Rockwell Automation Zukunftsstrategien für den deutschen Markt
Das Endkundengeschäft zu stärken und die indirekten Vertriebswege weiter auszubauen, sind die vorrangigen Ziele im deutschen Markt, die sich Rockwell Automation in den nächsten Monaten auf die Fahne geschrieben hat. Schlüssel zum Erfolg ist dabei für den neuen Geschäftsführer Hartmut Pütz eine evolutionäre Wachstumsstrategie.
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Herr Pütz, Sie sind seit März der Geschäftsführer Rockwell Automation Deutschland und verantworten damit die Entwicklung im deutschen Automatisierungsmarkt. Wie sieht Ihre Strategie für das Unternehmen aus bzw. wie gestalten Sie ihren Innovationsprozess?
In den letzten Jahren hat Rockwell Automation seine Marktposition weltweit stetig ausgebaut. Und das gilt natürlich auch für Deutschland. An diese gute Ausgangsbasis möchte ich in Zukunft anknüpfen und eine evolutionäre Wachstumsstrategie umsetzen. Diese beruht auf drei wesentlichen Säulen: Eine weiterhin gute und zuverlässige Partnerschaft mit dem deutschen Maschinenbau, der konsequente Ausbau des Endkunden-Geschäfts durch eine klare Fokussierung auf Komplettlösungen auf Basis der Integrated-Architecture von Rockwell und zum Dritten der Ausbau unserer indirekten Vertriebswege über Distributoren und Systemintegratoren.
Welche Marktbedeutung hat Deutschland, auch in Zukunft, für Ihr Unternehmen?
Die globale Strategie von Rockwell Automation wird in der Unternehmenszentrale in Milwaukee entwickelt. Allerdings hat man auch hier erkannt, dass die lokalen Besonderheiten sehr viele Chancen in sich bergen. Diese können nur vor Ort genutzt werden. Wir sind fest im deutschen Markt verwurzelt und sprechen die Sprache unserer Kunden. Diese lokale Expertise bietet uns die Möglichkeit, die globalen Leitlinien auf dem lokalen Markt zu übertragen und genau auf die Bedürfnisse der deutschen Kunden abzustimmen.
Wie entwickelt sich hier der Umsatz?
Ohne genaue Zahlen zu nennen, spiegelt der deutsche Markt den weltweiten Wachstumstrend von Rockwell Automation wider. Wir haben die Verkaufsmannschaft in Deutschland in den letzten zwölf Monaten um mehr als 20 Prozent vergrößert und beschäftigen heute 520 Mitarbeiter am Standort.
Welche Industrien sind für Rockwell Automation am wichtigsten und haben Sie neue im Visier?
Unsere Wurzeln liegen ganz klar im klassischen Maschinenbau bzw. im OEM-Geschäft. Diesen Fokus werden wir natürlich beibehalten, jedoch gewinnt das Endkunden-Geschäft in ausgewählten vertikalen Märkten für uns eine immer stärkere Bedeutung. Daher haben wir vor nicht allzu langer Zeit verschiedene vertikale Initiativen gegründet, die wir auch hier in Deutschland sehr aktiv vorantreiben möchten. Diese beziehen sich auf die Bereiche Life-Sciences, Food & Beverage, Automotive sowie Home, Healthcare & Beauty.
Wie würden Sie Ihre aktuelle Position in der Automatisierung in Deutschland beschreiben, wo sehen Sie Ihre Kernkompetenzen und worin unterscheiden Sie sich vom Wettbewerb?
Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen ist Rockwell Automation in der Lage, Automatisierungs- und Informationslösungen für alle Bedürfnisse aus einer einzigen Hand anzubieten. Hierbei spielt das Thema Integration eine zentrale Rolle, denn mit unserer Integrated Architecture stellen wir sicher, dass alle Produkte und Lösungen ideal aufeinander abgestimmt sind. Dadurch lassen sich sowohl Standard-Installationen als auch kundenspezifische Lösungen schnell und kostengünstig realisieren.
Können Sie dies anhand eines kurzen Praxisbeispiels erläutern?
Da haben wir aktuell beispielsweise in Zusammenarbeit mit Harburg-Freudenberger Maschinenbau eine Zweitrommel-Reifenaufbau-Maschine mit einheitlicher Programmier-Umgebung für Steuerung und Servoachsen realisiert. Für die vielfältigen und hoch komplexen Aufgaben, die beim Betrieb einer solchen Maschine anfallen, bringen wir unsere Steuerungs-Plattform Allen-Bradley-ControlLogix zusammen mit Integrated-Motion für die Achssteuerung zum Einsatz. Dieses multidisziplinäre Automationssystem verwendet die Programmier-Software RSLogix 5000 sowohl für die SPS als auch für die Servosteuerung. Dadurch vereinfacht sich die Bedienung des Systems enorm: Will man eine Achse bewegen, nutzt man einfach einen Baustein, der ‚move’ (fahre) heißt. Mit dem Kommando move von A nach B bewegt man die Achse – das wars. So leicht stellt sich die Steuerung mit ControlLogix in einer integrierten Umgebung dar, obwohl im Hintergrund sehr vielschichtige Prozesse ausgelöst werden.
