Firmenübernahme Wie die Chinesen Deutschland aufrollen

Als die Chinesen die ersten Aktien der Augsburger Kuka aufkauften, dachten alle noch, hier kommt ein Finanzinvestor. Mittlerweile ist der traditionsreiche Robotik-Spezialist (Gründung: 1898), aber auch andere deutsche Unternehmen wie Krauss Maffei, in chinesischer Hand.

Im Visier: Chinesen sind interessiert an deutschen Unternehmen, etwa im Bereich Automobil
Im Visier: Chinesen sind interessiert an deutschen Unternehmen, etwa im Bereich Automobil
(Bild: Clipdealer 12426190)

Chinesische Investoren haben 2016 allein in Deutschland 58 Unternehmen teilweise oder sogar vollständig übernommen. Dabei wurde die Übernahmewelle von höchster Stelle in Peking und in den Provinzen geplant und finanziell unterstützt.

Insgesamt legten die Investoren aus dem Reich der Mitte hierzulande im vergangenen Jahr fast 12 Mrd. Euro für Übernahmen auf den Tisch. Das entspricht der Marktkapitalisierung eines kleinen DAX-Wertes.

Die Strategie: Tarnen und anschleichen

Dabei gehen die Aufkäufer immer nach der gleichen, aber höchst effektiven Strategie vor: Zunächst gründet man entweder in Frankfurt oder Berlin eine Briefkastenfirma. Hier sind zwei spezialisierte Rechtsanwaltskanzleien behilflich, die auch den Geschäftsführer der Neugründungen stellen. Tatsächlich aber ist dieser Geschäftsführer nur ein Strohmann.

Anschließend erwerben die Chinesen in der Regel in zwei bis drei Tranchen erste Aktienpakete des Übernahmekandidaten. Dabei schmeißt man – wie gesagt – sehr geschickt Nebelkerzen und versichert pausenlos, dass man als langfristiger Investor gekommen ist. Plötzlich lässt man aber die Katze aus dem Sack und legt ein Übernahmeangebot vor. Gleichzeitig sichert man sich hinter den Kulissen bereits die Zustimmung wichtiger Großaktionäre (vor allem Fondsgesellschaften und Banken).

In aller Regel sind die Unternehmen gegen diese Angriffe völlig wehrlos. Zumal die Chinesen aufgrund der staatlichen Unterstützung über sehr tiefe Taschen verfügen und deshalb regelmäßig beste Preise bieten. So haben die Kuka-Aktionäre zwischen dem ersten Kauf der Chinesen und der endgültigen Übernahme binnen weniger Monate fast 60 Prozent verdient.

Jetzt rückt schwäbischer Autozulieferer in den Fokus der Firmenjäger

Und nun greifen die chinesischen Firmenjäger nach einem schwäbischen Autozulieferer. Seit dem vergangenen August hat man sich über eine Frankfurter Briefkastenfirma bereits knapp 9% des Aktienkapitals des Zulieferers gesichert. Diesmal stoßen die Aufkäufer allerdings auf Gegenwehr.

Denn ein milliardenschwerer US-Investor hat den Braten gerochen und sich erst im Dezember bei dem schwäbischen Unternehmen positioniert. Hier steht also jetzt eine große Übernahmeschlacht mit allen Zutaten bevor.

Auch im Börsenbrief „Der Parseval“ haben wir uns zuletzt entsprechend positioniert. Denn wenn uns die Chinesen schon unsere besten Unternehmen „wegkaufen“, wollen wir daran zumindest gut verdienen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf unserem Schwesternportal ELEKTRONIKPRAXIS.

* Alexander von Parseval ... ist Chefanalyst des gleichnamigen Börsenmagazins „Der Parseval“

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