Maintenance „In Zukunft machen Software und Service den Unterschied“
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Damit Montage- und Prüfanlagen leistungsfähig bleiben, ist regelmäßige Wartung ein Muss. Die neue Maintenance App von PIA Automation bietet nun eine Software-Lösung, die das Management von Wartungen effizienter und komfortabler macht.

Herr Verclas, wieso braucht der Markt von Montage- und Prüfanlagen eine App für Routinewartungen?
Stephan Verclas: Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Gewiss leuchtet in Ihrem Auto eine Anzeige auf, wenn der nächste Service ansteht. Mittlerweile rufen viele Vertragswerkstätten ihre Kunden proaktiv an, um einen Termin dafür zu vereinbaren. Im Idealfall tun sie das so rechtzeitig, dass sich der Werkstatttermin für den Kunden gut einplanen lässt. Und auch wenn der Ölstand zu gering ist, meldet sich das Fahrzeug mit einer Aufforderung zum Nachfüllen. In der Industrie ist diese Art der Wartung und Terminplanung noch kaum angekommen. Die Realität sind oft noch Wartungspläne in Papierform und ein Planungsmanagement, das vom zunehmenden Fachkräftemangel erschwert wird. Für die Erreichung von OEE-Zielen sind Routinewartungen jedoch ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Geplant zu warten heißt, vorausschauend zu warten – und so gegebenenfalls kostspielige Maschinenstillstände zu verhindern. Die Maintenance App, für deren Entwicklung wir PIA Automation zur Seite gestanden sind, geht genau diese wichtigen Themen an und bietet Kunden eine zuverlässige digitale Lösung.
Herr Weber, was werden Sie Ihren Kunden mit der PIA Maintenance App Neues bieten?
Tobias Weber: Die App macht unseren Kunden regelmäßige Wartungsarbeiten an ihren Montageanlagen deutlich komfortabler. Darüber hinaus beinhaltet die bald kommende Customer Service Platform unter anderem ein Ticket-System, über das unser Kunde unsere Servicemitarbeiter mit Wartungsaufgaben beauftragen kann. Teil dieses Angebots wird auch eine Anfragefunktion für Tausch- oder Ersatzteile sein.
Ab wann gibt es denn die neue App?
Tobias Weber: Die Maintenance App bieten wir ab sofort an. Sie ist lokal in der Kundenanlage installiert, läuft browsergestützt und macht es den Anwendern besonders einfach, den Überblick über bevorstehende oder überfällige Wartungsarbeiten ihrer Anlagen zu behalten. Der digitale Wartungsplan umfasst Terminerinnerung, Planung, Anleitung und Dokumentation der Arbeiten an der Anlage. Allein schon die digitale Dokumentenablage in einer zentralen, von allen Mitarbeitern genutzten Datenbank ist für viele Kunden ein entscheidender Fortschritt im Vergleich zu Papierverkehr.
Könnten Sie bitte kurz erläutern, inwieweit Wartungsarbeiten mithilfe der App komfortabler werden?
Tobias Weber: Mit unserer Customer Service Platform kann der Kunde uns mit nur einem Mausklick kontaktieren. So kann der Anlagenbetreiber schnell und einfach Hilfestellung oder Remote-Support anfragen oder sogar Wartungsaufgaben bei PIA beauftragen. Die schnelle, enge und einfache Kommunikation mit PIA Automation und das digitale Serviceportfolio durch den PIA Customer Service bekommen für unsere Kunden künftig auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel und die zunehmende Komplexität der Anlagen einen immer größeren Stellenwert.
Beschränkt sich der PIA Service auf die Wartungsfunktion?
Weber: Die neue Maintenance App ist eingebunden in die PIA Industrial App Suite, die viele unserer Kunden nutzen. Die Suite analysiert bereits heute Qualitäts- und Prozessdaten, um die Anlagen-Performance zu gewährleisten. Für unsere Kunden ist diese Analysefähigkeit wichtig, um ihre OEE-Werte zu optimieren. In naher Zukunft planen wir, die Software-Pakete Prozessdatenanalyse und Maintenance um eine weitere App zu ergänzen, die die Energieeffizienz einer Anlage bewertet. Denn auch Nachhaltigkeit wird in der industriellen Produktion ein zunehmend bedeutender Faktor.
Ist die Maintenance App ausschließlich lokal in der Kundenanlage installiert?
Weber: Ja, die App ist rein lokal installiert und bildet die Basis für eine größere Architektur. Als isoliertes Modul informiert sie den Anwender über anstehende Wartungen. Sobald die Customer Service Platform verfügbar ist und der Kunde dieses Modul nutzen möchte, kann sich die Anlage mit PIA Automation verbinden. Auch das funktioniert prinzipiell für sich autark. Durch die Kombination beider Module ergibt sich dann der größtmögliche Vorteil für unsere Kunden, denn mit diesen Informationen kann unser Kundenservice seine Unterstützung anbieten. Etwa mit proaktiven Terminerinnerungen, dem Angebot und der Bestellung von Ersatzteilen oder im Fall von Instandhaltungsarbeiten mit Remote-Support oder einem Serviceeinsatz vor Ort. So verstehen wir den Anlagenbau von heute: Wir liefern nicht nur die Hardware, sondern auch Software-Pakete und Services, die unseren Kunden das Leben leichter machen.
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Auf welche Daten müssen Kunden Ihnen Zugriff geben, um von diesen Services zu profitieren?
