Verbindungstechnik Dreiseil-Umlaufbahn in Kitzbühel setzt Maßstäbe an Sicherheit, Komfort und Zuverlässigkeit
Skifahrer wollen vor jeder Abfahrt zunächst einmal sicher und bequem auf den Berg gelangen. Mit der Dreiseil-Bahn in Kitzbühel wurden unlängst zwei große Skigebiete verbunden. Errichtet wurde die Anlage von der Firma Doppelmayr, die wegen der hohen Qualitäts- und Sicherheits-Anforderungen Komponenten von Phoenix Contact einsetzt.
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Seit über 75 Jahren steht die Bergbahn in Kitzbühel (BAG) für zeitgemäßes Wintervergnügen. Mit Innovationen in punkto Sicherheit und Komfort für ein perfektes Ski-Erlebnis zählt sie zu den großen und renommierten Seilbahn-Unternehmen der Welt. Der jahrzehntelang gehegte Wunsch, die beiden Kitzbüheler Skigebiete Hahnenkamm/Pengelstein und Jochberg/Resterhöhe mit einer Seilbahn zu verbinden, ging mit diesem Projekt in Erfüllung. Die oft als spektakulärste Dreiseil-Umlaufbahn der Welt gepriesene Seilbahn ist zur Hauptschlagader des gesamten Skigebietes geworden.
Erst die jüngsten Entwicklungen in der Seilbahntechnik haben es ermöglicht, den Talboden des Saukasergrabens in seiner gesamten Breite direkt zu überspannen. Die Kombination aus Länge, Spannfeld, Bodenabstand und moderner Technik macht dieses Projekt einzigartig. Eine weitere Besonderheit der Bahn ist die hohe Kompaktheit des Antriebsmotors im Vergleich zu früheren Antriebsaggregaten. „Die spezifische Transport- und Geländesituation ermöglicht uns einen ökonomischen Betrieb der Anlage“, erläutert Hans Peter Schwaiger, Betriebsleiter der BAG. „Zum Anfahren und Bremsen brauchen wir 1200 kW, im Normalbetrieb kommen wir aber mit 400 kW aus.“
Hohe Anforderungen an die Komponenten
Errichtet hat die Anlage das österreichische Unternehmen Doppelmayr Seilbahnen. Die Gruppe Doppelmayr/Garaventa gilt als Technologieführer sowie als weltweiter Marktführer im Seilbahnwesen. Mit Produktionsstandorten sowie Vertriebs- und Service-Niederlassungen in über 30 Ländern wurden über 13.500 Seilbahnsysteme in über 70 Staaten realisiert. In enger Zusammenarbeit mit ihren Kunden entwickelt die Gruppe Personentransport-Systeme für Sommer- und Wintertourismus-Gebiete sowie zeitgemäße Systeme für den Personennahverkehr.
Von Phoenix Contact kamen bei der Errichtung der Seilbahn-Anlage unterschiedliche Produkte zur Energieverteilung zum Einsatz. An die Komponenten werden dabei hohe Anforderungen gestellt — wie hohe Kältefestigkeit, Halogenfreiheit sowie wartungsfreie Verbindungen. Die Reihenklemmen mit Schraub-Anschlusstechnik aus dem Clipline-Programm erfüllen diese Ansprüche, denn durch das patentierte Reakdyn-Prinzip ist ein Nachziehen der Schraubanschlüsse nicht erforderlich. Die Metallteile bestehen aus hochwertigen, spannungsriss- und korrosionssicheren Kupferlegierungen, die Elementbildung bei Feuchtigkeit sowie Korrosion ausschließen.
Die Isoliergehäuse der Schraubklemmen werden aus Recycling-fähigem Polyamid 6.6 gefertigt. Dieser hochelastische und schlagresistente Kunststoff ist halogenfrei und UV-beständig und hat außerdem eine Kältefestigkeit bis – 40°C sowie eine hohe Alterungsbeständigkeit. Gerhard Netzer, Mitarbeiter in der Projektierung Elektrotechnik und Elektronik bei Doppelmayr: „Neben den technischen Eigenschaften der Produkte hat uns vor allem die Bandbreite der Produktpalette sowie der Service überzeugt.“ So wurden alle Schaltschränke mit Schraub-Reihenklemmen aus der Produktfamilie Clipline ausgerüstet.