Welche technologischen Entwicklungen oder Innovationen werden sich nach Ihrer Meinung künftig verstärkt durchsetzen und was wird Rockwell Automation beitragen?
Hier ist vor allem die Integration zu nennen. Der unbegrenzte und offene Fluss von Informationen zwischen Maschinen- und Business-Ebene wird zu einer Notwendigkeit. Mit unserer Integrated-Architecture, d.h. ControlLogix auf Steuerungs- und FactoryTalk auf Informations-Ebene sind wir hier sehr gut aufgestellt. Dazu kommen starke Partnerschaften etwa mit Cisco Systems, IBM und Endress + Hauser. Ein wichtiges Thema ist auch die Standardisierung. Wir engagieren uns deshalb aktiv in Organisationen wie der MESA – Manufacturing Enterprise Solutions Association International – oder ODVA – Open DeviceNet VendorAssociation.
Gerade im Markt der Ethernet-Kommunikation verändern sich die Gewichte – Schneider Electric ist jetzt Hauptmitglied der ODVA und unterstützt damit verstärkt zusammen mit Cisco, Eaton, Omron und Rockwell Automation die Ziele der Nutzerorganisation. Welche Bedeutung hat das Ihrer Meinung nach für die Ethernet-Landschaft?
Wir sehen diese Entscheidung von Schneider Electric sehr positiv, bestätigt sie doch unser langjähriges Engagement für offene Netzwerkstandards. Dadurch entsteht eine interessante Wettbewerbssituation, die dem Markt sicher gut tun wird. Die Zukunft der industriellen Netzwerke liegt bei EtherNet/IP.
Gilt das auch für Deutschland/Europa – in der Domäne der PNO? Ist das als Herausforderung zu sehen, Profibus/Profinet Marktanteile streitig zu machen?
Natürlich spielt Profinet in Europa und speziell in Deutschland traditionell eine herausragende Rolle. Jedoch zeigt die Entscheidung von Schneider Electric sehr deutlich, dass die Vorteile des offenen Netzwerkstandards EtherNet/IP zunehmend wahrgenommen und akzeptiert werden. Rockwell Automation ist hier in einer erstklassigen Ausgangssituation, die wir nutzen werden, um in Europa weitere Marktanteile hinzu zu gewinnen.
Außerdem kooperieren jetzt Rockwell Automation und Cisco Systems bei der Integration von Fertigung und IT. Was umfasst diese Zusammenarbeit?
Rockwell und Cisco setzen beide auf standardisierte, unmodifizierte Ethernet-Netzwerke, kommen traditionell jedoch aus zwei völlig verschiedenen Kulturen – der industriellen Fertigung und der IT. Durch die sich immer stärker ausbreitende Automatisierung nähern sich diese beiden Welten heute immer stärker an, sodass sie inzwischen mit den gleichen Problemen kämpfen, jedoch nach wie vor unterschiedliche Sprachen sprechen. Was liegt da näher als die Verknüpfung der Expertise von zwei Unternehmen, die in ihrem jeweiligen Bereich zu den weltweiten Marktführern gehören. Die Partnerschaft ist also ein logischer Schritt, der konkret darauf abzielt, unseren gemeinsamen Kunden einen echten Nutzen zu liefern.
Welcher konkrete Nutzen ist das?
Wir werden unsere Kunden gemeinsam bei der Schaffung von optimierten und integrierten Ethernet-Netzwerken unterstützen – von der Maschinenebene bis hin zu Business-Anwendungen. Ziel ist es, Fertigungsunternehmen das Maß an Informations-Transparenz, Flexibilität und Fähigkeit zur Zusammenarbeit zu bieten, das für den Erfolg im globalen Markt notwendig ist. Basierend auf deren Anregungen und Wünschen umspannt die Zusammenarbeit drei Bereiche: Die Weiterentwicklung des gemeinsamen technologischen Blickwinkels, Entwicklung von Referenz-Architekturen auf Basis von Standard-Netzwerk-Technologien wie EtherNet/IP, sowie gemeinsame Schulungen für eine gesteigerte Effizienz von Mitarbeitern und Prozessen.
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