elobau Spezialist für berührungslose Sensorik macht die Problemlösung zum Steckenpferd

Redakteur: Wolfgang Leppert

Bei elobau in Leutkirch kennt man nur ein Ziel: Den Kunden selbst kniffligste Fälle zu lösen – und das hoch kompetent und vor allem schnell. Dass dieser Vorsatz gerade am Standort Deutschland perfekt umgesetzt werden kann, gibt dem Unternehmen zusätzlichen Rückenwind. So bleiben die Sensoriker konsequent auf Wachstumskurs.

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Es ist natürlich keine Regel, aber doch naheliegend, dass die Wurzeln eines im Allgäu beheimateten Technologie-Unternehmens in irgendeiner Form mit der Agrartechnik verflochten sind. Im Falle der elobau Elektrobauelemente GmbH & Co. KG aus Leutkirch jedenfalls ist es so. Denn das erste wichtige Produkt, das Firmengründer Fritz Hetzer 1972 in die Erfolgsspur brachte, war ein magnetischer Näherungsschalter auf Reedkontaktbasis, entwickelt für damals gebräuchliche Anlagen zur Heuverteilung. Und weil der Kunde – ein Maschinenbauer aus der Region – auch eine einfache Steuerung für seine Anlage benötigte, hat elobau diese gleich mitgebaut. Schon diese erste Spezialanwendung aus der Gründungszeit beinhaltet, was elobau bis heute erfolgreich macht: berührungslose Sensortechnik sowie kundenspezifische Lösungen und Systemangebote.

Basierend auf dem gleichen technischen Prinzip der Reedkontakte folgten im Sortiment zunächst Niveaugeber sowie 1977 die weltweit ersten berührungslos arbeitenden Sicherheitsschalter. Die Initialzündung dafür kam wiederum von Maschinenherstellern für die Lebensmittelindustrie, die nach einer Alternative zu den bis dato verwendeten mechanischen Schaltern forschten – Verschmutzung und Reinigung verursachten allzu häufig Probleme. Drei Jahre später gelang mit einem Stößelschalter für Traktorgetriebe – ebenfalls auf Reedkontaktbasis – der Einstieg in den Markt für Fahrzeugkomponenten, weil auch dort die Elektronik ihren Siegeszug antrat. Und den Schritt zum Systemlieferanten für den Fahrzeugbau ebnete elobau dann 1990 mit einer ersten FNR-Einheit, einem Fahrtrichtungsvorwahlschalter samt Peripherie.

Mehr Unabhängigkeit durch breites Portfolio und vielfältige Kundenstruktur

Rund 35 Konstrukteure und Entwickler lösen für Kunden aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau fast jedes Problem (Archiv: Vogel Business Media)

Heute besteht das Portfolio aus 20 eigenständigen Produktgruppen mit den Schwerpunkten Maschinensicherheit, Sensoren, Joysticks, Fahrzeugkomponenten – vom Taster bis zum kompletten Kontrollpanel – und Niveaugeber. Insgesamt 35 Entwickler, das sind fast zehn Prozent der Belegschaft, halten in Leutkirch das Produktspektrum auf Innovationskurs. Deren Engagement und Kreativität verdankt elobau in jüngerer Vergangenheit beispielsweise das 2002 vorgestellte erste Sicherheits-Bussystem eloSafe, 2004 die ersten quecksilberfreien Neigungsschalter oder auch 2005 den so genannten DesignSensor, der eine Brücke schlägt zwischen vielfältiger technischer Funktionalität und den gehobenen Ansprüchen an eine moderne Bauteiloptik.

Ihre meisten Kunden wiederum finden die Westallgäuer einerseits im allgemeinen Maschinenbau für vornehmlich industrielle Anwendungen sowie im Fahrzeugbau mit klarem Fokus im Offroad-Segment, also etwa Traktoren und Mähdrescher, Baumaschinen oder Flurförderfahrzeuge. „Zugleich arbeiten wir aber auch für vermeintliche Exoten wie zum Beispiel Schwimmbadbauer oder Hersteller von Waschstraßen oder von Feuerwehr-Equipment“, ergänzt Michael Hetzer, der als Sohn des Firmengründers die Geschäfte inzwischen in zweiter Generation führt. „Die Breite unseres Angebots und die Vielfalt unserer Kundenstruktur gibt uns eine relative Unabhängigkeit“, so Hetzer weiter, „und einen Einbruch aufgrund der Schwäche einer einzelnen Abnehmerbranche oder Produktgruppe haben wir in der ganzen Firmengeschichte glücklicherweise noch nie erleben müssen.“

Eigene Entwicklungs- und Fertigungskompetenz garantiert schnelle Reaktionen

Mit einer Fertigungstiefe von über 90 Prozent können kundenspezifische Produkte in sehr kurzer Zeit mit hoher Qualität hergestellt werden (Archiv: Vogel Business Media)

