Bonfiglioli-Interview "Smart ist die Integration in alle Richtungen"
60 Mio. Euro investiert Bonfiglioli in den BAu einer Smart Factory am Standort Bologna. Unter dem Stichwort EVO-Projekt richtet sich der italienische Antriebsspezialist Richtung Industrie 4.0 und für die Zukunft aus.
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Bonfiglioli investiert 60 Millionen Euro in den Neubau der Konzernzentrale. Was ist dafür alles geplant?
Die genannte Investition betrifft eigentlich nur das Produktionswerk und alle Büros, die damit in Verbindung stehen. Der Hauptsitz des Konzerns ist dann der zweite Schritt. Im Moment liegt unser Schwerpunkt auf Business Excellence.
All unsere Werke an den Standorten zwischen Bologna und Modena, die am Herstellungsprozess industrieller Getriebemotoren hauptsächlich für den Light- und Medium-Duty Industriebereich beteiligt sind, werden zu einem einzigen Werk in der Nähe des heutigen Hauptsitzes zusammengelegt. Bis 2018 wird der wichtigste Schritt in Bezug auf die Integration der Fabriken abgeschlossen sein. Dies ist für uns mehr als nur eine Integration. Es gilt als neue Herangehensweise der Betriebsführung, wo die Dimensionen Mensch, Technologie und Umweltbewusstsein auf optimale Weise miteinander kombiniert werden.
Die anderen wichtigsten Fertigungsanlagen in Europa, wie Deutschland, Slowakei sowie Rovereto und Forlì in Italien, die unterschiedliche Produkte herstellen, werden selbstverständlich ihren eigenen Entwicklungsprozess durchlaufen.
Der Neubau läuft unter dem Stichwort EVO-Projekt. Was steckt dahinter?
Ganz einfach: EVOlution ist das Wort, von dem es abgeleitet ist. Wir haben von Anfang an erkannt, dass es ein Riesenschritt sein sollte.
Das EVO-Projekt soll Teil der jüngsten strategischen Initiative von Bonfiglioli zur Verbesserung der Marktposition sein.
Wie sollen die modernen Produktionslinien nach Industrie-4-0-Standard aussehen?
Unserer Meinung nach ist die Integration in alle möglichen Richtungen das wichtigste Merkmal von Industrie 4.0. Aufgrund rasend schneller technologischer Entwicklungen müssen wir in viel größeren Dimensionen denken. Im Mittelpunkt steht die große Herausforderung, alle wichtigen variablen Geschäftsbereiche zu verbinden: Machine-to-Machine, Things-to-Machines und Person-to-Machine.
Wird der Standort Bologna damit zu einer Smart Factory?
Genau! Das ist das Ziel – obwohl wir wissen, dass es nicht leicht wird. Unsere jüngsten Investitionen sind bereits darauf ausgelegt. Auch wenn EVO noch nicht fertig ist, bewegen wir uns schrittweise in diese Richtung. "Smart" bedeutet für uns auch, allen Mitarbeitern, egal ob im Büro oder der Fabrik, einen attraktiven Arbeitsplatz zu bieten und negative Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren.
Welche Vorteile soll die Smart Factory Bonfiglioli künftig in den Produktionsprozessen bieten?
Industrie 4.0 ist eine Revolution der Industriewelt und wie jede Industrierevolution in der Geschichte wird sie von der Notwendigkeit für eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit angetrieben. Effizienz, Flexibilität, Lieferzeit und Qualitätsstandards sind wichtige Indikatoren, auf deren Grundlage wir uns weiterentwickeln wollen. Dies sind die treibenden Kräfte aller unsere Entscheidungen in puncto Herstellungsprozesse.
Wenn es um Industrie 4.0 geht: Welche Hürden muss Bonfiglioli konkret meistern?
Unsere Shareholder glauben fest an Industrie 4.0 und sind bereit zu investieren. Hochqualifizierte interne und externe Mitarbeiter arbeiten an diesem herausfordernden, aber nicht unmöglichen Thema. Wenn ich mich für eine besondere Herausforderung entscheiden müsste, würde ich die Entwicklung nennen, die wir mit unserem Personalwesen durchlaufen müssen. Die Qualifikationsanforderungen werden sich drastisch verändern. Daher müssen wir unsere aktuellen und zukünftigen Mitarbeiter bei diesen Veränderungen unterstützen. Wir werden deshalb in interne Weiterbildungen und Schulungen investieren. Denn uns ist bewusst, dass dies in Zukunft ein entscheidender Erfolgsfaktor sein wird.
Und was soll die Smart Factory künftig leisten? Können Sie ein paar Kennzahlen nennen?
Es ist hoffentlich verständlich, dass wir im Moment noch keine Daten und Werte bezüglich der Investition veröffentlichen können – besonders jetzt, wo der erste Produktionsanlauf erst in 1,5 Jahren ist. Allerdings können wir heute schon sagen, dass wir für den Anfang eine Produktionskapazität von 800.000 Getriebemotoren pro Jahr vorgesehen haben.
Flankiert Bonfiglioli den Neubau der Konzernzentrale mit weiteren Maßnahmen, zum Beispiel die Ausrichtung auf Energie 4.0?
Wir haben uns der ökologischen Herausforderung sogar auf umfassendere Art und Weise angenommen: Natürlich beim Wasser- und Stromverbrauch, aber auch in Bezug auf einen umweltfreundlichen Innenausbau des Gebäudes. Wir streben ganz klar eine hohe Bewertung im Rahmen der LEED-Zertifizierung an. Das amerikanische LEED-Modell ist ein international anerkanntes Zertifizierungssystem und steht für Leadership in Energy and Environmental Design.
Bonfiglioli feiert 60-jähriges Firmenjubiläum. Warum hat sich Bonfiglioli gerade jetzt zu dieser Investition entschlossen, und welche strategische Bedeutung hat sie für das Traditionsunternehmen?
Wir sind noch immer fest verwurzelt und haben starke Unternehmenswerte. Wir sind die Art Mensch, die im 60. Lebensjahr spontan den Großteil ihrer Energie darauf verwenden, über „die nächsten 60 Jahre“ nachzudenken … Natürlich haben wir gefeiert, aber wir haben größeren Spaß daran, uns auf zukünftige Herausforderungen zu stürzen. Diese Einstellung und Verhaltensweise teilen alle Mitarbeiter bei Bonfiglioli schon seit 60 Jahren – allen voran unser Gründer Clementino Bonfiglioli, der zu sagen pflegte: „Forever Forward.“ Dies ist inzwischen zu unserem Unternehmensmotto geworden.
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