MES-Forum: Effektive Fabrik 2008 In Fertigungs-Prozessen stecken noch Reserven
Auf dem 3. MPDV-Forum „Effektive Fabrik“ diskutierten im Juni gut 120 Geschäftsführer und Führungskräfte das Thema „Produktivität am Standort Deutschland“. Einhelliges Fazit: Mit MES-Systemen könne sich noch brachliegendes Potenzial heben lassen. Zwei Anwender, der Automatisierer Phoenix Contact und der Automobilzulieferer Linden, berichteten über Erfahrungen beim Einsatz des MES-Systems Hydra.
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Manufacturing Execution System und Fabriken, für viele ein unendliches Thema. Eines, bei dessen Realisierung sich manches Unternehmen schwer tut. Denn darüber reden ist eine Seite der Medaille, echte Realisierungen die andere. Wie Firmen sich diesem Thema nähern können, das Forum „Effektive Fabrik“ zeigte Wege dahin auf. Veranstaltet von MPDV aus Mosbach beleuchtete das Forum die Produktivität am Standort Deutschland, legt dar, wo die Wirtschaftlichkeitspotenziale brach liegen und wie sie sich heben lassen.
Voraussetzung zum Erschließen der Reserven ist, Verschwendungen im Produktions-Prozess zu erkennen und zu beseitigen. MES gilt dafür als Werkzeug, den Spaten an der richtigen Stelle anzusetzen, wie es Jochen Schumacher formuliert. Der Leiter des MPDV-Campus rät, die drei beeinflussbaren Wirtschaftlichkeitsfaktoren Kosten, Zeit und Qualität auf den gemeinsamen Nenner Zeit umzurechnen, um so die schlummernden Reserven quantifizierbar aufspüren zu können. Der Lösungsweg aus der Misere ist für ihn, sich das Zielquadrat der modernen Fertigung vor Augen zu führen: Transparenz, Prozesssicherheit (Effizienz), kurze Durchlaufzeit (Reaktionsfähigkeit) und Mitarbeitereinbindung sind vier Faktoren, über die sich Wirtschaftlichkeit heute verbessern lässt. Noch fehle jedoch in den meisten Unternehmen der Mechanismus zum systematischen Ermitteln der störenden Prozesseinflüsse.
Innovation und Produktion nicht trennen
Eine Zukunft ohne MES, für Roland Bent ist sie nur schwer vorstellbar. Der Geschäftsführer der Phoenix Contact GmbH & Co.KG aus Blomberg plädiert dafür, Innovation und Produktion nicht zu trennen: „Ein Entwickler, der nicht erlebt, wie seine Produkte angewendet werden, verliert eine wesentliche Motivationsquelle.“ Für ihn sind eine dauerhafte räumliche Trennung von F&E und Produktion oder Marketing und F&E einer Innovationskultur nicht dienlich. Schon deshalb belässt Phoenix Contact den Kern seiner Produktion in Deutschland.
Vor gut zwei Jahren hat der Blomberger Automatisierer MES zwar in seine Produktpalette integriert, es aber in seiner eigenen Fertigung selbst nicht realisiert. Das ist seit kurzem anders: Mit Hydra von MPDV steuert Phoenix jetzt 30 Spritzmaschinen als MES-Pilotprojekt. „Wir waren da schlecht aufgestellt, was die Datenhaltung betrifft“, erklärt Roland Bent, warum man gerade mit dem Spritzgießen in die Welt des MES eintauchen will.
Die Lösung sieht wie folgt aus: Jede Maschine ist über ein Terminal mit dem MES-System verbunden. Mit dem Fertigungsleitstand und der Betriebsdatenerfassung wird demnächst begonnen. Warum man sich bei Phoenix Contact für Hydra entschieden hat, Roland Bent erklärt das wie folgt: „Es ist ein modulares System mit standardisierten Schnittstellen und einer hohen Integrationstiefe zu SAP.“ Doch bei aller IT und Software darf für Roland Bent etwas auf keinen Fall zu kurz kommen: Die Integration der Mitarbeiter. Roland Bent: „Wenn man die Mitarbeiter nicht mitnimmt, ist das Projekt zum Scheitern verurteilt.“
Produktivität muss über Produktion hinausgehen
Produktivität am Standort Deutschland, was das für einen Automobilzulieferer bedeutet, das weiß Michael Kastrup nur allzugut. Bei Linden, einem Spezialisten für Automobiles Nacht-Design und Hersteller von Auto-Schriftzügen und Marken-Emblemen, verantwortet er die zwei Produktionsstandorte in Lüdenscheid und in Hustope, Tschechien. Für ihn wird die „Produktivität“ in vielen Unternehmen vorrangig auf die Produktion bezogen: „Linden definiert die Produktivität auch über die Leistungsfähigkeit in den Bereichen Qualität, Entwicklung und Logistik. Die Definition der Produktivität muss über die Produktion hinausgehen.“ So ist für Michael Kastrup der Einsatz von vernetzten ERP- und MES-Systemen existenzielle Basis, um Prozesse steuern zu können. Er sieht in Hydra von MPDV das System, das die Verknüpfung zwischen einzelnen Produktionsbereichen ermöglicht. An 31 Spritzgussmaschinen und einem Flächenlackierautomaten setzt er Hydra ein, damit synchronisiert man die einzelnen Produktionsbereiche. Das Ergebnis: Reduzierung der Durchlaufzeit, Verbesserung der Qualität und Reduzierung der Lagerflächen. Michael Kastrup bilanziert: „Das Synchronisieren von Fertigungsstufen reduziert Verschwendungen und steigert die Produktivität bedeutend.“
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