Jubiläum Matrix Vision feiert 30jähriges Bestehen
Das Unternehmen für industrielle Bildverarbeitung Matrix Vision feiert 30jähriges Jubiläum und blickt auf eine abwechslungsreiche Vergangenheit zurück. Gegründet im Jahr 1986 begann das Unternehmen mit Softwareentwicklung und konstruierte Grafikcontroller für Atari. Heute kommen die intelligenten Kameras des Unternehmens in vielen Bereichen zum Einsatz.
Anbieter zum Thema

Ob auf dem Land, im Wasser oder in der Luft – die industrielle Bildverarbeitung ist mittlerweile in fast alle Bereiche vorgedrungen. Die Hersteller aus diesem Industriesegment sind jedoch in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, da sie als Technologie-Lieferant beim Endprodukt nicht in Erscheinung treten. Ein „Hidden Champion“ mit Sitz im schwäbischen Oppenweiler bei Stuttgart ist die Matrix Vision GmbH, welche in diesem Jahr 30-jähriges Jubiläum feiert – ein Blick zurück in die Zukunft.
Als Gerhard Thullner und Werner Armingeon die Firma im Jahr 1986 gründeten, ahnten sie nicht, dass die Firma 30 Jahre später mit fast 100 Mitarbeitern über ein außergewöhnlich breites Technologie-Know-How verfügt. Dabei hat die junge Firma ihre Wurzeln nicht direkt in der Bildverarbeitung, sondern begann mit der Entwicklung von Software für Atomabsorptionspektrometer. Im Gegensatz zur Branchenausrichtung stand aber von Beginn an die Rollenaufteilung der Firmengründer fest. Während sich Armingeon um den technischen Part kümmerte, war Thullner für den kaufmännischen Bereich in der Firma verantwortlich. Das Gespann entwickelte so das Gespür, technologische Trends zu deuten und die Firma neu auszurichten.
Marktführer bei Atari-Grafikcontrollern
In den Anfangsjahren der Computer waren Produkte von Atari bei Early Adopters wie Universitäten sowie bei Anwendern mit grafischen Aufgabenstellungen sehr gefragt. Thullner und Armingeon entwickelten einen Grafikcontroller für Atari-Computer mit Großbildschirmen. Im Jahr 1989 stellten die beiden diese Neuheit nach sechs Wochen Entwicklungszeit auf der Cebit in Hannover vor. Das Unternehmen wurde mit den Atari-Grafikcontrollern nach eigenen Angaben Marktführer, ruhte sich auf dem Erfolg aber nicht aus. So hatten sich die beiden Ingenieure bereits zu neuen Ufern aufgemacht, als Atari von den PCs eingeholt wurde. Die Diskussion, ihr Wissen über Grafikcontroller in den boomenden PC-Markt einzubringen, war schnell beendet. „Es gab schon etablierte Firmen und daher war uns der Markt zu riskant“, erklärt Thullner. Die Firma begann mit der Entwicklung von Frame Grabbern für industrielle Anwendungen. Diese elektronische Komponente wird zum Digitalisieren analoger Videosignale verwendet. Damit waren sie in die noch junge Branche der Bildverarbeitung eingestiegen.
Von der intelligenten Kamera zum Pfandautomaten
Und damit tat sich auch ein neues Feld für Armingeon auf, der die Standardzusammenstellung einer Bildverarbeitungslösung mit Frame Grabber, Kamera und PC als zu aufwändig und unzuverlässig empfand. Durch die Integration aller Komponenten in ein Produkt war die intelligente Kamera geboren. Matrix Vision kann für sich in Anspruch nehmen, eine der ersten intelligenten Kameras auf den Markt gebracht zu haben. „Dieses Projekt musste einige Zeit hinter anderen Aufgaben zurückstehen, sonst wären wir schon früher auf dem Markt gewesen“, erzählt der Entwicklungschef im Rückblick. Intelligente Kameras waren die Grundlage für viele Lösungen: Verkehrsflussüberwachung in Großbritannien, intelligente Nähmaschinen, Brillenglas-Schleifmaschinen und Briefsortieranlagen in Frankreich oder Pfandautomaten in Deutschland. Uwe Furtner, verantwortlich für die Produktkonzeptionen und seit 1996 Partner bei Matrix Vision, trug wesentlich dazu bei, dass das Pfandautomatenprojekt gelang. Durch den gesetzlich vorgegebenen Einführungstermin lagen nur einige Monate vom Start der Entwicklung bis zur Auslieferung einiger tausend Systeme.
