-prozentige Leserate über die gesamte Lebensdauer verlangt wird, ist RFID anderen Technologien überlegen. Gerade im Maschinenbau besticht sie durch die quasi unbegrenzte Anzahl von Lesungen, weil sie ohne bewegte Teile, wie Spiegel oder Blenden, meist mit induktiver Kopplung arbeitet. Im Vergleich zu optischen Identifikationssystemen ist RFID unempfindlich gegen Verschmutzung. Transponder werden gelesen, ohne dass Sichtkontakt zwischen Transponder und Reader vorhanden sein muss. Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die Möglichkeit, in Transponder zu schreiben. Damit können viele Fertigungsvorgänge sehr einfach gestaltet werden, indem Daten, die während der Fertigung entstehen, einfach dem Transponder mitgegeben werden können.

Der RFID-Technik wird eine zunehmende Reife bescheinigt. Folgen Sie dieser Einschätzung?

Die über 20 Jahre Erfahrung mit RFID-Technik im Hause Pepperl+Fuchs mit steter Weiterentwicklung der Systeme zeigt allein, dass unsere RFID ausgereift ist. Dennoch finden unsere Spezialisten immer noch Möglichkeiten Innovationspunkte zu setzen, was zugegeben schwieriger wird. Aber auch der weit verbreitete Einsatz von RFID zeigt, dass diese Technik schon lange bewährt und ausgereift ist. Bei den aktuellen Entwicklungen geht es in erster Linie darum, Anpassungen an den Transpondern und Readern vorzunehmen und andere Anbindungen an die übergeordnete Steuerungswelt anzubieten, um neue Anwendungen zu erschließen. Für die Identifikation von Pappkartons braucht man andere Transponder und Reader als für Schneidwerkzeuge in einer Werkzeugmaschine. Aber die dahinterstehende Technik ist grundsätzlich die gleiche.

In welchen Anwendungsbereichen ist RFID aus Ihrer Sicht bereits angekommen und in welchen besteht noch Potenzial?

Allgemein kann man sagen, dass die heute verlangte hohe Variantenvielfalt mit möglichst kurzer Lieferzeit ohne Identifikationstechnik kaum beherrschbar und vor allem nicht wirtschaftlich wäre. RIFD ist bei den klassisch geschlossenen Fertigungskreisläufen einfach die beste Lösung. Neue Potenziale werden meist im Zusammenhang mit dem Preis des Transponders diskutiert, um auch offene Kreisläufe mit nur einem Durchlauf zu realisieren. Gedruckte Elektronik ist hier ein wichtiges Stichwort und Vision für die nächste Innovationsstufe. RFID ist aber nicht der Feind des Barcodes, sondern sollte die Zusatzfunktionen des Daten-Schreibens auch in andere Logistikabläufe bringen können.

Sie sagen, Identifikationstechnik von Pepperl+Fuchs ist meist eine Nasenlänge voraus, wie begründen Sie das?

Diese Formulierung soll neugierig machen auf unsere zahlreichen kundenorientierten Lösungen und Innovationen. Am besten lässt sich dies mit einigen Beispielen belegen. Beispiel 1: die Auswerteeinheit für vier statt nur einen Schreib-/Lesekopf wurde vor über 20 Jahren in den Markt eingeführt. Beispiel 2: Die IDENT-Control-Auswerteeinheit beherrscht alle gängigen RFID-Frequenzen und steht für alle gängigen Feldbusse zur Verfügung. Das Metallgehäuse ist robust für Feld- und Schaltschrankeinsatz geeignet und bietet ein ganzheitliches Schirmkonzept. Beispiel 3: Der drehbare RFID Schreib-/Lesekopf im VariKont-L-Gehäuse bietet eine extrem flexible Montageoption. So gibt es eine Reihe von weiteren speziellen Reader-Bauformen, die für bestimmte Anwendungen die optimale Lösung bieten.

Was gehört zu Ihrem gesamten RFID-Portfolio?

Pepperl+Fuchs ist als RFID-Komplettanbieter aufgestellt und weltweit tätig. Daher unterstützen wir alle gängigen Steuerungen, bieten die passenden Schnittstellen, die gut standardisierten LF-, HF- und UHF-Systeme neben proprietären und Mikrowellensystemen. Wir haben rund 70 verschiedene industrietaugliche Transponder und über 20 Schreib-/Leseköpfe im Programm. Dazu kommen noch etwa 15 Controller für die verschiedenen Schnittstellen und Feldbusse sowie ein umfangreiches Zubehörprogramm. Es würde den Rahmen dieses Interviews sprengen weiter ins Detail zu gehen.

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