Weber: Welche Daten der Kunde uns freigibt, entscheidet er selbst. Sofern es vom Kunden nicht gewünscht wird, uns Datenzugriff zu geben, muss er das natürlich nicht tun. Er hat die Möglichkeit, komplett eigenständig mit der Industrial App Suite und der Maintenance App zu arbeiten. Auch die kommende Customer Service Platform kann ausschließlich als Kommunikationsmittel genutzt werden, ohne dass PIA Zugang zu den Daten erhält. Wenn der Kunde jedoch unsere Expertise im Bereich der Prozessdatenanalyse nutzen möchte, ist es erforderlich, uns für den Zeitraum der Analysedienstleistung Zugang zu gewähren.
Für die proaktive Unterstützung, die Stephan Verclas am Beispiel des Autos erläutert hat, sind lediglich Informationen über die Maschinenzustandsdaten erforderlich. Die Intelligenz unserer PIA Industrial App Suite und der Maintenance App befindet sich on premise beim Kunden an der Anlage, wo die Daten gesammelt und verarbeitet werden. Bei Anbindung der Anlage an die Customer Service Platform erfolgt die Kommunikation mit PIA in Form von Meldungen über die Ergebnisse der Datenverarbeitung. Das können beispielsweise bevorstehende Ereignisse sein – wie eine geplante Wartung – oder Trends, die erkannt wurden – etwa eine Verschlechterung der Anlagenverfügbarkeit. Denken wir noch einen Schritt weiter in die Zukunft, kann diese Datenbasis später sogar eine Grundlage für potenziell KI-Anwendungen bilden.
Zunehmendes Teilen von Daten zwischen Anlagenlieferanten und Anwendern – ist das ein typischer Anwendungsfall von Industrie 4.0?
Verclas: Das Teilen von Daten kann die Zusammenarbeit zwischen Anlagenbauer und Anlagenbetreiber enorm vereinfachen. Tobias Weber hat hier einige Beispiele genannt. In der Vergangenheit untersagten viele Anwender von Produktionsanlagen den Herstellern jedoch, remote auf ihre Anlage zuzugreifen, weil sie den Mehrwert nicht erkannt haben. Inzwischen hat sich das geändert. Wir beobachten am Markt eine starke Tendenz, zumindest Maschinenzustandsdaten mit den Anlagenherstellern zu teilen. Ich möchte sogar sagen, es wird von den Kunden zunehmend gewünscht. Wenn ein Anlagenbauer die Maschinenzustandsdaten seiner Anlage kennt, kann er seinen Kunden unterstützen, die Anlageneffizienz zu steigern. Zunehmend dürfen die Anlagenhersteller temporär auch auf Qualitäts- und Prozessdaten zugreifen, weil sie es ermöglichen, konkrete Hilfestellungen zu leisten. Treiber dieser Entwicklungen ist das Thema Produktivität. Ein anderer Impuls kommt, wie von Tobias Weber schon erwähnt, durch den Fachkräftemangel.
Weber: Außerdem kann man sich vom Anlagenlieferanten Expertise einholen, die man als Anwender vielleicht nicht selbst hat. Unser Anspruch als Partner ist es, mit unserer Erfahrung Lösungen zu finden, um die Produktivität der Anlage zu steigern. Auch aus diesem Grund entwickeln wir auch die Customer Service Platform: So kann der Kunde noch schneller und einfacher mit uns kommunizieren.
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In den Betrieben der Anwender stehen häufig Maschinen verschiedener Hersteller. Ist in solchen Fällen die PIA Industrial App Suite nur eine von mehreren Plattformen, die von Kunden genutzt werden?
Verclas: Aus Kundensicht bietet die PIA Industrial App Suite den entscheidenden Vorteil, dass sie auch Anlagen anderer Hersteller einbinden kann. Heterogene Anlagenlandschaften sind in der Branche häufig anzutreffen. Insofern löst PIA Automation mit der Industrial App Suite tatsächlich eines der großen Probleme vieler OEMs, weil Analyse, Optimierung und Wartung über diese digitale Plattform herstellerübergreifend möglich sind.
Sie sprachen gerade von den Problemlösungen, die PIA Automation den OEMs anbietet. Was sind die größten Pain Points der Anwender?
Verclas: Die Branche ist sehr heterogen, weil die Anwendungen sehr individuell sind. Jeder OEM ist anders aufgestellt und wird von seinen Lieferanten mit speziellen Lösungen bedient. Im Zusammenhang mit der Digitalisierung stellt sich nun die Frage, wie diese Insellösungen miteinander interagieren können. Das beginnt nicht erst bei der Datensicherheit, sondern schon bei den Themen Datenerfassung und -management. Wenn man Daten zueinander in Bezug setzen möchte, braucht man eine gemeinsame Syntax und Semantik. Diese Problemstellungen sind – auch aus Gründen des Wettbewerbs – bisher nicht gelöst. Insofern steht die vielbeschworene Industrie 4.0 eigentlich noch ganz am Anfang.
Wird in Zukunft die Softwarefähigkeit eines Anlagenlieferanten wichtiger sein als seine Hardwarekompetenz?
Weber: Beides wird gleich wichtig sein. PIA Automation hat langjährige Erfahrung mit dem Bau von Anlagen. Dies nun mit Software-Paketen und zugehörigen Services zu kombinieren, ist unser Weg in die Zukunft, in der wir uns als Full-Solution-Anbieter sehen. Ich möchte das an einem Beispiel veranschaulichen: Man hört oft, ein modernes Auto sei Software auf Rädern. Da ist etwas dran, doch muss man dieses Auto erst bauen können, sonst nützt die ganze Software nichts. Wir sind überzeugt, dass für die Anlagen der Zukunft Softwareleistung und Servicequalität den Unterschied machen. Mit unserem Gesamtpaket Maintenance App plus Customer Service Platform machen wir – auch im Wettbewerbsumfeld – einen großen Schritt nach vorn.
Herr Verclas, Herr Weber, herzlichen Dank für das Interview!
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