Antriebstechnik Wenn Drohnen helfen, Leben zu retten

Quelle: Maxon Lesedauer: 6 min |

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In Notlagen für andere da zu sein, ist eine Lebenseinstellung. Aber auch modernste Technik ist dabei im Ernstfall längst unverzichtbar. Auf Vermisstensuche mit einem Team der Alpinen Rettung Schweiz.

Neben Suchhunden ist die Unterstützung aus der Luft durch eine Drohne oft im Einsatz bei  den Bergrettern im schweizerischen Engelberg.
Neben Suchhunden ist die Unterstützung aus der Luft durch eine Drohne oft im Einsatz bei den Bergrettern im schweizerischen Engelberg.
(Bild: Herbert Zimmermann)

Helme, Karabinerhaken, Stirnlampen und sorgfältig aufgerollte Kletterseile lagern in den Holzregalen. Funkgeräte stecken in den Ladegeräten, während Lawinensäcke im Sommer in der Ecke ruhen, bis der Schnee fällt und die Bergretter der Alpinen Rettung Schweiz (ARS), Sektion Engelberg, erneut aktiv werden.

Dino Ineichen, mit einem Smartphone in der Hand, empfängt einen Alarm von der App "Alpine-Rescue-Mission-Control". Der 27-Jährige reagiert umgehend. Er bestätigt den Einsatz und übernimmt damit die Rolle des Einsatzleiters. Sofort werden ihm die verfügbaren Einsatzmitglieder angezeigt, die automatisch informiert wurden. Innerhalb kürzester Zeit weiß Ineichen, wer in wenigen Minuten zum Einsatz eintreffen wird.

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Über die App erhalten alle die notwendigen Infos zum bevorstehenden Einsatz: Eine vermisste Frau, 27 Jahre alt, braune Haare, schwarz gekleidet. Ein Routinefall? „Routine gibt es nicht“, sagt Ineichen und startet den koordinierten Hightech-Einsatz – willkommen bei den Bergrettern im schweizerischen Engelberg.

Im Geräteraum wird es jetzt ziemlich eng. Zehn Frauen und Männer drängeln sich vor einer großen topografischen Karte. Das Gebiet der Sektion Engelberg ist groß. Ineichen zeichnet den primären Suchsektor ein. Ortskenntnis und Erfahrung sind wichtig, um die Strategie festzulegen. Schnell ist klar: Suchhunde und die Unterstützung aus der Luft durch eine Drohne sollen helfen. Die beiden Hundeführer Michael Stutz und René Geisser teilen sich die Gebiete links und rechts des Wanderwegs ins Tal auf, Rolf Gisler bereitet sich für den Drohneneinsatz vor.

Der Einsatz läuft nach Plan. Rolf Gisler fährt mit seinem roten Minivan über die Wasserfallstraße Richtung Niedersurenen. Er peilt den höchsten Punkt an, stellt sein Fahrzeug ab und packt einen Flachbildfernseher und mehrere Koffer aus. Die Ausrüstung ist beeindruckend: drei Drohnen der Enterprise-Serie von DJI, Profi-Geräte verschiedener Generationen, jede ungefähr ein Kilogramm schwer und an alle Anforderungen anpassbar. Zur Auswahl stehen eine 4K-Kamera mit 30-fachem Zoom, verschiedene Blenden und Filter, um je nach Helligkeit die Kontraste zu erhöhen. Zudem hat er einen Akku mit integrierter Heizung dabei, wichtig für den Einsatz bei niedrigen Temperaturen, sowie eine Wärmebildkamera. Den Crash-Dummy für den Kontakt mit Felswänden in engen Schluchten oder in Bäumen benötigt er heute ebenso wenig wie die Aufsätze für Licht, Lautsprecher oder Blinklichter.

Buchtipp

Das Buch „Elektromagnetische Verträglichkeit von elektrischen Kleinantrieben“ gibt einen grundlegenden Überblick über die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und die aktuell geltenden Rahmenbedingen für die Markteinführung elektrischer Kleinantriebe. Zudem werden die Effekte, Kopplungswege und Prüfverfahren sowohl für die Störaussendung der Energiewandlung als auch für die Störfestigkeit der Sensorik dargestellt. Die Quellen für die unterschiedlichen, von einem Motorcontroller ausgehenden Störgrößen werden benannt und den Effekten zugeordnet. Es folgt die Beschreibung der in der EMV üblichen Maßnahmen.

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Es zählt jede Sekunde

Inzwischen stößt Hans von Rotz zum Team. 37 Frauen und Männer gehören aktuell zum Team, das 10- bis 20-mal pro Jahr ausrückt. Bei rund zwei Dritteln aller Notrufe geht es um vermisste Personen. Technische Hilfsmittel wie Hubschrauber, Handyortung und Drohnen kommen zum Einsatz, aber „Augen und Ohren bleiben unverzichtbar“, sagt von Rotz.

