VDMA-Studie Beinahe dreiviertel der Maschinenbauer von Produktpiraterie betroffen

Redakteur: Katharina Juschkat

Produktpiraterie richtet knapp 7,3 Milliarden Euro Schaden bei Maschinen- und Anlagenbauern in Deutschland an, betroffen sind laut dem VDMA 71 %. Auch für Verbraucher sind Plagiate problematisch, denn die Fälschungen bergen häufig ein hohes Sicherheitsrisiko.

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Mit Produktfälschungen haben 71 % aller Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland zu kämpfen.
Mit Produktfälschungen haben 71 % aller Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland zu kämpfen.
(Bild: ©Goss Vitalij - stock.adobe.com)

Produktpiraterie trifft Unternehmen hart: Neben den Umsatzverlusten haben die betroffenen Unternehmen auch mit Imageschäden oder ungerechtfertigten Regressansprüchen zu kämpfen. Trotz vieler Abwehrbemühungen fügen Produktpiraterie und Wissensdiebstahl den Maschinen- und Anlagenbauern einen erheblichen Schaden zu, berichtet der VDMA. Fälschungen aus China sind mit weitem Abstand die größte Gefahrenquelle. Laut der aktuellen VDMA-Studie Produktpiraterie sind 71 % der Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland von Produkt- oder Markenpiraterie betroffen. Der geschätzte Schaden beläuft sich dabei auf 7,3 Milliarden Euro jährlich.

Markenimitationen nehmen zu

Im Vergleich zur vorangegangenen Studie aus dem Jahr 2016 hat sich der absolute Unternehmensschaden damit nicht geändert. Allerdings hat sich für 39 % der Befragten die Schädigung und Bedrohung ihrer Unternehmen durch Produktpiraterie in den vergangenen beiden Jahren weiter verschärft. „Neben Umsatzverlust und Verlust von Arbeitsplätzen sind in den betroffenen Unternehmen darüber hinaus monetär schwer zu bewertende Folgen festzustellen, zum Beispiel Imageverlust, Verlust des Marktvorsprungs oder ungerechtfertigte Regressanforderungen“, erläutert Steffen Zimmermann, Leiter VDMA Competence Center Industrial Security.

Erstmals zeigt sich dieses Jahr bei den Plagiaten ein Wandel: Standen bisher rein technische Nachbauten im Fokus, werden jetzt verstärkt Imitationen des äußeren Erscheinungsbildes oder ganzer Marken zum Problem, um über optische Nachahmung am guten Image eines Unternehmens teilzuhaben.

Plagiate stellen nachweisbar ein Sicherheitsrisiko dar: 36 % der Unternehmen berichten von Fälschungen, die eine Gefahr für Bediener, Anwender oder die Umwelt mit sich bringen. Bedenklich ist auch, dass der Vertrieb von Plagiaten über B2B-Plattformen im Internet stark zugenommen hat – von 28 % im Jahr 2016 auf nun 40 % Nennungen.

Die meisten Plagiate kommen aus China

Die Volksrepublik China bleibt sowohl im Vertrieb, aber besonders in der Herstellung von Plagiaten unangefochten an der Spitze. 82 % der befragten Unternehmen nannten China als Herkunftsort von Plagiaten. Zudem stellt das Land mit 44 % auch den am häufigsten genannten Absatzmarkt für Plagiate. Hinter den Chinesen folgt mit deutlichem Abstand die heimische Konkurrenz. Allerdings ist der Ideenklau in der Nachbarschaft rückläufig – nur noch 19 % nannten deutsche Unternehmen als Quelle von Plagiaten. 2016 waren es noch 24 % gewesen. Dicht dahinter folgt Italien (18 %).

Die chinesischen Plagiate werden nicht nur für den Vertrieb vor Ort hergestellt, sondern weltweit auf den Markt gebracht. „Häufig berichten uns VDMA-Mitglieder – selbst in Deutschland – von Händlern und Fälschern, die ihre Plagiate trotz rechtskräftiger Urteile mit nur geringfügigen Änderungen weiterverkaufen oder selbst nach etlichen Plagiatsfällen unvermindert auf Messen angetroffen werden“, kritisiert Zimmermann. „Insbesondere die bisherigen Aktivitäten vor Ort – also in den typischen Plagiatsländern – reichen nicht annähernd aus, um die Unternehmen adäquat im Kampf gegen Plagiate zu unterstützen.“

Ein Drittel der Betroffenen geht nicht dagegen vor

Im Plagiatsfall ist das Mittel der Wahl, die geltenden Rechte erst außergerichtlich und dann zivilrechtlich durchzusetzen. Mehr als ein Drittel der betroffenen Unternehmen ergreift jedoch keinerlei Maßnahmen. Dies trifft vor allem auf kleine und mittlere Unternehmen zu, hängt aber auch von der Kenntnis über den konkreten Fälscher ab. Große Enttäuschung herrscht bei den befragten Unternehmen über die Unterstützung im Ausland. 85 % der Betroffenen beklagen eine mangelnde Unterstützung der jeweiligen Behörden, 83 % fehlt das nötige Engagement der lokalen Messegesellschaften im Ausland.

Die Studie Produktpiraterie 2018 wurde durch das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC), auf Basis einer Umfrage unter den VDMA-Mitgliedern im Frühjahr 2018 erstellt. An der Umfrage beteiligten sich knapp 140 Mitgliedsfirmen aus dem Maschinenbau. Davon waren gut die Hälfte Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis 100 Millionen Euro.

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