Energiemanagement-Software Industrial Energy Software Congress 2016: Energie managen bringt Effizienz
Auf dem Industrial Energy Software Congress in Würzburg waren sich Aussteller, Referenten und Teilnehmer einig: Gute Konzepte sind gefragt, dann stecken im Energiemanagement die Effizienzhebel von Morgen.
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Noch vor wenigen Jahren siedelte das Thema in einer Branchennische, heute denken einige Experten bei Energiemanagement sogar „an einen Goldrausch“ mit Hilfe der vielen in den Prozessen gemessenen und gesammelten Energiedaten. Und genau um die ging es beim „Industrial Energy Software Congress 2016“ von elektrotechnik im VCC Würzburg, auf dem sich namhafte Referenten und Fach-Aussteller mit konkreten Software-Lösungen und Ansätzen für den Betriebsalltag beschäftigten.
„Es gibt viele Einsparpotenziale, die gehoben werden können“, eröffnete Bernd Weinig, elektrotechnik Publisher bei Vogel Business Media den Fachkongress, zu dessen Publikum Energiemanager ebenso wie Produktionsleiter, Prozessplaner, Servicetechniker, Umweltbeauftragte oder IT-Leiter zählten. „Wir wollen Nutzwert stiften, wenn es hier um Themen wie günstige Einstiege ins Energiemanagement, die Auswahl der richtigen Software oder auch ums Lastmanagement geht.“ Als Moderator rückte Weinig für die Lösungen den Menschen in den Fokus.
Wie wichtig diese Perspektive für das Thema Energie ist, hob auch Ulrich Schmack hervor, der mit einem Blick auf Millionen Klimaflüchtlinge seinen Vortrag „Strom, Wärme und Mobilität intelligent vernetzen“ startete. Der Geschäftsführer von Digital Energy Solutions, einem Joint-Venture von BMW und Viessmann, setzte sich mit dem Strukturwandel der Energiewende auseinander. „Wir haben eine Umkehr unseres Energiesystems von einem verbrauchsgesteuerten Erzeugungssystem in ein erzeugungsgesteuertes Verbrauchssystem.“ Zudem ließen sich die verschiedenen Sektoren Strom, Wärme und Mobilität koppeln. Auch das sorge für Komplexität. „Der Strukturwandel erfordert eine hohe Energieflexibilität und stellt Unternehmen vor wirklich große Herausforderungen“, erklärte Ulrich Schmack den Kongressteilnehmern deutlich. „Bisher ist der Strom für sie aus der Steckdose gekommen. Künftig müssen sie sich Gedanken machen, woher sie ihn nehmen. Es ist also klar, dass sich selbst kleinere Betriebe um ihr Energiemanagement kümmern müssen.“
50001 zielt auf Effizienz, nicht auf Einsparung
Ähnlich ungeschminkt packte Matthias Voigtmann von Energy Consulting Allgäu die ISO-Norm 500001 an: „Die 50001 will gar nicht die Energieeinsparung, das steht gar nicht in der Norm.“ Was auf den ersten Satz provokant klingt, hält der Allgäuer für eine große Chance, denn in ihr ginge es vor allem um Effizienz. „In Deutschland wird die Energieoptimierung rein als Steuerersparnis genutzt. Doch Fortgeschrittene nutzen die ISO 50001 zu dem, was sie dient - für Effizienz. Auch Energieeffizienz, aber vor allem Materialeffizienz“, so der Allgäuer Geschäftsführer. Und was von der Energieeffizienz zur Materialeffizienz führe, das sei eben die ISO 50001. Hier ist nach Ansicht von Voigtmann das große Potenzial zu heben. An die Amortisation einer Investition zu denken, habe ausgedient. Deutlich mehr stecke in den Prozessen und ihren Daten – und die lägen ohnehin meist schon vor. „Wir schaffen sinnvolle Messräume. Es geht ums Analysieren statt Messen. Das ist ein bisschen wie eine Buchstabensuppe, wir ordnen die Daten und was nicht an Wert vorliegt, lässt sich aus ihnen errechnen,“ erläutert der Berater, dessen Kunden weltweit von seiner Energiemanagement-Kompetenz profitieren, darunter auch Regierungen wie die von Kenia.
„Deutlich unter 15001 setzt meine Lösung an“, erklärte Detlef Olschewski von Cleopa offen. „Aber das ist das, was viele kleine Unternehmen wollen und brauchen.“ Und so erläuterte Olschweski, wie Betriebe einfach ins Energiemanagement einsteigen können mit Raspberry Pi und CleoPi.
Transparenz in die Energiedaten bringen
Tief in die modulare Energiedatenerfassung stieg Stephan Lampe von der Wago Kontakttechnik ein. Er verschaffte dem Fachpublikum im VCC in Würzburg einen Einstieg in die Transparenz der Energieflüsse. „Wir unterstützen bei der Energiedatenerfassung in der Feldebene bis zur Visualisierung der aufgenommenen Messgrößen“, so der Experte des Klemmenherstellers. Auch Stefan Reuther von der Copa-Data trat zusammen mit seinem Kunden, Thomas Winter von Köhl Maschinenbau, auf die Bühne. Am Beispiel der Referenz Nordgetreide, die Cerealien für Lidl herstellt, zeigten die beiden auf, warum die Energiekosten heute in den Fokus der Industrie rücken, wenn es um Stellschrauben zur Verbesserung der Maren geht. Wie sich Energiedaten mit Econ 4 analysieren lassen, demonstrierte Dr. Stehpan Theis von der Econ Solutions an einem konkreten Messkonzept gemeinsam mit seinem Kunden Wago.
Mit einer Live-Schaltung nach Hamburg zeigte Bernhard Böhrer von Webfactory eine Plattform für Big-Data-Anwendungen auf Basis von Webfactory i4. Was bringen IoT und Cloud im Kontext globalen Energiemanagements für die Prozesse in der Umsetzung; war eine der Fragen, der er dabei nachging. Mit einem ganzheitlichen Ansatz beim Schwerpunkt Energiemonitoring wiederum interessierte Martin Auth von Limon das Publikum. Rund 1.000 Energieeffizienzprojekte hat sein Unternehmens schon betreut. Auch Maximilian Heindl von Gildemeister setzte beim Energiemonitoring seinen Schwerpunkt und ging gezielt auf die Herausforderungen von Industrie 4.0 ein – im eigenen Vortrag und bei der kontroversen Podiumsdiskussion, bei der Moderator Bernd Weinig die vielfältigen Ansätze und Meinungen des Industrial Energy Software Congress 2016 noch einmal zusammenführte.
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