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Welche Potenziale und Entwicklungen gibt es in diesem Bereich?
Gerhard Baus: Die wichtigste Entwicklung der letzten Jahre war und ist der 3D-Druck. Viele Experten erwarten, dass dieses Verfahren die Zukunft der Kunststoffverarbeitung nachhaltig verändern wird. Und bereits jetzt sind wir auf dem Weg, dass auf diese Weise Funktionsteile hergestellt werden. Auf jeden Fall sind auch dort Bauteile für die Bewegung gefragt. Und diese Bewegung gegen ein anderes Bauteil verursacht Reibung und Verschleiß. Igus hat in den letzten Jahren auf diesem Gebiet intensiv geforscht und Lösungen vorgestellt, die schmierfrei und trotzdem um ein Vielfaches verschleißfester sind als alle gängigen Materialien für den 3D-Druck. Insgesamt bieten wir inzwischen sechs verschiedene Filamente für das FDM-Verfahren an. So kann, je nach Wunsch, der Schwerpunkt beispielsweise auch auf die leichte Verarbeitung (Iglidur I150-PF), eine hohe Festigkeit (Iglidur I180-PF) oder hohe Anwendungstemperaturen gepaart mit Verschleißfestigkeit (Iglidur J260-PF) gelegt werden. Darüber hinaus bieten wir seit rund einem Jahr ein Material für das Lasersintern an, das mindestens dreimal abriebfester ist als Vergleichsmaterialien. Und da nicht jeder über einen eigenen 3D-Drucker verfügt, bietet Igus seinen Kunden einen 3D-Druckservice an, über den Anwender ihre Bauteile bestellen können. CAD-Dateien hochladen, Abmessungen festlegen und anschließend das gewünschte Material auswählen. Die Dauer beträgt vom Auftragseingang bis zur Auslieferung der fertigen Produkte in der Regel zwei bis drei Werktage, je nach Umfang der Bestellung. Bei komplexen Bauteilen kann die Lieferzeit unter Umständen weitere zwei bis drei Tage betragen.
Marc Leidner: Die Produktion, auch in der Kunststoff- und Kautschukindustrie, entwickelt sich immer mehr von der Massenfertigung hin zu kundenspezifischen Kleinserien. Daher muss die notwendige Flexibilität vorhanden sein, um die Produktion jederzeit effizient verändern und anpassen zu können. Hierfür ist eine stärkere Kollaboration zwischen Mensch und Roboter, zwischen Automatisierungsinseln und sogar zwischen Produktionsstandorten erforderlich. Die Fabrik der Zukunft wird neben dieser Kollaboration auch durch die Digitalisierung geprägt. Diese sorgt dafür, dass mit gewonnenen Informationen bessere Entscheidungen und Abläufe realisiert werden – angefangen beim Engineering und der Inbetriebnahme bis hin zu Betrieb und Instandhaltung der Produktion.
Dr. Thomas Wisspeintner: Dem weltweiten Trend folgend, geht auch die Kunststoff- und Kautschukindustrie immer weiter in Richtung 100%-Qualitätssicherung. Zum einen verlangt der Markt Perfektion der Endprodukte, zum anderen müssen Wettbewerbsfähigkeit und ein sparsamer Umgang mit Ressourcen im Auge behalten werden. Hersteller steigern ihre Wettbewerbsfähigkeit, indem sie den Produktionsprozess im Gesamten überblicken und bei Produktionsfehlern umgehend eingreifen können. Dadurch wird Ausschuss reduziert und gleichzeitig Geld gespart. Der Materialeinsatz sinkt, was nicht nur der Ressourcenschonung dient, sondern auch die fortlaufende Produktion sichert, da Material nicht immer einfach zu beschaffen ist. Instabile Rohstoffversorgung ist ein Thema, mit dem dieser Industriezweig immer wieder zu kämpfen hat, genauso wie die Abhängigkeit vom Ölpreis. Zunehmende Industrialisierung und der Weg hin zu Industrie 4.0 sind weitere Gründe für Unternehmen der Kunststoff- und Kautschukindustrie, den Produktionsprozess durch präzise Messtechnik zu optimieren.
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