So setzt das Unternehmen auch weiterhin auf einen ausgewogenen Angebotsmix von Standardkomponenten und kundenspezifischen Lösungen. Das Standardprogramm füllt inzwischen zwei Kataloge: je einen für Industrieprodukte und für Fahrzeugkomponenten. Jede Abweichung vom Standard – ob klein oder groß – beschleunigt den Puls der Konstrukteure und Entwickler in Leutkirch, denn „die Problemlösung ist unser eigentliches Steckenpferd“. Und sie beflügelt als zentrale Kernkompetenz den Technologietransfer in andere Anwendungsfelder oder Branchen. Jedoch entscheidet der Auftraggeber, ob er eine Neuentwicklung exklusiv nutzen möchte – und dann auch die Kosten trägt. Will er das nicht und eine Lösung hat ausreichend Potenzial für einen festen Platz im Standardregal, geht elobau selbst ins Risiko.

Ein Problemlöser braucht natürlich jede Menge Kompetenz auf unterschiedlichsten Feldern, die das Unternehmen durch eine extrem hohe eigene Fertigungstiefe sicherstellt – „entgegen jedem Trend“, wie der Geschäftsführer betont. Dazu gehört neben dem eigenen Werkzeugbau im thüringischen Lichtenhain auch eine Kunststoffspritzerei, eine mechanische Werkstatt für Prototypen und Kleinserien, eine SMD-Bestückung und eine Kabel-Konfektion. „Wenn man alle Fertigungsschritte im eigenen Haus hat, ist die Flexibilität unschlagbar“, so die Überzeugung von Michael Hetzer. „Wir können extrem schnell auf Änderungen reagieren – wenn es sein muss auch mal über Nacht – und unseren Kunden einen ersten Prototyp oder eine Nullserie innerhalb von nur einer Woche zur Verfügung stellen.“

Neue Investitionen sichern die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland

Im ebenfalls neuen, nur wenige hundert Meter vom Stammhaus entfernten Werk zwei sind die Spritzgießerei, die mechanischen Werkstätten und ein Hochregallager untergebracht (Archiv: Vogel Business Media)

Die Kennzahlen bestätigen die Strategie: Sorgten im Jahr 2004 noch etwa 250 Mitarbeiter für rund 33 Mio. Euro Umsatz, wurden daraus Ende 2008 bereits über 360 Beschäftigte, der Umsatz stieg auf 58 Mio. Euro. In Leutkirch wurde es deshalb immer enger, die erfolgreiche Expansion aber benötigte mehr Platz. So entstanden schließlich im vergangenen Jahr am Standort eine neue Produktionshalle als Werk II und ein neues Gebäude für die Verwaltung, Konstruktion und Entwicklung sowie den Vertrieb. „Im Werk II haben wir Bereiche wie die Spritzgießerei oder die mechanische Werkstatt untergebracht, die wir zwar weiter in eigener Regie führen, theoretisch aber auch ein externer Lieferant sein könnten“, erklärt der Geschäftsführer. Den Freiraum im Stammwerk füllen jetzt neue Zellen für die Komplettfertigung, und auch das Kanban-System konnte weiter ausgebaut werden.

So sind die Fertigungseinheiten in der Lage, sowohl Standardkomponenten als auch kundenspezifische Produkte im gleichen Prozess zu bearbeiten. Wobei sich die Stückzahlen im Standardbereich bei elobau zwischen Losgröße eins und 200.000 bewegen. „Für größere Stückzahlen müsste die Produktion noch viel umfassender automatisiert werden, was dann aber gleichzeitig Sonderlösungen unwirtschaftlich macht – das geben die Maschinen dann nicht mehr her“, so Hetzer. Insofern sind die neuen Kapazitäten so ausgelegt, dass der bislang erfolgreiche Produktmix auch weiterhin wettbewerbsfähig im Allgäu hergestellt werden kann – von gut ausgebildeten und hoch motivierten Mitarbeitern, die dies täglich aufs Neue beweisen.

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Im elektrotechnik-Gespräch: elobau-Geschäftsführer Michael Hetzer

Was, Herr Hetzer, macht Ihr Spezialgebiet, die berührungslose Sensortechnologie, eigentlich so interessant?

Michael Hetzer: „Die hohe Fertigungstiefe macht uns flexibel und erfolgreich.“ (Archiv: Vogel Business Media)

Mit dem Einzug von immer mehr Elektronik im Maschinen- wie im Fahrzeugbau wurden Alternativen gesucht, um bisherige mechanische Schalter zu ersetzen und dieses Bauteil in die elektronische Kommunikation einbinden zu können. Der Reedkontakt eignet sich ideal, weil er keine Versorgungsspannung braucht, aber eben auch schaltet wie ein Schalter. Und mit entsprechender Schutzart kann ein solches Bauteil zum Beispiel auch außen an einem Fahrzeug angebracht werden, wo es oft staubig und nass wird.

