Forschungsprojekt Eden ISS Erstes Weltraumgemüse in der Antarktis geerntet

Redakteur: Sariana Kunze

Das Forschungsprojekt Eden ISS konnte erstmals in der Antarktis in einem Gewächshaus-Container Salate, Gurken und Radieschen ernten. Ziel dieser Expedition ist es, den Gemüseanbau für den Weltraum zu testen. Hierfür spielt auch die Analyse des Energiebedarfs mittels eines Messsystems eine Rolle.

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Ingenieur und Antarktis-Gärtner Paul Zabel vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme freut sich über die erste Gemüseernte im Gewächshaus und über den positiven Verlauf der Expedition.
Ingenieur und Antarktis-Gärtner Paul Zabel vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme freut sich über die erste Gemüseernte im Gewächshaus und über den positiven Verlauf der Expedition.
(Bild: EDEN ISS / EDEN ISS / DLR / CC BY 3.0 / BY 3.0)

Wenn Ingenieure zu Gärtnern werden und anstatt auf dem Mars, Gemüse in der Antarktis anbauen und ernten, dann handelt es sich um das Forschungsprojekt Eden ISS des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

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Während die Temperaturen in der Antarktis langsam auf Werte unter minus 20 Grad Celsius fallen und auch die Sonne nur noch flach über dem Horizont steht, wächst und gedeiht die Pflanzenzucht im Versuchsgewächshaus Eden ISS. Nach den ersten drei Wochen hat Paul Zabel vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bis in die vergangenen Tage hinein die ersten Früchte im eisigen Umfeld geerntet. 3,6 kg Salat, 70 Radieschen und 18 Gurken hielt er bei der ersten Ernte jeweils in der Hand. Was nun den Speiseteller der Überwinterer bereichert, zeigt wie sich zukünftig auch Astronauten auf Mond und Mars mit frischer Nahrung versorgen könnten.

4 bis 5 kg Frischgemüse sind geplant

„Nachdem die Saat Mitte Februar ausgebracht war, hatte ich mit einigen unerwarteten Problemen zu kämpfen, wie kleineren Systemausfällen und dem stärksten Sturm seit mehr als einem Jahr“, erklärt Ingenieur und Antarktis-Gärtner Paul Zabel vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme. „Glücklicherweise ließen sich all diese Dinge beheben und überstehen." Projektleiter Daniel Schubert ergänzt: „Wir haben in den letzten Wochen vieles über die autarke Pflanzenzucht gelernt, es zeigt sich, dass die Antarktis ein ideales Testfeld für unsere Forschung ist.“ Mittlerweile wachsen alle geplanten Pflanzen im Gewächshaus, darunter Radieschen, verschiedene Salate, Tomaten, Gurken, Paprika sowie Gewürze (Basilikum, Petersilie, Schnittlauch und Koriander). „Nur bei der Erdbeerzucht muss man sich noch etwas gedulden“, so Schubert. „Hier warten wir noch auf die erfolgreiche Aussaat.“ Im Mai erwarten die DLR-Forscher dann den vollen Betrieb des Container-Gewächshauses. Dann sollen pro Woche rund 4 bis 5 kg Frischgemüse geerntet werden.

Salat schmeckt wie frisch aus dem Garten

An der Neumeyer-Station III des Alfred-Wegener-Instituts sind derzeit zehn Überwinterer untergebracht. Frisches Gemüse der letzten Lieferung Ende Februar ist mittlerweile aufgebraucht, so dass sich die Bewohner über die frische Ergänzung auf Ihrem Speiseteller freuen. „Es war etwas Besonderes, den ersten frischen Salat der Antarktis vor Augen zu haben“, sagt Stationsleiter Bernhard Gropp „Er hat geschmeckt, als hätten wir ihn frisch im Garten geerntet.“ Paul Zabel verbringt derzeit rund drei bis vier Stunden täglich mit der Pflege und Zucht der Pflanzen im Gewächshaus, das rund 400 m entfernt von der Neumayer-Station III steht. Dabei ist er hauptsächlich beschäftigt mit der Überprüfung der technischen Systeme und typischen Gärtnertätigkeiten wie dem Beschneiden der Pflanzen. Derweil steht er in regelmäßigem Kontakt mit dem Kontrollzentrum im DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen, von wo aus die Pflanzenzucht aus der Ferne überwacht wird. An besonders stürmischen Tagen, wie zuletzt am 21. März, überwachen Projektleiter Daniel Schubert und sein Team um Matthew Bamsey und Conrad Zeidler das Gewächshaus vollständig aus Bremen, bis Paul Zabel wieder zurück gelangen kann. Diese Überbrückung ist für bis zu drei Tage möglich.

Analyse des Energiebedarfs

Während der Antarktisexpedition liefert ein Energiemesssystem wertvolle Daten zum Energieverbrauch der einzelnen Subsysteme und Komponenten. Für Eden ISS wurde eine maßgeschneiderte Diris Digiware-Lösung von Socomec aus 36 Messpunkten, Anzeigeeinheit und Kommunikationseinheit zusammengestellt und im Gewächshaus installiert. Teilbare und flexible Sensoren reduzieren dabei den Montageaufwand auf ein Viertel gegenüber traditionellen Messsystemen, und das Plug & Play-Konzept, bei dem die Module und Kabel mit Klickverschlüssen verbunden werden, vermeidet Anschluss- und Installationsfehler. Mit Hilfe dieser Daten wird es den Wissenschaftlern des DLR möglich sein, genaue Aussagen über den Energiebedarf eines Weltraum-Gewächshauses zu treffen und Komponenten zu identifizieren, bei denen die Energieeffizienz verbessert werden muss.

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