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Brandklassen werden zu Euroklassen
Die europäische Norm EN 50575 regelt die Anforderungen an Kabel und Leitungen und unterteilt sie in einheitliche Brandklassen (sog. Euroklassen). Die Umsetzung der BauPVo für Kabel und Leitungen erfolgt in der nunmehr geltenden Norm EN 50575:2014+A1:2016 "Starkstromkabel und -leitungen, Steuer- und Kommunikationskabel; Kabel und Leitungen für allgemeine Anwendungen in Bauwerken in Bezug auf die Anforderungen an das Brandverhalten".
Die jeweiligen Anforderungen an die Produkte hängen dabei von unterschiedlichen Faktoren wie der Art des geplanten Gebäudes oder dem Grad der Auslastung ab. Große öffentliche Gebäude wie Flughäfen oder Bahnhöfe mit gesicherten Fluchtwegen haben dabei naturgemäß eine höhere Sicherheitsstufe als kleinere oder private Bauvorhaben. In der Planungsphase des Bauvorhabens wird insofern schon zu Beginn die Sicherheitsstufe des Gebäudes bestimmt. Sämtliche Produkte, die in weiterer Folge in dem Gebäude verbaut werden, haben die entsprechende Klassifikation zu erfüllen. Je höher dabei der Sicherheitsstandard des Gebäudes ist, umso höher muss auch die Brandklasse der festen Verkabelungen gewählt werden.
Das Brandverhalten von Kabeln wird anhand von Kriterien wie der Flammenausbreitung und Wärmefreisetzung (sogenannter „Heat Release“), einer Rauchgasanalyse und der optischen Rauchentwicklung („Density“) ermittelt. Auch andere Faktoren wie der Säuregrad („Acidity“), brennendes Abtropfen oder herabfallende Teile („Droplets“) sind Prüfkriterien und spielen eine wichtige Rolle in den jetzt verbindlich etablierten Sicherheitsstandards.
Prüfinstitute nach EU-einheitlichtem Standard
Die notifizierten Prüfinstitute der Mitgliedstaaten (sog. Notified Bodies) – in Deutschland ist dies u.a. der VDE – sind nun für die Zertifizierung der Kabel innerhalb der Euroklassen verantwortlich. Sie sind von EU-Ebene offiziell bestellt und zur Abnahme der Zertifizierungen berechtigt. Die angewandte Prüfmethodik ist dabei ein EU-weit vereinheitlichter Standard, dessen Einhaltung kontrolliert wird. Die Prüfinstitute überprüfen und bewerten die Kabel und Leitungen in ihrem Brandverhalten nach einheitlichen Kriterien und zertifizieren sie anschließend mit der CE-Kennzeichnung. Nur nachdem ein solches offizielles Prüfinstitut die Erfüllung der vorgegebenen Klassifikation bestätigt, dürfen sie vermarktet bzw. verbaut werden. Verpflichtend ist überdies eine Leistungserklärung des Herstellers für das Produkt. Als „Declaration of Performance“ (DoP) steht diese mittels Web-Code zum Download zur Verfügung.
Arbeitskreis des ZVEI
Die Erarbeitung der Brandklassen und Produktfamilien erfolgte in Deutschland in einem eigenen Arbeitskreis des ZVEI, an dem Mitarbeiter der Prysmian Group mitwirkten. Als Weltmarktführer auf dem Gebiet von Energie- und Telekommunikationskabel unterstützt die Prysmian Group die europaweiten Sicherheitsbestrebungen vollumfänglich. Die Produkte von Prysmian hatten bereits zuvor einen sehr hohen Sicherheitsstandard: Im Brandfall verfügen spezielle Kabel über ein besonderes Isolationsverhalten.
Im Laufe der kommenden zwölf Monate wird die Prysmian Group sämtliche Produktfamilien nach der harmonisierten EU-Norm zertifizieren lassen. Erste Prüfergebnisse liegen bereits vor, der Zeitrahmen bis zur verbindlichen Anwendung ab Juli 2017 ist also gut zu schaffen für den Hersteller von Energie- und Telekommunikationskabel, heiß es aus dem Unternehmen. Und: „Wer gut über die Entwicklungen in der EU und in den Ländern informiert ist, hat einen Vorteil bei der Zusammenarbeit mit Behörden und Geschäftspartnern.“
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