Weidmüller Elektrokonzern will R.Stahl schlucken

Redakteur: Robert Weber

Weidmüller will den Explosionsschutz-Spezialisten R.Stahl übernehmen. Der Detmolder Elektrokonzern unterbreitete ein öffentliches Übernahmeangebot für alle Aktien von R.Stahl zu einem Preis von 47,50 Euro pro Aktie (insgesamt über 300 Mio. Euro). Mit der Veröffentlichung der Angebotsunterlage rechnet Weidmüller Mitte Mai 2014. Das Familienkonsortium, Hauptaktionär von R. Stahl, hatte im Vorfeld eine Aufnahme von Gesprächen abgelehnt.

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Die Automatisierung produktiver und einfacher gestalten, bei mehr Leistung - das verspricht Weidmüller mit seiner neu entwickelten elektronischen Interfacetechnik.
Die Automatisierung produktiver und einfacher gestalten, bei mehr Leistung - das verspricht Weidmüller mit seiner neu entwickelten elektronischen Interfacetechnik.
(Weidmüller)

Ein Schulterschluss zweier Familienunternehmen steht an: Die Produktportfolien von Weidmüller und R.Stahl in der Prozess- und Energietechnik sollen sich zukünftig ergänzen. Die beiden Unternehmen wollen sowohl Systemlösungen als auch Komponenten effizient entwickeln, produzieren und vertreiben sowie in weitere Länder expandieren. Im Geschäftsjahr 2013 erzielte Weidmüller einen Konzernumsatz in Höhe von 640,3 Mio. Euro. R.Stahl erzielte 2013 nach vorläufigen Angaben einen Umsatz von 304,4 Mio. Euro.

Gemeinsam unabhängiger von Konjunkturzyklen

Dr. Peter Köhler, Vorstandsvorsitzender von Weidmüller, sagte zu dem Übernahmeangebot: „Der Zusammenschluss mit R.Stahl wäre ein wichtiger Schritt, um unseren jeweiligen Kunden eine breitere Produktpalette anbieten zu können und uns damit noch besser im internationalen Wettbewerb aufzustellen. Dieser ist insbesondere geprägt vom weltweit enormen Bedarf im Bereich Automatisierung und industrielle Produktion. Unternehmensgröße erlangt in diesem Umfeld eine entscheidende Bedeutung. So können wir unseren Kunden gemeinsam bessere Lösungen zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten.“

Die industrielle Logik eines Zusammenschlusses würde beide Unternehmen dabei unterstützen, ihre Wachstumsziele zu erreichen. R.Stahl kann auch in andere Industrien expandieren, etwa den Energiebereich. Der deutsche Standort Waldenburg bliebe die Zentrale für die Führung der Geschäfte in der Prozessindustrie. R.Stahl soll sich zukünftig unter seiner etablierten Marke genauso entwickeln wie in der Vergangenheit. Der Zusammenschluss würde auch für Weidmüller am Standort Detmold die Basis für weiteres Wachstum legen.

Anders sieht es der Vorstand der R. Stahl AG. Elektrotechnik liegt das Statement des Unternehmens von gestern Abend vor: „Bereits im Vorfeld haben Vertreter der Firma Weidmüller das Gespräch mit dem Familienkonsortium als unserem Hauptaktionär gesucht. Das Familienkonsortium hat eine Aufnahme von Gesprächen abgelehnt. In der Vergangenheit wurde R. Stahl häufiger mit Anfragen dieser Art konfrontiert. In all diesen Fällen hat das Familienkonsortium zum Unternehmen gestanden, um die Unabhängigkeit weiter zu bewahren." Allerdings: In Analystenkreisen heißt es seit heute Vormittag, dass sich die Familienmitglieder nicht immer einig seien. Der Finanzvorstand Bernd Marx von R.Stahl hielt sich gestern bedeckt, räumte aber, nach Angaben von www.diestimme.de, seine Überraschung über das Übernahmeangebot ein.

Den Lösungsanbieter im Fokus

Mit R. Stahl forciert Weidmüller das in allen Geschäftsfeldern angestrebte Ziel, sich vom Komponentenhersteller zum Lösungsanbieter zu entwickeln. Dabei stehen ganzheitliche Verbindungssysteme und Anschlusslösungen im Vordergrund. Gegenüber dem Börsenkurs am Tag vor Bekanntgabe des Übernahmeangebots bedeutet der Angebotspreis in Höhe von 47,50 Euro eine Prämie von 47,9 Prozent. Weidmüller wird die Angebotsunterlage zur Gestattung bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) einreichen.

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