Nachdem sich Schnittstellen wie USB und Ethernet am Markt durchgesetzt hatten, ergänzten Standardkameras ab 2004 die Frame Grabber als Standardproduktlinie. Heute verfügt das Unternehmen über mehr als 210 Kameravarianten, welche sich durch ihre besonderen Features im Markt etabliert haben. Beispielsweise übernimmt das in allen Kameras eingesetzte FPGA eine Reihe von Verarbeitungsaufgaben und entlastet so das Host-System. Die internen Bildspeicher sorgen für eine Bildübertragung ohne Datenverluste. Alles Anforderungen, die in Bezug auf grüne Automation und lückenlose Prozessüberwachung in den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen haben.
Smart Cameras für die Industrie 4.0
Mit der Ernennung von Erhard Meier zum kaufmännischen Geschäftsführer im Jahr 2011 begann frühzeitig die Übergabe der Leitungsverantwortung an die nächste Generation. Gleichzeitig blieb die Erfahrung der Firmengründer in beratender Funktion erhalten. Gemeinsam mit Uwe Furtner als technischem Geschäftsführer trägt diese Konstellation Früchte: 2015 erhielt das Unternehmen einen Innovationspreis für die 6D-Industriekamera Mv Blue Sirius, die neben statischen 3D-Daten auch die Bewegung und Farbe von Objekten im Raum wahrnimmt. Zum 30-jährigen Bestehen gelingt mit der Smart Camera Mv Blue Gemini und dem Mv Impact Configuration Studio Anfang 2016 der nächste Coup. Damit wird aus der Intelligenten Kamera eine einfach einzusetzende, aber sehr leistungsfähige Komponente für die Automatisierung. Im Zuge der Industrie 4.0, bei der die industrielle Bildverarbeitung eine wichtige Rolle einnimmt, können Anwender nun Smart Cameras in eine Automatisierungslösung integrieren, da die bisher notwendige, aufwändige Programmierung entfällt.
Bildverarbeitung im Film, Sport und der Landwirtschaft
Die gute Bildqualität der Kameras hat sich auch im Film- und Broadcast-Bereich herumgesprochen. Für eine filmschaffende Firma entwickelte das Unternehmen eine Kamera für qualitativ hochwertige HD-Aufnahmen. Hier schafften die blauen Kameras den Sprung nach Hollywood, wo sie z. B. von Starregisseur und Oscar-Preisträger Ron Howard in „Rush“ und in „Im Herzen der See“ eingesetzt wurden.
Optimierte Bewegungsabläufe führen zu einer besseren Technik im Sport. Bessere Technik spart Kraft und macht einen Sportler schneller. Beim Kampf um die letzten Millisekunden kommen Kameras des Unternehmens bei finnischen Winter-Olympioniken zum Einsatz. Per Video und Software werden Abläufe analysiert, bewertet und verbessert – auch für die Analyse von Bewegungen im Wasser.
Bio ist in aller Munde. Die Nachfrage nach ökologischen Produkten ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Bei Anbau und Herstellung von Bioprodukten sind viele konventionelle Mittel wie der Einsatz von Pestiziden und Herbiziden verboten. Handarbeit beispielsweise beim Jäten ist aber aus Kostengründen keine Alternative. Ein französisches Start-up setzt Kameras von Matrix Vision für autonome Jät-Roboter ein. Die Kameras lassen den Roboter dreidimensional sehen, sodass dieser seinen Weg durch die Pflanzreihen selbst findet.
Auch werden Kameras als visuelle Helfer bei Luftbetankungen eingesetzt. Möglich werden diese Anwendungen durch den erweiterten Temperaturbereich der Kameras. Es gibt Überlegungen, Luftbetankungen auch im zivilen Bereich einzusetzen und damit Nonstop-Flüge zu jedem Ziel der Erde zuzulassen.
(ID:44265220)