Steuerungstechnik Nostalgisch: Simatic feiert 60 Jahre

Redakteur: Sariana Kunze

Simatic von Siemens ist 60 Jahre alt. Die Zukunft dieser Automatisierungslösung liegt in immer autonomeren Systemen, die Prozesse intelligent und selbstständig optimieren.

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Am 2. April 1958 wurde Simatic unter dem Markenzeichen 712628 beim Deutschen Patentamt eingetragen.
Am 2. April 1958 wurde Simatic unter dem Markenzeichen 712628 beim Deutschen Patentamt eingetragen.
(Bild: Siemens)

Anfang April 1958 wurde beim Deutschen Patentamt das „Markenzeichen 712628“ eingetragen – die unspektakuläre Nummer bezeichnet das Automatisierungssystem Simatic von Siemens. Damit legte das Unternehmen den Grundstein für die Erfolgsgeschichte seiner Steuerungstechnik. 60 Jahre später ist Simatic vor dem Hintergrund der Digitalisierung aktueller denn je und hilft bei deren Umsetzung.

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Im Laufe der Zeit hat das Automatisierungssystem viele Entwicklungsstufen durchlaufen. Neben der Verbesserung der Materialien wurde 1996 mit Totally Integrated Automation (TIA) die horizontale und vertikale Integration der Fertigungsautomatisierung möglich. Zu Beginn der 2000er galt es unter anderem, die individuelle Massenproduktion effizient zu gestalten. Das dafür erforderliche Zusammenwirken von Maschinen, Menschen und Prozessen wurde mit dem Manufacturing Execution System (MES) Simatic IT realisiert. Damit wird die Lücke zwischen Fertigungsebene und Managementsystem zur Betriebsdatenerfassung geschlossen.

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Interview: Simatic bereitet den Weg für die Digitalisierung

Die Simatic ist nun 60 Jahre alt. Wie sieht es mit der Zukunftsfähigkeit aus?

Ralf-Michael Franke (r.), CEO, Factory Automation Business Unit, Siemens, und Guido Feind, Vice President Sales, Factory Automation Business Unit, Siemens, sprachen über die Geschichte der Simatic.
Ralf-Michael Franke (r.), CEO, Factory Automation Business Unit, Siemens, und Guido Feind, Vice President Sales, Factory Automation Business Unit, Siemens, sprachen über die Geschichte der Simatic.
( Bild: Siemens /Erich Malter )

Ralf-Michael Franke: Simatic hat sich in puncto Flexibilität, Performance und Innovationskraft wie kaum ein anderes Automatisierungssystem weiterentwickelt. Mit Simatic können Produkte effizient und flexibel gefertigt werden. Wir sorgen dafür, dass das auch in Zukunft so bleibt. Denn die Welt würde ohne Simatic heute anders aussehen.

Guido Feind: Und Simatic ist das Fundament für die Digitalisierung. Davon bin ich überzeugt.

Sie sagen die Welt würde ohne Simatic anders aussehen. Was meinen Sie damit?

Franke: Mein Smartphone und mein Auto wurden mit Hilfe eines Simatic-Controllers gefertigt. Würde es diese Produkte geben, oder würden sie diese Qualität haben, wenn es Simatic nicht gäbe? Unsere Welt würde tatsächlich anders aussehen.

Guido Feind: Noch heute gibt es Anlagen, in denen eine Simatic S5 ohne Probleme ihren Dienst tut. Fast 40 Jahre, nachdem wir die erste SPS dieser Generation 1979 auf der Hannover Messe vorgestellt haben. Wenn ich z.B. am Flughafen Heathrow pünktlich mein Gepäck bekomme, dann war es eine S5.

Was hat sich technisch seit der Einführung von Simatic S5 getan? Und: Was war damals das Ziel?

Feind: In den 80er Jahren stand die Vernetzung in der Automatisierung im Mittelpunkt. Ziel war es, dezentrale Peripherien mit der Steuerung zu verbinden und so Verdrahtungs- und Montageaufwand zu reduzieren. Hier konnten wir mit Profibus den Kommunikationsstandard setzen, der die Automatisierung grundlegend änderte. Mit der S7-300 und Step 7 haben wir seit Mitte der 90er unsere Marktposition nachhaltig ausgebaut und Totally Integrated Automation etabliert.

Franke: Heute gehen wir mit Simatic und TIA Portal noch weiter: Als einziger im Markt haben wir ein Engineering Framework für Controller, HMI und Drives. Funktionen wie Safety, Security und Diagnose sind im System fest verankert und stellen die Grundlage für moderne Maschinenkonzepte dar. In unserem TIA Portal unterstützen wir den virtuellen Controller für eine virtuelle Inbetriebnahme.

Und wie wird die Welt der Simatic dann zum 75. Jubiläum aussehen?

Franke: Unsere Simatic-Controller werden Daten an Edge Devices oder das offene IoT-Betriebssystem Mindsphere liefern. Mit den entsprechenden Apps können unsere Kunden ihre Maschinendaten analysieren und ihre Fertigungsprozesse sowie Wartungsintervalle optimieren. Auf Basis der neuen technischen Möglichkeiten werden neue Geschäftsmodelle für uns und unsere Kunden entstehen. Die Geschichte geht also weiter.

Simatic ist mehr als nur ein technisches System

Einer der wichtigsten Treiber in der Industrie ist die Digitalisierung. Das TIA Portal ermöglicht das Engineering für die reale Steuerung und die vollständige Simulation und Inbetriebnahme über den digitalen Zwilling – den virtuellen Controller Simatic S7-PLCSIM Advanced. In Verbindung mit dem Mechatronikkonstruktions- und -simulations-Tool NX MCD (Mechatronics Concept Designer) lassen sich zudem komplette Fertigungsabläufe vor der eigentlichen Inbetriebnahme simulieren und Mechanik wie auch Programm optimieren. Als weiterer Schritt werden Produktions- und Anlagendaten in die Mindsphere, dem cloudbasierten Betriebssystem für das Internet der Dinge von Siemens, übertragen. Nach Analyse und Optimierung durch Apps wird das Feedback wiederum genutzt, um Performance und Qualität der Fertigung zu steigern. In der Folge lassen sich durch Digitalisierung neue Anwendungen und Geschäftsmodelle erschließen, z.B. Fertigungsoptimierung als Dienstleistung. Die Zukunft der Simatic liegt also in immer autonomeren Systemen, die Prozesse intelligent und selbstständig optimieren.

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