INTERVIEW Sören Mirbach, Produktmanagement, Lenze Digitec, über EtherCAT und POWERLINK: „Die Technik allein ist nicht das Kriterium.“
Lenze engagiert sich aktiv sowohl bei der EPSG, der Anwendervereinigung von Powerlink, als auch bei der ETG, der Anwendervereinigung von EtherCAT. Als Komponentenlieferant muss Lenze sich natürlich alle Optionen offen halten. Kann es aber nicht doch zu Interessenskonflikten kommen?
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Lenze verfolgt schon seit Jahren das Ziel, sich in alle kundenrelevanten Steuerungssysteme zu integrieren. Die breite Verfügbarkeit von Anschaltungen für verschiedenste Bussysteme belegt dieses. Für eine optimale Unterstützung eines Bussystems ist gerade in den Anfangsjahren die aktive Mitarbeit in der jeweiligen Nutzerorganisation sinnvoll, um die größtmögliche Kompatibilität der Lenze-Geräte an dieses System und damit den größtmöglichen Kundennutzen sicherzustellen.
Wird Lenze nicht manchmal um Rat gefragt, welcher Echtzeit-Ethernetbus der bessere sei? Und was antworten Sie?
Diese Frage stellt sich in der Praxis nicht. In der Regel gibt der Kunde vor, welches Steuerungssystem er einsetzt. Damit steht meistens aber auch das Bussystem bereits fest. Selbstverständlich haben die verschiedenen Systeme Vor- und Nachteile, die wir unseren Kunden gern erläutern. Die Entscheidung hängt aber stets von der jeweiligen Anwendung bzw. dem Anwendungsumfeld ab und entscheidet sich nicht über die Frage, welches Bussystem das „bessere“ ist. Eine solche pauschale Beurteilung ist ohne genaue Reflexion des Umfeldes nicht möglich.
Wo sehen Sie die Unterschiede beider Systeme, wo liegen deren Präferenzen? Welche Tipps geben Sie ratlosen Anwendern?
Wie schon gesagt: Die meisten Anwender sind gar nicht so ratlos und wissen in der Regel bereits, welches System sie benötigen. Es sind eher die Hersteller von eigenen Steuerungssystemen, die irgendwann vor der Frage stehen, ob sie ihr bisheriges Bussystem durch ein Ethernet-basierendes Bussystem ersetzen sollen, und wenn ja durch welches. Da hängt es dann wieder sehr stark von der Plattform ab, welches System sich leichter integrieren lässt und für welche Systemumgebungen die besseren Entwicklungskits zur Verfügung stehen. Sicher gibt es einige Argumente, die EtherCAT im Bereich der PC-basierten Systeme als das naheliegendere erscheinen lässt. Dafür hat POWERLINK seine Stärke in der Universalität, die es gerade auch bei dezentralen Anwendungen mit Querverkehr ausgespielt werden können. Auch juristische Gründe: „Wem gehört was?“ und „In welche Abhängigkeit begibt man sich in dem ein oder anderen Fall?“ können eine Rolle bei der Entscheidung spielen. Die eigentliche Bustechnik stellt nur in den seltensten Fällen die Entscheidungskriterien bereit. Fast alle Anwendungen lassen sich mit beiden Systemen gleich gut lösen.
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