Cyber-Kriminalität Markenpiraten entern die Führungsetage

Autor / Redakteur: Stefan Moritz / Dr. Gesine Herzberger

Umsatzeinbußen, Image-Schäden oder geringere Marketing-Effizienz – dass Online-Markenmissbrauch schwerwiegende Folgen für Unternehmen hat, wissen Manager inzwischen. Nun gefährden Markenpiraten auch ihre Jobs.

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Markenpiraten gefährden nicht nur die Umsätze von Unternehmen, das Image und die Erfolge des Marketings, sondern mittlerweile auch die Jobs in den Führungsetage.
Markenpiraten gefährden nicht nur die Umsätze von Unternehmen, das Image und die Erfolge des Marketings, sondern mittlerweile auch die Jobs in den Führungsetage.
(Bild: gemeinfrei / CC0 )

Sobald Produktpiraterie ins Spiel kommt, geht es um viel Geld und die Reputation eines Unternehmens. Online-Markenmissbrauch gefährdet die Umsätze von Unternehmen, das Image und die Erfolge des Marketings. In manchen Fällen geht die Bedrohung sogar noch darüber hinaus: Bei Produkten wie gefälschten Arzneimitteln, Elektro-Artikeln, Spirituosen oder Auto-Ersatzteilen steht die Gesundheit des Verbrauchers auf dem Spiel. Und wie ein Vorfall in Österreich zeigt, gibt es noch eine weitere Gefahr durch Online-Markenpiraten. Führungskräfte können aufgrund der kriminellen Machenschaften der Fälscher ihre Jobs verlieren.

Cyber-Kriminelle wackeln am Stuhl der Führungskräfte

Im vorliegenden Fall wurde dem CEO gekündigt, nachdem ein Cyber-Krimineller dem Markenunternehmen einen Schaden von rund 42 Millionen Euro zugefügt hat. Der Betrüger hatte sich als CEO des Unternehmens ausgegeben und in einer echt wirkenden internen E-Mail, einen Mitarbeiter aufgefordert, Geld für ein angebliches Großprojekt auf ein bestimmtes Konto zu überweisen. Die Führungskraft ging nicht rechtzeitig dagegen vor, der Mitarbeiter überwies und das Unternehmen verlor einen hohen siebenstelligen Geldbetrag. Der Aufsichtsrat des Flugzeugbauunternehmens sah daraufhin die Vertrauensgrundlage gefährdet, da der CEO „seine Pflichten massiv vernachlässigt“ habe. Wer denkt, dass dies ein Einzelfall ist, der irrt: Auch einem deutschen Kabelhersteller wurde vor kurzem auf ähnliche Weise ein Schaden von 40 Millionen Euro zugefügt. Hier wurde der CFO durch eine Betrugs-E-Mail dazu gebracht das Geld auf ein falsches, nicht firmeneigenes, Bankkonto zu überweisen.

Identitätsklau ist aber nur eine Art, wie Cyber-Kriminelle Führungskräften gefährlich werden können. Markenpiraten können Unternehmen einen so großen Schaden zufügen, dass am Ende der Manager seinen Kopf hinhalten muss: Schließlich machen Verkäufe von gefälschter Markenware mittlerweile zwischen fünf und sieben Prozent des gesamten Welthandels aus, schätzt der Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM). Und allein deutschen Unternehmen entsteht durch Produkt- und Markenpiraterie jährlich ein Schaden von rund 50 Milliarden Euro. Am Ende ist es die Aufgabe der Unternehmensführung die Firma und dessen Marken zu schützen und frühzeitig gegen Online-Betrüger vorzugehen.

Markenpiraten den Wind aus den Segeln nehmen

Viele Entscheider stecken nach wie vor lieber den Kopf in den Sand und ignorieren das Problem. Zudem wissen sie oft nicht, wie sie die Aufgabe angehen sollen. Aber spätestens, wenn es um ihren eigenen Job geht, sollten sie aktiv werden. Ein erster Schritt ist es, das Problem genau zu analysieren. Markenfälscher agieren über ein weit verzweigtes Netz an Online-Kanälen, die alle von den Markenunternehmen überwacht und analysiert werden müssen. Dazu gehören unter anderem Online-Marktplätze, E-Commerce-Websites, Social Media Profile und Foren.

Ein weiterer Schritt ist es, die Vertriebskanäle der Fälscher zu identifizieren und zu schließen. Jedoch werden die Markenpiraten meist darauf reagieren, indem sie neue Verkaufsmöglichkeiten suchen. Deswegen ist es ebenso wichtig die Online-Werbekanäle der Fälscher zu überwachen. Denn Cyber-Kriminelle verwenden die gleichen wirksamen Werbemethoden, wie Markeninhaber und bedienen sich deren mühsam aufgebauten Markennamen. Durch bezahlte Werbung in Suchmaschinen, Links in sozialen Medien, zwielichtige SEO-Taktiken, Cybersquatting und Spams leiten sie Traffic zu ihren illegalen Angeboten und verringern so die Marketing-Effizienz der Markeninhaber.

Stefan Moritz ist Regional Director DACH bei MarkMonitor.
Stefan Moritz ist Regional Director DACH bei MarkMonitor.
(Bild: MarkMonitor)

Aktives Vorgehen schreckt Fälscher ab

Markenfälscher sind dann am erfolgreichsten, wenn sie unbehelligt arbeiten können. Bekämpft ein Markenunternehmen sie hingegen aktiv und aggressiv, suchen sich die Online-Betrüger passivere Ziele. Auch ein globales Vorgehen lohnt sich, denn Fälscher profitieren vielleicht sogar stärker vom globalen Handel als die eigentlichen Markeninhaber. Deswegen ist es sinnvoll, weltweite Kampagnen gegen Markenpiraten zu starten. Dazu muss sichergestellt sein, dass die Marke international registriert ist. Eine globale Strategie zu fahren, schließt dabei keineswegs aus, in bestimmten Ländern interne Märkte aufs Korn zu nehmen.

Führungskräfte, die sich dem Online-Markenmissbrauch bewusst stellen und dagegen angehen, schützen nicht nur ihre Firma sondern auch den Verbraucher und nicht zu vergessen auch ihren Job.

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