Pepperl+Fuchs Vom Vision-Sensor bis zur kompletten Systemlösung

Autor / Redakteur: Ines Näther / Ines Stotz

Seit dem Erwerb von VMT bietet Pepperl+Fuchs nunmehr die volle Palette der Bildverarbeitungs-Lösungen für die Fabrikautomation an – vom Vision-Sensor bis zum High-End-System. Laut Dr. Peter Adolphs, Geschäftsführer von Pepperl+Fuchs, kann das Unternehmen damit als einer der wenigen Anbieter weltweit den unterschiedlichen Anforderungen an Bildverarbeitung im Maschinen- und Anlagenbau Rechnung tragen.

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Herr Dr. Adolphs, welche Bedeutung hat die industrielle Bildverarbeitung generell für Pepperl+Fuchs?

Mit dem Blickwinkel eines Sensortechnikers gesehen ist die Auswertung von Bildzeilen oder Bildern, die mittels CCD oder CMOS-Chips aufgenommen wurden, nichts anderes als die konsequente Weiterentwicklung der punktförmigen Sensorelemente von Lichtschranken und –tastern. Die ungleich höhere Informationsvielfalt eröffnet aber ganz neue Möglichkeiten für intelligente Sensorsysteme. Insofern verwundert es nicht, dass inzwischen fast alle etablierten Hersteller von Optosensorik sich auch in diesem Feld betätigen. Allerdings ist die Firma Pepperl+Fuchs in der Automatisierungstechnik zuhause und hier geht es nicht zuletzt auch um die Kosten eines Systems. Erst die Fortschritte in der Mikro-Rechner-Technik sowie die massenhafte Verbreitung von digitalen Kameras erlauben es, die Technologien aus der Bildverarbeitung auch in der Sensorik für die Automatisierung zu verwenden. Insofern ist unser primäres Interesse auch in diesem Bereich zu suchen.

Mit der Übernahme von VMT vor knapp zwei Jahren wollten Sie Ihre Bildverarbeitungs-Kompetenz – vor allem bei den High-End-Systemen – stärken. Haben sich Ihre Erwartungen diesbezüglich erfüllt und war die Investition erfolgreich?

Technologietreiber in der Bildverarbeitung war seit jeher die Systemtechnik, insbesondere bei den Software-Algorithmen und optimierten Beleuchtungstechniken. An dieser Stelle existiert viel Applikations-Know-how und deshalb suchen Anwender mit solchen High-End-Anforderungen immer diese Systemhäuser auf. Damit ergibt sich für uns die Möglichkeit von den vielfältigen Erfahrungen des Systemgeschäfts zu lernen und wo möglich auch in kompakte Sensorlösungen zu integrieren. Auf der anderen Seite sehen wir immer wieder, dass die Systemhäuser in Ermangelung von Komponenten-Expertise Standard-Sensor-Aufgaben mit maßgeschneiderten Systemlösungen bearbeiten, hier kann mit dem bei Pepperl+Fuchs vorhandenen Komponenten-Know-how die bessere Symbiose gefunden werden. Wir haben für beide Richtungen des Know-how-Transfers erste ermutigende Beispiele, wir reden aber von einer langfristig ausgerichteten Strategie, deren Früchte wir erst in Zukunft ernten werden.

Wie ist VMT in die Pepperl+Fuchs-Gruppe integriert?

Da es sich bei der VMT um ein Systemhaus handelt, welches andere Gesetzmäßigkeiten als ein Komponentenhersteller hat, wurde VMT im Gegensatz zu vielen anderen Akquisitionen der Vergangenheit nicht vollständig integriert sondern agiert weitgehend selbständig. Dies wird auch dadurch unterstrichen, dass wir den Markennamen VMT in der Außendarstellung erhalten haben. Die Synergien ergeben sich intern und nicht so sehr nach außen.

Welche sind das — zwischen Ihrem Komponentengeschäft, den Vision-Sensoren, und dem VMT-Systemgeschäft, vornehmlich der Software?

Die Geschäftsmodelle unterscheiden sich, wie schon erwähnt, recht stark. Technologisch gibt es aber eine Reihe von interessanten Synergieeffekten, die sich nicht nur auf die Software beschränken. Die Beleuchtungstechnik ist eine ganz wesentliche Kernkompetenz der Bildverarbeitung und die Erfahrungen aus dem Systemgeschäft sind bei der Auslegung von Vision-Sensoren äußerst hilfreich.

Sind für VMT in Zukunft auch weitere Aufgabenstellungen geplant?

Ja, wir werden zudem VMT in Richtung eines Systemhauses für anspruchsvolle Lösungen im Bereich der Automobilindustrie auch außerhalb der Bildverarbeitung weiterentwickeln. Dies hat sich schon vor der Übernahme durch Pepperl+Fuchs, beispielsweise in Projekten zum automatischen Klappenverbau in der Endmontage, als sinnvoller Weg erwiesen. Als nächsten Schritt werden wir über die VMT aber auch im Bereich unserer Identifikationstechnik am Markt Systemlösungen anbieten und damit das Angebotsspektrum der Pepperl+Fuchs-Gruppe um das Systemgeschäft unter der Marke VMT erweitern können. Damit können wir dieses Geschäft vom Komponentengeschäft separieren und erreichen für den Kunden ein hohes Maß an Transparenz.

Welche beispielhaften Projekte konnten Sie in diesem Zusammenhang seitdem verwirklichen?

In den letzten Monaten hat sich das Projektgeschäft in der Automobilindustrie sehr erfreulich entwickelt. Ursache dafür war eine erhöhte Investitionstätigkeit bei den deutschen Premium-Herstellern aber auch weiter gestiegene Qualitätsansprüche. Als Beispiel sei hier der sensorisch gestützte Verbau von Türen und Klappen genannt, der wesentlich verbesserte Spaltmasse zur Folge hat. Interessant ist dabei, dass diese Investitionen nicht nur im Inland sondern auch in den ausländischen Produktionsstätten, zum Beispiel in den USA und China, stattfinden. Hier hat selbstverständlich ein weltweit aufgestelltes Unternehmen wie Pepperl+Fuchs große Wettbewerbsvorteile gegenüber kleinen Systemhäusern aus Deutschland.

Wo sehen Sie Ihre besonderen Stärken und in welche technologische Richtung tendiert Pepperl+Fuchs in der IBV?

Besondere Stärke der Pepperl+Fuchs-Gruppe ist die kostenoptimale Sensorlösung in mittleren bis hohen Stückzahlen. Mit unseren Fertigungsstätten in Singapur, Indonesien und demnächst auch Vietnam können wir in diesem Segment auf allen Märkten eine interessante Kosten/Leistungsbilanz bieten. Das macht uns für internationale wie auch für lokale Maschinenbauer rund um den Globus interessant. Da die Bildverarbeitung langsam aber sicher die Ecke der teueren Speziallösungen verlässt, ist das ein wesentliches Asset das wir bei der Vermarktung nutzen können.

Genauer gesagt?

Rein technologisch setzen wir bei den Vision-Sensoren auf applikationsspezifische Geräte und Lösungen. Nicht das allgemein zu parametrierende Mini-Bildverarbeitungs-System steht im Vordergrund sondern das auf eine bestimmte, häufig anzutreffende Aufgabenstellung optimierte Gerät ist unser Ziel. Damit hat der Kunde die optimale Lösung und minimalen Einstellaufwand. Beispielhaft sind hier die Fachfein-Positionierung für das Regalbediengerät oder auch die Bogeninspektion im Bereich der Druckindustrie zu nennen.

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