Worin sehen im Wettbewerbsvergleich eine besondere Stärke von elobau?

Wir waren ja der Initiator von berührungsloser Sensortechnik und haben in mittlerweile über 35 Jahren ein gewaltiges Know-how angesammelt – gerade auch durch die Vielzahl der realisierten kundenspezifischen Lösungen. Wir entwickeln permanent neue Produkte und bieten ein extrem breites Sortiment mit großen Auswahlmöglichkeiten. Und wir liefern komplette Systemlösungen wie etwa die Armrests für Nutzfahrzeuge, die der Kunden nur noch anschrauben und einstecken muss. Es ist letztlich die Produktvielfalt, unsere Lösungskompetenz und Innovationsfähigkeit, was unseren Vorsprung ausmacht.

Zu Ihrer Philosophie gehört eine hohe Fertigungstiefe, um schnell und flexibel reagieren zu können. Inwieweit rechnet sich das auch betriebswirtschaftlich?

Wir führen unsere einzelnen Fertigungsbereiche zwar nicht als Profitcenter, stellen sie aber permanent auf den Prüfstand. Da muss schon bewiesen werden, dass die eigene Produktion wettbewerbsfähig ist – sie darf zumindest nicht teuerer sein als ein externer Anbieter. Und solange das bei uns funktioniert, werden wir daran festhalten. Denn für mich ist die Produktion am Standort Deutschland kein Nachteil – im Gegenteil: Wir sind nicht abhängig von irgendwelchen weit entfernten Lieferanten, sondern haben alles selbst in der Hand: Qualität, Lieferfähigkeit, Reaktionsschnelligkeit. Und wann immer uns Kunden besuchen, sind sie in der Regel davon höchst beeindruckt.

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Haben Sie auch deshalb jetzt neu in Leutkirch investiert?

Wir sind in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt immer zweistellig gewachsen und hatten einfach zu wenig Platz für Konstruktion und Fertigung sowie für neue Mitarbeiter. Und weil wir es ja beweisen, dass man hier wettbewerbsfähig produzieren kann, gab es keine Alternative zu Leutkirch. Ich bin auch überzeugt, dass wir in Deutschland unsere Arbeitsplätze halten und neue schaffen müssen. Denn die Leute, die hier leben, müssen auch hier arbeiten und einkaufen können, sonst funktioniert das ganze System irgendwann nicht mehr. Wir zeigen, dass es geht, wenn man ausreichend Energie und Hirnschmalz dafür einsetzt.

Gute Mitarbeiter sind heute Mangelware. Hatten Sie keine Schwierigkeiten, die neuen Stellen zu besetzen?

Wir arbeiten sehr intensiv daran, gute Arbeitsbedingungen und ein positives Arbeitsklima zu schaffen. Der Mitarbeiter ist doch das höchste Gut eines jeden Unternehmens: Er muss sich wohl fühlen und Spaß haben, sonst findet er keine Erfüllung in seinem Job und wird nicht gut sein. Unsere gewerblichen Mitarbeiter kommen häufig auf persönliche Empfehlung, durch Mund-zu-Mund-Propaganda, wir haben hier noch nie eine Stellenanzeige geschaltet. Aber auch bei den höher qualifizierten Jobs profitieren wir inzwischen von unserem guten Namen in der Region. Und wer von weiter entfernt zu uns findet, schätzt nicht selten auch den hohen Freizeitwert im Allgäu – nicht jeder will schließlich in der Großstadt leben.

Welche Wachstumsperspektiven und Handlungsfelder sehen Sie mittel- und längerfristig für elobau?

Unser erklärtes Ziel ist, so weiter zu wachsen wie bisher. Dazu sind aber keine gravierenden Kursänderungen nötig, wir setzen vielmehr auf Kontinuität. Das betrifft etwa die weitere Optimierung unserer Fertigungsabläufe, um auch morgen und übermorgen noch wettbewerbsfähig zu sein. Das betrifft auch den weiteren Ausbau unserer vier Produktgruppen, und zwar in bestehenden wie in neuen Anwendungsfeldern. Bei unseren jährlichen Vertriebstagungen etwa gibt es dazu immer viele neue Ideen. Und schließlich wollen wir bei unserem Exportanteil von inzwischen über 50 Prozent auch im Ausland weiter zulegen – in unseren wichtigsten Abnehmerregionen Europa und USA genauso wie in neuen Märkten, beispielsweise Japan oder Kanada.

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