Umbruch in der Aufarbeitungsindustrie Prüfautomatik in der Aufarbeitung
Die Aufarbeitungsindustrie erlebt derzeit einen technologischen Umbruch. Die Universität Bayreuth zeigt, wie diese Industrie neue Herausforderungen meistern kann und enthaltene Potentiale als Chancen für die Zukunft nutzt.
Anbieter zum Thema
Die Zahlen sprechen für sich: Die Aufarbeitung von Gebrauchtteilen ist besonders im Automotive Sektor ein etabliertes Geschäftsfeld. Weltweit werden gebrauchte Fahrzeugteile in über 80.000 Unternehmen mit mehr als 500.000 Mitarbeitern aufgearbeitet und dem Ersatzteilmarkt zugeführt. Mit einem jährlichen Umsatz von ungefähr 45 Milliarden Euro weltweit ist die Aufarbeitungsindustrie bereits größer als die Stahlindustrie.
Die Palette von aufgearbeiteten Fahrzeugkomponenten reicht von einfachen Anlassern und Lichtmaschinen bis hin zu mechanisch komplexeren Bauteilen wie Turboladern, Automatikgetrieben oder Motoren. Durch einen 35% bis 50% geringeren Kaufpreis gegenüber Neuteilen, sind diese aufgearbeiteten Komponenten für die Reparatur älterer Fahrzeuge mit geringem Restwert von besonderem Interesse. Jedoch ermöglicht es Aufarbeitung nicht nur dritten bzw. freien Unternehmen günstige Ersatzteile anzubieten, sondern bietet auch dem Originalteilehersteller − im weiteren Verlauf OEM genannt − viele Vorteile. Einerseits kann ein OEM den Aftermarket auch ohne aufwendige Neuteileproduktion weiter mit Ersatzteilen versorgen und andererseits kann bis zu 90% Material und 60% Energie gegenüber der Neuteilproduktion eingespart werden. Dies trägt zudem zu einem grünen Image des OEMs bei, welches derzeit durch Politik und die Öffentlichkeit im Allgemeinen gefordert wird.
Klassische Aufarbeitung
In den vergangenen Jahren hat sich ein durch Prof. Dr.-Ing. Steinhilper definierter fünfstufiger Aufarbeitungsprozess etabliert. Beginnend mit der Demontage gefolgt von Reinigung, Überprüfung und Aufarbeitung von Bauteilen bzw. Ersatz von Verschleißteilen bis hin zur Wiedermontage werden weltweit Fahrzeugkomponenten instandgesetzt. Diese Schritte unterliegen einer permanenten Qualitätssicherung und werden mit einem Endfunktionstest abgeschlossen. Ein solcher Prozess verlangte von Aufarbeitern bisher überwiegend mechanische Fertigkeiten. Doch politischer Druck zu ständig besseren Kfz-Emissionswerten und das Verlangen nach mehr Komfort im Fahrzeug durch den Endkunden erhöht permanent die Komplexität moderner Fahrzeugkomponenten und fördert den Trend weg von reiner Mechanik hin zur sogenannten Mechatronik.
Veränderungen in modernen Fahrzeugen
Moderne Kfz-Komponenten werden daher ständig weiterentwickelt und mit elektronischen Steuergeräten (ECU) ergänzt. Zudem sind diese ECUs im Fahrzeug miteinander verbunden, wodurch eine Kommunikation untereinander ermöglicht wird. Forciert wird diese Entwicklung aus zweierlei Gründen. Einerseits müssen wichtige Sensoren nur einmal verbaut werden und deren Information wird über das Fahrzeugnetzwerk verbreitet. Andererseits können elektronische Steuergeräte einen immer effizienteren Einsatz von Motoren oder Aggregaten mittels komplexen Regelalgorithmen realisieren. Des Weiteren bietet sich für diese ECUs auch die Möglichkeit verschiedene Betriebszustände untereinander zu verifizieren oder defekte ECUs zu erkennen.
(ID:364743)