Neue Arbeitswelt Arbeiten wann, wie und wo ich will

Autor / Redakteur: Martin Böker, Dr. Holger Schmidt* / Sariana Kunze

Ein großer Umbruch steht in der Arbeitswelt bevor. Klassische Büroroutinen werden über Bord geworfen, neue Workplace-Modelle werden gefordert. Denn die Digitalisierung macht die Arbeit mobil.

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Flexible, ortsunabhängige und damit mobile Arbeitsplätze stehen dabei ganz oben auf der Prioritätenliste der Arbeitnehmer.
Flexible, ortsunabhängige und damit mobile Arbeitsplätze stehen dabei ganz oben auf der Prioritätenliste der Arbeitnehmer.
(Bild: ©zinkevych - stock.adobe.com)

Wie heißt es in einem Sprichwort so treffend: Nichts ist so beständig wie der Wandel. Nicht nur das private Umfeld wird stetig durch Veränderungen geprägt, auch in der Arbeitswelt bleiben diese nicht aus. Die fortschreitende Vernetzung bringt tiefgreifende Änderungen des beruflichen Alltags mit sich, aber auch die Anforderungen der Arbeitnehmer befinden sich im Wandel. Neue Vorstellungen von Flexibilität, Individualität und Mobilität breiten sich aus. Ein neuer Trendreport des Elektronikherstellers Samsung beschäftigt sich umfassend mit den Veränderungen der Arbeitswelt. Die Ergebnisse zeigen, wie eine moderne Arbeitswelt aussehen könnte. So gehen die Experten davon aus, dass in der neuen Welt Menschen flexibler arbeiten, während der Arbeitsplatz zunehmend smart und mobil wird. Sie wird von digitalen Nomaden geprägt sein, die unter Verwendung neuer Technologien ein multilokales Arbeitsleben führen, das von Offenheit, fließenden Grenzen und einem hohen Maß an Flexibilität bestimmt ist. Außerdem werden die Menschen hierarchische Strukturen zunehmend mit Skepsis sehen und ein selbstbestimmtes (Arbeits-)Leben führen wollen. 85 Prozent erwarten einen starken Wandel der Berufsausbildung, 80 Prozent trauen Maschinen zu, einen Großteil der Routinejobs zu erledigen. Und 52 Prozent sehen die Mehrheit der Erwerbstätigen dann im Homeoffice arbeiten, ergab eine Repräsentativumfrage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Jahr 2017. Tatsächlich war der Wandel, der auf den Arbeitsmarkt zukommt, nie so groß wie heute. Acht Mio. Jobs in Deutschland werden in der kommenden Dekade vom technischen Fortschritt erfasst, wie die aktuelle Studie „Schöne neue Arbeitswelt 4.0? Was wir tun müssen, damit uns die Arbeit nicht ausgeht“ der Boston Consulting Group zeigt. Daten, die Büroarbeit in den vergangenen Jahren eher unterstützt als ersetzt haben, erledigen als Basis der künstlichen Intelligenz (KI) bald viele Jobs selbst. KI wird auch kognitive Tätigkeiten besser, schneller und billiger erledigen können als der Mensch. Große Digitalkonzerne setzen diese Technologie schon seit einigen Jahren mit Erfolg ein; nun beginnt die Ausrollung in die Breite. Dadurch steigt nicht nur die Anforderung an verbesserte Berufsausbildungskonzepte, sondern auch an Weiterbildungen in der Arbeitswelt. Viele Berufsbilder werden sich grundlegend wandeln. „Niemand kann derzeit mit Gewissheit sagen, ob am Ende der Entwicklung insgesamt mehr oder weniger Arbeitskräfte gebraucht werden als heute. Sicher ist aber, dass ein großer Teil der Beschäftigten neue Kompetenzen benötigen wird, um auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft gefragt zu sein“, sagt Heinrich Rentmeister, Partner bei Boston Consulting.

In Zukunft immer schön flexibel bleiben

Flexible, ortsunabhängige und damit mobile Arbeitsplätze stehen dabei ganz oben auf der Prioritätenliste der Arbeitnehmer, wie eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens IDC zeigt. Arbeitgeber sehen sich meist gut gerüstet, was die moderne Arbeit angeht, wenn sie Homeoffice anbieten und Geräte für den mobilen Arbeitseinsatz bereitstellen. Arbeitnehmer schätzen dagegen den kulturellen Wandel, der dem Einsatz dieser flexiblen Arbeitsmöglichkeiten vorausgehen muss, meist weit geringer ein als ihre Chefs. Sie wünschen sich von ihrem Workplace-Modell vor allem flexiblere Arbeitszeiten, standortunabhängigen Datenzugriff, schnelle Netzwerkanbindung, papierloses Arbeiten und weniger Präsenzpflicht. Und obwohl sich die Arbeitgeber gerüstet fühlen, herrschen immer noch viele Vorurteile beim Thema mobiles Arbeiten: Denn wer von Zuhause arbeitet, liegt auf der faulen Haut – so das Klischee. Doch in Zeiten der zunehmenden Vernetzung und geforderten Flexibilität ist diese Behauptung längst überholt.

Homeoffice macht Arbeitnehmer produktiver

So fand eine Studie, die vom Softwarehersteller Tinypulse in Auftrag gegeben wurde, heraus, dass 91 Prozent der Arbeitnehmer im Homeoffice produktiver arbeiten können als im Büro. Die These, Heimarbeit würde produktiver machen, stützen auch Untersuchungen der Stanford University: Demnach stieg die Leistung derjenigen Arbeitnehmer, die am heimischen Schreibtisch arbeiteten, um ganze 13 Prozent. Aber der Kontakt zu Kollegen bleibt nach wie vor wichtig: So stimmen fast 45 Prozent der Arbeitnehmer zu, dass es Aktivitäten gibt, welche die persönliche Interaktion zwischen den Kollegen erfordern. Den größten Vorteil in der Heimarbeit sehen 70 Prozent der Arbeitnehmer in einem besseren Ausgleich von Arbeit und Freizeit. Die Frage, wie glücklich sie bei der Arbeit seien, beantworteten diejenigen Befragten, die im Homeoffice arbeiten können, auf einer Skala von eins bis zehn im Schnitt mit über acht. Bei allen anderen Angestellten liegt der Wert bei nur 7,4.

Homeoffice hat sogar Auswirkungen auf die Kündigungsrate: So konnte von der Stanford University belegt werden, dass sich die Fluktuationsrate um 50 Prozent reduzieren ließ, nachdem Unternehmen mobile Arbeitsmöglichkeiten geschaffen hatten. Dies könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass Mitarbeiter durch das Homeoffice im Schnitt 4,4 Stunden pro Woche sparen – insbesondere deshalb, weil der Arbeitsweg entfällt. Eine Trendwende steht also bevor: Während 2003 gerade einmal 8 Prozent der deutschen Unternehmen digital gestützte, flexible Arbeitsformen anboten, waren es 2016 mit 36 Prozent bereits fünf Mal so viele. Auch bezüglich der häufig geäußerten Angst vor Kontrollverlust zeigten sich die von Samsung und You-Gov befragten Führungskräfte gelassen. Für über 85 Prozent macht es das Homeoffice nicht schwieriger, die Arbeit der Mitarbeiter zu bewerten. [kun]

[Quelle: Trendreport #NewOfficeRoutines von Samsung Electronics GmbH, Stand Februar 2018]

* *Martin Böker, Samsung Electronics GmbH, und Dr. Holger Schmidt, Netzökonom

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