4. Energieeffizienz-Index Getrübte Aussichten für die Sparziele – Investitionsbereitschaft sinkt

Redakteur: Carina Schipper

Deutsche Unternehmen planen, im kommenden Jahr anteilsmäßig weniger für Sparmaßnahmen auszugeben. Der Energieeffizienz-Index ist im Sommer 2015 um ein Drittel gesunken, wie das Stuttgarter Universitätsinstitut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) in der jüngsten Veröffentlichung berichtet.

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(Bild: Universität Stuttgart)

Die Bedeutung des Themas und der Anteil der Investitionen in Effizienzprojekte an den Gesamtinvestitionen sind zwar seit der letzten Erhebung deutlich gestiegen, aber: erstmals liegen die Erwartungen der Unternehmen unter ihrer Einschätzung der aktuellen Lage. Seit 2013 ermitteln die Stuttgarter Wissenschaftler zusammen mit der Deutschen Energie-Agentur (Dena), dem Bundesverband der deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA und dem TÜV Rheinland halbjährlich die Einstellung sowie aktuelle und geplante Aktivitäten der deutschen Industrie zum Thema Energieeffizienz. Aus den aktuellen Zahlen geht hervor, dass der Index Vergleich zur Wintererhebung um rund 35 % gefallen ist. Er besteht aus drei Teilindices, welche die Bedeutung, die Investitionen und die Energieproduktivität jeweils für die Gegenwart und die Zukunft abbilden. Der Produktivitätsindex, also das Maß für die Energeproduktivitätssteigerung im Vergleichszeitraum, ist um mehr als 75 % gesunken. Der Bedeutungsindex hingegen verzeichnet einen leichten Anstieg um 12 %. Die Unternehmen geben den Anteil der Investitionen in Energieeffizienz an den Gesamtinvestitionen knapp dreimal so hoch an wie im letzten Halbjahr, so die Forscher. „Eine Trendwende zeichnet sich ab“, so EEP-Institutsleiter Prof. Alexander Sauer, „denn bisher waren für die Zukunft immer größere Anstrengungen und Energieeffizienzsteigerungen geplant als in der Gegenwart. Daher ist in der nahen Zukunft nicht mehr mit einer weiteren Steigerung der Anstrengungen im Bereich Energieeffizienz zu rechnen.“

Das EEP erstellte den Sommer-Index 2015 über die Befragung von 371 produzierenden Unternehmen aus 21 Branchen (160 flossen in die Indexbildung ein). Ein Drittel der indexrelevanten Unternehmen war klein (unter 50 Mitarbeiter) oder sehr klein (unter 10 Mitarbeiter), zwei Drittel gehörten zur Gruppe der mittleren und großen Unternehmen.

Anreize scheinen für kleine Unternehmen nicht auszureichen

(Bild: Universität Stuttgart)
In fast allen kleinen und kleinsten Unternehmen kümmern sich ausschließlich interne Mitarbeiter um das Thema Energieeffizienz, erklärt das EEP. Scheinbar greifen die aktuellen Angebote der Politik, externe Beratung zu finanzieren, nicht und reichen als Anreiz für weitere Investitionen nicht aus. 50 % der kleinsten und 25 % der kleinen Unternehmen planen weder heute noch in den kommenden 12 Monaten Investitionen in die Verbrauchsverbesserung. Bei den mittleren und großen Unternehmen wollen zwar nur 5 % in Sachen Energiesparen nicht in Tasche greifen, aber in Zukunft wird sich laut der Erhebung dieser Anteil auf 9 % beziehungsweise 11 % in etwa verdoppeln. „In Summe zeichnet sich aktuell ein Bild ab, das keine weitere Steigerung der Effizienzbemühungen in der Zukunft erwarten lässt – wir müssen im Bereich Sensibilisierung und Anreizsysteme deutlich nachlegen, wenn es mit der Energiewende etwas werden soll,“ so der EEP-Beiratsvorsitzende Heinz Dürr.

Unternehmen finanzieren konservativ

(Bild: Universität Stuttgart)
Erstmals nahmen die beteiligten Institute bei den stets wechselnden Sonderfragen des Index das Thema Finanzierung in den Blick. Fast die Hälfte, nämlich 43 % aller befragten Unternehmen, würden für Effizienzmaßnahmen eine klassische Mischung aus Eigen- und Fremdfinanzierung wählen. Nur 9,3 % würden sich auf innovative Contracting-Modelle einlassen. Gerade kleine Unternehmen bleiben konservativ bei der Finanzierung, heißt es. Contracting kommt aktuell nur für mittlere und große Unternehmen in Frage - es fehlt also der breite Markt für innovative Finanzierungskonzepte.

Welche Anreize greifen?

Die Bundesregierung versucht bei den Zuschüssen bereits nachzusteuern. Ein Schritt in die richtige Richtung, denn 45 % der Unternehmen geben als für sie besonders wirksamen Anreiz für weitere Investitionen einen Zuschuss oder eine Prämie an. Aber auch Steuererleichterungen und Abschreibungsvorteile fördern die Bereitschaft stärker auf Effizienz zu setzen deutlich. „Angesichts der aktuell eingetrübten Aussicht für weitere Fortschritte bei der Energieeffizienz in der Produktion wären derartige politische Maßnahmen ein wichtiges Signal“, äußert sich EEP-Chef Alexander .

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