Hochschule Kaiserslautern Virtuelle Realität steigert Adrenalinspiegel in der Achterbahn

Redakteur: Sariana Kunze

Studenten der Hochschule Kaiserslautern haben die virtuelle Realität auf die Achterbahn gebracht. Die Studenten erprobten dabei das Tragen von Virutal-Reality-Brillen während einer echten Achterbahnfahrt im Europa-Park Rust. Für einen zusätzlichen Adrenalin-Kick wurde die reale Strecke durch eine virtuelle Realität – eine Fantasywelt – ersetzt.

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(FH Kaiserslautern)

Im Februar 2014 startete der Studiengang Virutal Design unter der Leitung von Prof. Thomas Wagner an der Hochschule Kaiserslautern ein außergewöhnliches Projekt: Virtual Reality für die Achterbahn.

Der breiten Öffentlichkeit sind Virtual-Reality-Brillen wie die "Oculus Rift" spätestens seit dem medienwirksamen Aufkauf durch Facebook bekannt geworden. Solche Brillen versetzen den Anwender in verblüffend real wirkende computergenerierte virtuelle Welten. Die Kopfbewegung wird präzise nachverfolgt, die 3D-Darstellung ist dank Stereoskopie räumlich und das Sichtfeld erstmals groß genug, dass die virtuelle Welt tatsächlich als Realität erscheint.

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Schwindel und Übelkeit durch Virtual Reality

Zu den beliebtesten Demo-Anwendungen in der Oculus-Rift-Szene gehörten von Anfang an Nachbildungen realer Achterbahnfahrten. Die sorgen zwar für Adrenalinschübe, aber auch schnell für Schwindelgefühl oder Übelkeit, da die Wahrnehmungen des Gleichgewichtssinns im Innenohr nicht zu den Bewegungen passen, die die VR-Brille dem Träger vorgaukelt. Vor dem Hintergrund stellte sich Prof. Wagner die Frage, ob diese Nebenwirkungen womöglich ausbleiben, wenn die virtuelle Fahrt während einer echten Achterbahnfahrt erlebt wird – synchronisiert zum realen Vorbild. Außerdem könnte dadurch erstmals eine virtuelle Fahrt mit echten Beschleunigungskräften und echten Schwerelosigkeitsphasen erlebt werden.

Im Februar nahm der Virtual-Reality-Spezialist schließlich Kontakt zu dem Achterbahnhersteller Mack Rides auf, wo er seine Idee vorstellt. Mack Rides und der Europa-Park, der ebenfalls der Familie Mack gehört, stellten daraufhin dem Studiengang Virtual Design zwei reale Achterbahnen zur Verfügung, die jeweils abends nach Parkschluss und in den Morgenstunden vor Parköffnung einem Team aus ca. 50 Studierenden und Assistenten für Testfahrten genutzt werden konnten.

Und tatsächlich: Die Achterbahnfahrten mit VR-Brille erwiesen sich, laut der Studenten, als angenehm und beeindruckend. Schwindelgefühle oder Übelkeit blieben aus. Tatsächlich fühlten sich die Testpersonen in den durch Virutal Reality erweiterten Fahrten sogar noch weitaus wohler als bei der Fahrt ohne VR-Brille.

Virtuelle Realität automatisch synchronisieren

Im Laufe des Sommersemesters wurden so bereits weit über hundert Testfahrten durchgeführt, was nicht nur der Grundlagenforschung, sondern auch der Umsetzung der Projektarbeit dient: Denn die Studierenden erhielten die passende Semesteraufgabe, virtuelle Interpretationen der realen Achterbahnen "Blue Fire" und "Pegasus" zu entwickeln. Professionelle technische Unterstützung kam dabei von Mack Rides. Entwicklungsleiter Dennis Gordt ließ eigens für dieses Vorhaben spezielle Laptop-Halterungen für die Achterbahnsitze fertigen, so dass die jeweiligen Oculus-Rift-Testfahrer stets auch von einem "Operator" am Laptop begleitet werden konnten, um die Synchronität der virtuellen Fahrt zu überwachen. Musste diese zu Anfang noch händisch korrigiert werden, konnte Prof. Wagner in Zusammenarbeit mit Mack Rides inzwischen ein System entwickeln, das eine automatische Synchronisierung mit dem jeweiligen Wagen der Achterbahn ermöglicht und unterdessen auch Teil einer Patentanmeldung wurde.

In andere Welten eintauchen

Während die "Blue Fire"-Achterbahn mit Looping und Schrauben sowie einer Startbeschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2,5 Sekunden beeindruckt, ist die "Pegasus" als Familienachterbahn konzipiert und etwas weniger Intensiv. Doch gerade hier liegt auch die Chance, eine eher harmlose Bahn in der virtuellen Realität zu erweitern und spektakulärer zu machen. So kann die Fahrt etwa hoch über den Wolken stattfinden und auch völlig ohne sichtbare Schienen. Stattdessen sitzt man als Fahrgast etwa auf einem fliegenden Drachen oder in einem Raumschiff und rast durch ein Asteroidenfeld.

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