Open Compting Mini-Computer MICA wird mobil

Autor / Redakteur: Karin Pfeiffer / Sariana Kunze

Kleidung mit eingebauten Computern, den so genannten Wearables, Autos die automatisch Hilfe rufen und als WLAN Hotspot dienen – das Internet of Things (IoT) macht vor sich bewegenden Objekten keinen Halt. Auch in der Industrie wächst der Anspruch, mobile Maschinen mit Intelligenz auszustatten. Egal ob Industrie 4.0, Infrastrukturprojekte oder Supply Chain Management: In nahezu jeder innovativen Strategie stecken Mobilitätskonzepte. Produktmanager Dr. Jan Regtmeier erklärt, wo die Fahrt mit der MICA alles hingehen kann:

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Der Mini-Computer MICA soll Intelligenz in den Bahnverkehr und viele andere mobile Maschinen bringen.
Der Mini-Computer MICA soll Intelligenz in den Bahnverkehr und viele andere mobile Maschinen bringen.
(CC0 Public Domain)

In manchen Innenstadtbezirken passen Oberleitungen nicht ins architektonische Städtebild. In anderen sind sie aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt, etwa in der Nähe von Unikliniken, weil sie die Instrumente stören können. Verkehrsexperten tüfteln deshalb an oberleitungsfreien Bahnkonzepten für Straßen- und Stadtbahnen. Beispielsweise fahren Triebwagen neuer Straßenbahn-Generationen inzwischen teilweise mit großen Akkus, die sich extrem schnell beladen lassen. „Mit ihnen können die Trams praktisch segeln“, erklärt Regtmeier. „Allerdings muss der Triebwagen dafür wissen, wo er sich gerade bewegt und in welchen Fahrmodus er sich begeben darf, wenn er an einer Position vorbeikommt, ab der es streckenweise keine Oberleitung mehr gibt.“ Soll er rollen oder darf er beispielsweise mit 30 Prozent aus eigener Energie fahren? Das erfordert zum einen eine Technologie wie RFID zur Identifikation der Position und der an sie geknüpften Infos zum Fahrzustand. „Zum anderen sprechen die Züge meist sehr spezielle proprietäre Protokolle, für die es in der Kommunikation einen Übersetzer braucht“, skizziert Regtmeier die Aufgabe, die sich auch generell im Bahnverkehr häufig und in vielen Varianten stellt. „Beides kann unsere MICA. Und sie lässt sich ganz ähnlich auch für andere Bahn-Anwendungen einsetzen.“

Optimierung von Milkruns

Sie gelten als smarte Beschaffungslogistik, die kleinen Transport-Züge in der Produktion. Die sogenannten Milkruns versorgen die Fertigung mit Teilen, Materialien oder Komponenten, die in der Montage zusammengebaut werden – zunehmend autonom und als mobile Transporteinheiten vernetzt. So können sie beispielsweise eigenständig im Hochregallager Behälter aufnehmen, Fertigungsstationen anfahren und auch überwachen, welcher Mitarbeiter welche Behälter oder Teile entnimmt.

„Für solche Anwendungen braucht man auf dem Milkrun Rechenleistung, auf der die jeweilige Software läuft, Daten eingesammelt und ins Produktionsnetz eingespeist werden können“, erläutert Regtmeier. „Die MICA kann dabei dann verschiedene Funktionen erfüllen, etwa auch die Steuerung und Kommunikation zwischen den Transporteinheiten übernehmen.

In der Praxis werden dafür die Mini-Züge mit MICAs ausgerüstet und könnten zum Beispiel über BLE Beacons (Bluetooth Low Energy) lokalisiert werden. Via RFID-Modul auf der MICA lassen sich die Teile beim Be- und Entladen identifizieren. Auch denkbar ein WLAN-Modul oder -Router, mit dem die MICA funkt.“ Das Prinzip greift derzeit bereits bei einem Landmaschinenhersteller.

Verbrauchssteuerung beim Tanken

Ein US-Hersteller von Muldenkippern prüft, die MICA an Tankwagen anzubringen. Sie soll die Tagebaulaster über RFID identifizieren und dem Fahrer mitteilen, wie viel Treibstoff sein Lkw aufgenommen hat. Damit gibt es litergenaue Verbrauchsdaten, die helfen, Sparpotenzial auszulosten.

Das gleiche Prinzip greift bei einem großen Hafenbetreiber in Deutschland, dem es darum geht für die Abrechnung zu erfahren, welches Fahrzeug wann und wo betankt wird. Dafür hat Harting die Kräne mit einem massiven RFID-Tag aus Edelstahl ausgestattet, die MICAs bilden den Gegenpart als Lesestation an der Tankstelle. „Da kann ich automatisch verfolgen, wann, wo und wie lange getankt wurde“, sagt Regtmeier. „Und diese Kennzahlen haben viel mit Nutzungsoptimierung, Routenoptimierung und Ausfallzeiten zu tun.“

Mica macht Montageschlitten clever

Ein Fahrzeughersteller in Süddeutschland wiederum fährt ein Testprojekt mit der MICA, um jedem Fahrzeug während der Montageschritte auch für Losgröße 1 die Auftragsdaten lückenlos mitzugeben. Das geschieht nicht am Pkw, sondern auf den Montageschlitten, auf denen das Fahrgestell in der Montage zum Auto wird. Mit der MICA können diese Montageschlitten nicht nur kommunizieren und geleitet werden, sondern auch die Montageaufträge speichern. Zudem kann die MICA auch die für den bordeigenen Pkw-Computer gedachte Software mitnehmen und während der Montage aufspielen. „Die MICA macht also die Montageschlitten noch smarter“, sagt Regtmeier. „Und das Grundprinzip lässt sich auf viele Mobilitätskonzepte übertragen. MICA und mobil, das ist ein Begriffspaar, das zusammengehört.“

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