Messsystem Nicht für die Tonne: Energiemanagement in der Abfallverwertung

Autor / Redakteur: Steffen Breiter* / Sariana Kunze

Um das Recycling von Abfall energieeffizienter zu gestalten, setzt die Alba Group für das Energiemanagement in ihren Abfallverwertungsanlagen Messsysteme ein, die sich einfach einbauen und nachträglich weiter ausbauen lassen.

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Die Alba Group wollte ihre Abfallverwertung möglichst energieeffizient gestalten. Als große Energiefresser konnten die Sortier- und Verwertungsanlagen identifiziert werden.
Die Alba Group wollte ihre Abfallverwertung möglichst energieeffizient gestalten. Als große Energiefresser konnten die Sortier- und Verwertungsanlagen identifiziert werden.
(Bild: Socomec)

Fast 5,9 Mio. t Treibhausgase und rund 51,8 t Primärrohstoffe konnten im Jahr 2015 durch die Recyclingaktivitäten der Unternehmensgruppe Alba eingespart werden. Der führende Recycling- und Umweltdienstleister sowie Rohstoffversorger wollte aber nicht nur mit Recycling zum Umweltschutz beitragen, er wollte auch seinen eigenen Energieeinsatz reduzieren. Besonders für den Betrieb der Sortier- und Verwertungsanlagen sollte der Energieeinsatz durch ein Energiemanagement optimiert werden. Die Unternehmensgruppe rief dafür ein interdisziplinär arbeitendes Energiemanagement-Team ins Leben, zu dessen Aufgaben es gehört, die Verbrauchswerte der Anlagen und Gebäude an den einzelnen Standorten zu erfassen und aus diesen Daten das Einsparpotenzial zu ermitteln – meist zwischen 10 und 30 % an den einzelnen Standorten der Alba Group. Das Team unterstützt ferner die Mitarbeiter vor Ort dabei, effizienzsteigernde Maßnahmen zu entwickeln und diese technisch umzusetzen. Ziel des Projekts ist die Zertifizierung des Energiemanagementsystems nach DIN ISO 50001.

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Die betriebsinterne Überwachung des täglichen Verbrauchs und des Verlaufs der Lastspitzen liegt dabei im eigenen Interesse industrieller Unternehmen, die stromintensive Anlagen einsetzen, da sich dadurch Energiefresser identifizieren und Verbrauch sowie Kosten senken lassen. Zudem verpflichtet das Gesetz für Energiedienstleistungen (EDL-G) Unternehmen seit dem 5. Dezember 2015 dazu, ihren Energieverbrauch zu überwachen, Potenzial für Einsparungen und Effizienzsteigerungen zu ermitteln und ihre Anstrengungen regelmäßig mit Energieaudits nachzuweisen. Von der Audit-Pflicht befreit sind Großunternehmen, die bis Ende 2016 ein Energiemanagement- oder Umweltmanagementsystem implementiert haben, das den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Zu diesen Unternehmen gehört die Alba Group mit der Einrichtung und der Zertifizierung eines Energiemanagementsystems nach DIN ISO 50001. Als wichtigster Meilenstein der angepeilten gruppenweiten Zertifizierung erhielten die größten Standorte, die zusammengenommen rund 90 % der gesamten Energie innerhalb der Alba Group verbrauchen, im Jahr 2015 diesen Nachweis. An allen weiteren Standorten wurde ein Energiemanagementsystem eingeführt, wie es das EDL-G vorsieht. Dort erfolgte die Zertifizierung sukzessive.

Sparen nur mit Messstellen-Infrastruktur

Die Grundlage jeglicher Optimierung ist die fortlaufende und möglichst exakte Erfassung der Verbrauchsdaten. Nur wenn transparent wird, welche Anteile des Verbrauchs auf die einzelnen Systeme und Prozesse, Gebäudeteile oder Kostenstellen entfallen und wie die Lastgänge verlaufen, können gezielt Einsparmaßnahmen für die jeweiligen Verbraucher oder Verbrauchergruppen entwickelt und ihre Wirksamkeit nachverfolgt werden. Deshalb ist zunächst der Auf- oder Ausbau einer Messstellen-Infrastruktur erforderlich, die den Verbrauch der Systeme mit großer Genauigkeit erfasst. Die Herausforderung dabei ist die Installation der Messtechnik in Bestandsanlagen, ohne dass ihr Betrieb durch das Abklemmen und Wiederverbinden der Leitungen unterbrochen werden muss. Bei der Suche nach einer geeigneten Messlösung fiel die Wahl auf das System Diris Digiware von Socomec, bestehend aus Strommessmodulen, Spannungsmessmodulen, Stromwandlern und Anzeigegeräten in kompakter Bauweise. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war, dass die Kombination der Module ein einfaches Messsystem ergibt, mit einer Messgenauigkeit nach IEC 61557-12 von Klasse 0,5 für die gesamte Messkette bei 2 bis 120 % des Primärstroms und von Klasse 0,2 für die Messgeräte allein. Die Lösung von Socomec lässt sich ohne großen Aufwand in bestehende Anlagen implementieren, da teilbare und flexible Sensoren die Nachrüstung vereinfachen. Dass die Module und Kabel mit Klickverschlüssen verbunden werden, vermeidet darüber hinaus Anschluss- und Installationsfehler.

Zur Vorbereitung auf die Zertifizierung wurden seit 2012 nach und nach Energiezähler von Socomec in die mehr als 40 der stromintensivsten Standorte eingebaut. Aufgrund der vielseitigen Tätigkeiten der Alba Group werden die Diris Digiware-Messsysteme in verschiedensten Bereichen und unter unterschiedlichsten Umgebungsbedingungen eingesetzt. In komplexen Anlagen werden im ersten Schritt häufig der Gesamtenergieverbrauch sowie der Verbrauch einzelner Bereiche oder Anlagenteile erfasst, um Transparenz zu schaffen und erstes Verbesserungspotential aufzudecken. Oft erfolgt in einem zweiten Schritt die Erweiterung der Messtechnik für ausgewählte Anlagenbereiche beziehungsweise Aggregate, was durch die modulare Bauweise des Messsystems relativ einfach und kostengünstig umgesetzt werden kann. Zudem kann das System bei vorhandener Netzwerkanbindung bei Bedarf aus der Ferne konfiguriert und angepasst werden.

Nicht-elektrische Messgrößen einbinden

Das Messsystem hat sich laut Alba bewährt. Über das interne Energiemanagement hinaus betätigt sich das Energiemanagement-Team auch als Dienstleister für die Einführung von Energiemanagementsystemen und die Durchführung von Energie-Audits bei externen Unternehmen. Bei weiteren internen Projekten der Alba Group soll ebenfalls wieder Energiemesstechnik von Socomec eingesetzt werden. So war beispielsweise geplant, im Jahr 2017 weitere Standorte mit den Produkten des Herstellers auszustatten. Darüber hinaus werden zusätzlich zum Stromverbrauch zunehmend Messgrößen wie Temperatur und Luftfeuchte für das Energiemanagementsystem benötigt, damit weitere Einflussfaktoren auf den Energieverbrauch bestimmt werden können und sich weiteres Einsparpotenzial erschließen lässt. Die nicht-elektrischen Messgrößen können dann ebenfalls mit Hilfe von Optionsmodulen ausgelesen, verarbeitet und aufgezeichnet werden.

* Steffen Breiter, Marketing Manager Germany, Socomec

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