Störungsfreie Signalanpassung
Auch für die Verarbeitung der elektrischen Signale galten besondere Anforderungen. Die Übertragung analoger Signale ist nicht nur in industriellen Umgebungen, sondern auch bei einer Seilbahn störanfällig. Modulare Konverter für die Mess-, Steuer- und Regelungstechnik vermeiden die Verfälschung analoger Signale durch externe Störgrößen. Mittels exakter Umsetzung, Trennung sowie Anpassung analoger Signale sichern und erhöhen die Konverter die Übertragungsqualität und damit die Güte von Regelkreisen. Die verwendeten Relais aus der Produktfamilie PLC-Interface von Phoenix Contact bieten die Sicherheit, die bei Anlagen für den Personentransport unerlässlich ist: sichere Trennung nach DIN EN 50 178, Schutz gegen Umwelteinflüsse nach IP67 sowie hochwertige Anschlusstechnik. Zudem bieten die PLC-Komponenten ein teilungsfreies Steckbrückensystem zur Reduzierung des Verdrahtungsaufwands.
Auch die freie Konfigurierbarkeit der Signaltrenner hilft, Kosten zu sparen. Eine der Anforderungen von Doppelmayr lautete, dass nur eine Modellvariante am Lager gehalten werden sollte. Diese lässt sich bei Bedarf auch anders konfigurieren, denn die Trennverstärker dienen auch als Schnittstelle zwischen Automatisierungsgeräten und Anlagenperipherie. Hier entschied man sich für MCR-Trennverstärker, die je nach Bedarf zur Signalanpassung, Verstärkung oder Filterung analoger Signale einsetzbar sind.
Es nutzt auch ökologisch
Die BAG konnte noch an anderer Stelle sparen: Der aufwändige Bustransport zwischen den beiden weit auseinander liegenden Skigebieten wurde erheblich reduziert. Der Verkehr verlagerte sich von der Straße in die Luft, was auch ökologisch sinnvoll ist. Nach Abschluss des Projekts äußern sich die Beteiligten zufrieden, was die Sicherheit und Qualität der eingesetzten Produkte anbelangt: „Die Sicherheit unserer Fahrgäste steht bei allen Anlagen an erster Stelle“, so Betriebsleiter Schwaiger, „deshalb müssen wir uns hundertprozentig auf die Technik verlassen können.“ Und Doppelmayr-Mitarbeiter Netzer ergänzt: „Die hohe Qualität der eingesetzten Komponenten ist für uns selbstverständlich — nur so können wir Beeinträchtigungen während der Skisaison ausschließen.“ Neben der Produktqualität war für ihn auch die kompetente Betreuung durch Phoenix Contact sowie der Vorteil, die vielen unterschiedlichen Komponenten aus einer Hand zu beziehen, wichtig.
Das Dreiseil-System der Kitzbühler Seilbahn
Die bei der Dreiseil-Bahn eingesetzte Technik aus dem Hause Doppelmayr ist ungewöhnlich: Die 24 Kabinen, die bis zu 30 Personen fassen, werden – wie auf Schienen – von zwei Tragseilen geführt und von einem Zugseil gezogen. Durch die fast horizontale Seilführung – zwischen Bergstation und Talstation liegen nur knapp 140 m – muss im Unterschied zu anderen Bahnen das Gewicht der Kabinen nicht in die Höhe gezogen werden. Zudem ist das Gewicht der Kabinen gleichmäßig auf die ganze Strecke verteilt – im Unterschied zu einer Pendelbahn. Weitere Gründe für die Entscheidung zum Bau einer Dreiseil-Bahn waren die hohen Transport-Kapazitäten und Wind-Stabilität. Außerdem musste eine horizontale Distanz von 3610 m überwunden werden. Das längste Spannfeld – die Länge zwischen den Liftstützen – beträgt 2507 m, die maximale Höhe über dem Grund rund 400 m. Die Seile hat die Schweizer Seilschmiede Fatzer geliefert: vier verschlossene Tragseile mit 54 mm Durchmesser sowie das kompaktierte 42 mm starke Zugseil. Die Seile, die in Bezug auf Festigkeit, Eigengewicht und ausgewogenes Drall-Verhalten hohen Anforderungen entsprechen, wurden in fein abgestimmten Verseilungsprozessen nach Maß gefertigt.
Martin Rauhofer, Produktmanager industrielle Verbindungstechnik, Phoenix Contact Österreich
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