Funktionale Sicherheit Wie Sie funktionale Sicherheit in der Praxis umsetzen

Redakteur: Ute Drescher |

Beim 1. Anwendertreff Maschinensicherheit am 24. September in Würzburg können sich Experten und Anwender praxisorientiert über die Umsetzung der Maschinenrichtlinie austauschen.

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Am 24. 9. findet das 1. Anwendertreffen Maschinensicherheit in Würzburg statt.
Am 24. 9. findet das 1. Anwendertreffen Maschinensicherheit in Würzburg statt.
(Bild: Vogel Business Media/Archiv)

Menschen vor Gefahren zu schützen ist eine grundlegende, moralische Verpflichtung. Dieser Grundsatz ist daher weltweit in Richtlinien und Regularien verankert.

Leider wird der Personenschutz heute immer noch oft erst nachträglich in die fertige Maschine eingebaut. „Viele betrachten ihn als notwendiges Übel“, weiß Jochen Ost aus Erfahrung. Dabei kann der Leiter Produktmanagement Safety Services & Solutions bei der Sick Vertriebs-GmbH Hersteller und Betreiber beruhigen: „Viele Gefahren lassen sich prinzipiell schon mit der Konstruktion vermeiden. Außerdem wirken sich optimal integrierte Schutzmaßnahmen häufig günstig auf Produktivität und Bedienbarkeit der Maschinen und Anlagen aus“. Ist das Sicherheitskonzept nicht durchdacht, besteht eine weitere Gefahr, so Ost: „Werden Bediener daran gehindert, ihre Aufgabe zu erfüllen, setzen sie Schutzeinrichtungen vorsätzlich außer Kraft. Das erhöht das Unfallpotenzial!“

Sicherheit beginnt noch vor der Konstruktion der Maschine. Wie sich die Maschinenrichtlinie in der Praxis ohne unnötigen Aufwand umsetzen lässt, darüber herrscht in vielen Unternehmen nach wie vor Unsicherheit. Im Anschluss an ihre Webinar-Reihe Maschinensicherheit lädt unsere Schwesternmarke konstruktionspraxis daher Experten und Anwender zum 1. Anwendertreff Maschinensicherheit am 24. September ein. Im Vordergrund steht der praxisnahe Austausch. Drei Keynote-Vorträge haben übergreifende Themen zum Inhalt:

  • die Maschinenabnahme durch den Betreiber und dessen Anforderungen an den Hersteller,
  • Fragen rund um die Haftung sowie
  • die Maschinensicherheit im internationalen Umfeld.

Die vier Praxisforen widmen sich jeweils einem Aspekt, der Anwendern häufig noch Probleme bereitet:

  • Safety First – Sicherheit als Standard
  • Safety als Dienstleistungsgeschäft
  • Retrofit von Maschinen – Welche Normen gelten?
  • Sicherheit im Antriebsstrang

Wie Betreiber von Anlagen an das Thema funktionale Sicherheit herangehen, davon berichtet Georg Hoffmann in seinem Keynote-Vortrag. Als Nachhaltigkeitsmanager ist Hoffmann bei Schokoladenhersteller Ritter Sport auch dafür zuständig, dass die Maschinen und Anlagen den hohen Anforderungen der Maschinenrichtlinie genügen.

Unter anderem geht es um die Vorgehensweise des Schokoladen-Herstellers bei der Inbetriebnahme von Arbeitsmitteln/Kleingeräten, beim Prüfen von Anlagen, beim Umbau von Anlagen und Maschinen (unwesentliche Veränderung) sowie bei der Verkettung von Anlagen. Oberstes Ziel, so Hoffmann: „Der Schutz der Mitarbeiter“.

Im Praxisforum 1 zur Sicherheit als Standard informiert Bernard Mysliwiec, Senior Safety Expert im Normengremium Merging IEC 62061 und ISO 13849-1 über die Entwicklungen der Standards innerhalb der Normengremien. Schon in seinem Webinar hatte Mysliwiec gefordert: „Die Normen müssen einfacher werden!“

Den Eröffnungsvortrag im Praxisforum 3 – Retrofit von Maschinen – hält Alois Hüning von der Berufsgenossenschaft Holz und Metall. „In den Anwendungsbreich des Produktsicherheitsgesetzes fallen ohne Einschränkung auch Gebrauchtmaschinen“, erklärt Hüning. Gebrauchtmaschinen sind Maschinen, die nach der ersten Inbetriebnahme einmal oder mehrmals ihren Besitzer wechselten und dann erneut in Betrieb genommen wurden, ohne dass sie wesentlich verändert wurden. „Auch Gebrauchtmaschinen müssen sicher sein!“ betont Hüning und verspricht Hilfestellung hinsichtlich der sicherheitstechnischen Anforderungen an Gebrauchtmaschinen.

Antriebe müssen immer sicher laufen

Antriebe sind die wichtigsten Aktuatoren in Maschinen und Anlagen und stehen daher im Mittelpunkt des Praxisforums 4. Sie erzeugen enorme Kräfte und garantieren eine extrem hohe Beschleunigung. Ohne Antriebe wären kontinuierliche Produktionsraten von Maschinen kaum möglich. Zudem zeichnen sich Antriebe und deren Steuerungseinrichtungen durch eine hohe Verfügbarkeit und Langlebigkeit aus. An vielen Stellen steht der Mensch im direkten Kontakt mit den Bewegungsfunktionen von Maschinen. Menschen arbeiten „Hand in Hand“ mit gefahrvollen Maschinen zusammen. „Bei all diesen Tätigkeiten ist es absolut notwendig, dass der verwendete Antrieb der Maschine seine gewünschte Funktion sicher ausführt“, erklärt Dr. Peter Wratil, Geschäftsführer der Innotec GmbH. „Ein ungewollter Anlauf oder eine falsche Bewegung kann fatale Folgen für das Leben und die Gesundheit des Menschen haben“.

Wratil zeigt, wie man Antriebe mit Sicherheitsfunktionen versieht, welche Anforderungen seitens des Maschinenbaus bestehen und wie man technische Verfahren realisiert. (ud)

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