Willkommen im „Drone Valley“

Die Schweiz ist der weltweit führende Standort für die Entwicklung von Schlüsseltechnologien für Drohnen und kommerzielle Anwendungen. Die Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Lausanne (EPFL) und Zürich (ETH Zürich) sowie die Universität Zürich sind führend in der fliegenden Robotik und bei unbemannten Systemen. Nicht ohne Grund wird das Gebiet zwischen den beiden Hochschulen „Drone Valley“ genannt. In den vergangenen Jahren sind dort mehr als 80 Start-ups entstanden, die 2.500 Arbeitsplätze geschaffen haben.

Der Rettungschef blickt Gisler über die Schulter. Bevor dieser die Drohne startet, schaltet er den Kopf ein. „Ich schaue mir über verschiedene Karten auf dem Tablet an, worauf ich achten muss, wo Seile gespannt sind, wo Flugverbotszonen sind“, erzählt er. Übers Funkgerät meldet sich Dino Ineichen: „Die Hunde sind unterwegs.“ Gisler greift zum Sprecherknopf und gibt grünes Licht: „Ich bin auch startklar.“ Innerhalb von Sekunden schwebt das Fluggerät in der Luft, und Gisler verfolgt die Aufnahmen konzentriert auf einem Bildschirm.

Mit dabei ist auch Marco Sicher aus der Business Unit Aerospace von Maxon. Er betreut Entwicklungsprojekte und ist von den praxisnahen Einblicken fasziniert. Per Funkgerät meldet sich plötzlich Ineichen: „Wir haben die Frau! Die Hunde haben angeschlagen.“ Gisler steuert die Drohne Richtung Aaschlucht, er taucht ein bisschen tiefer hinein in Richtung Bergbach – und hat Erfolg. „Okay, ich sehe sie auch“, sagt Gisler. „Sie winkt, es scheint ihr gut zu gehen. Es sieht aber aus, als ob sie am Bein verletzt sei.“

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Die Drohne gibt wertvolle Tipps

Die Hunde waren zwar schneller, aber während sie zur Belohnung längst ein Stück Cervelat verputzen, geht Gislers Arbeit mit der Drohne weiter. Dank der visuellen Unterstützung aus der Luft kann er dem Rettungsteam wichtige Tipps für die anstehende Windenbergung aus rund hundert Meter Tiefe geben, Hindernisse und Problemstellen erkennen.

Nicht mehr aus der Rettung wegzudenken sind autonome Roboter, Sensoren oder mobile Kommunikationssysteme.

Nicht mehr aus der Rettung wegzudenken, sind autonome Roboter für besonders gefährliche Einsätze sowie Sensoren, Satelliten, mobile Kommunikationssysteme und digitale Vernetzung. „Je früher wir bei der Entwicklung mit potenziellen Kunden am Tisch sitzen, desto mehr Expertise können wir einbringen“, erklärt Marco Sicher. „Was passiert bei Regen?“, fragt er. „Dringt Wasser in die Elektronik ein, stürzt die Drohne wie ein Stein vom Himmel. Für den Einsatz bei Regen braucht es eine speziell dafür ausgelegte Drohne“, erklärt Gisler. Sicher nickt. Er weiß, dass der Schutz gegen Umwelteinflüsse wie Wasser, oder das Eindringen von Festkörperpartikeln nicht umsonst bei Maxon ausführlich getestet werden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Auch die Leistungsfähigkeit des Akkus rettet im Ernstfall Leben. Eine halbe Stunde kann Gislers Drohne in der Luft bleiben. Länger wäre besser. Leichter auch.

UAV-Antriebssysteme von Maxon

Unbemannte Luftfahrzeuge benötigen zuverlässige Komponenten und vor allem energieeffiziente Antriebe, die eine möglichst lange Flugzeit gewährleisten. Maxon UAV-Antriebssysteme bestehen aus BLDC-Motoren, ESCs und Propellern, die für höchste Sicherheit und Effizienz gebaut sind. Sie bieten eine hohe Schubkraft, hohe Leistungsdichte, optimalen Wirkungsgrad und lange Lebensdauer für beste Umweltverträglichkeit. Maxon ist seit 2012 nach EN 9100 (entspricht AS 9100) zertifiziert und bietet auch kundenspezifische Antriebsmodifikationen und Entwicklungen für UAV-Projekte an.

Bergung nach 30 min beendet

Inzwischen ist das Rettungsteam bereit für den letzten Schritt. Peter Zumbühl schnappt sich den Erste-Hilfe-Rucksack. 15 Kilogramm wiegen unter anderem Beatmungsgerät, Sauerstoff, Defibrillator und weitere Utensilien für die medizinische Notversorgung. Zumbühl und Adi Bauer seilen sich rund 100 Meter ab. Die Bergung ist nach knapp 30 Minuten erfolgreich beendet.

Wie sehr ein leichter, leistungsstarker Elektromotor dabei als Windenantrieb hätte helfen können, ist einfach zu erahnen. „Ihr habt euch aber heute viel Zeit gelassen“, scherzt Daniela Abächerli. Dann steht sie auf und klatscht sich mit ihren Rettern ab. Alle lachen. Denn heute ist ausnahmsweise alles nur eine Übung. Abächerli hat gerne die vermisste Frau gespielt. Sie hat jetzt Feierabend. Die Bergretter auch. Zumindest, bis sich die „Alpine-Rescue-Mission-Control“ auf dem Smartphone das nächste Mal meldet. (ud)

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