Maschinen- und Anlagenbau „Eines der wichtigsten Industriesegmente Deutschlands steht auf der Kippe“

Quelle: Pressemitteilung

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau steht vor enormen Herausforderungen, sagt Harald Schönfeld.

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Viele Betriebe kommen beim Aufbau von Kompetenzen in Software, Robotik, künstliche Intelligenz oder dem Internet der Dinge nicht schnell genug voran.
Viele Betriebe kommen beim Aufbau von Kompetenzen in Software, Robotik, künstliche Intelligenz oder dem Internet der Dinge nicht schnell genug voran.
(Bild: industrieblick - stock.adobe.com)

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau hat gleich mehrere Probleme, auf die er sich in Zukunft einstellen muss. Laut einer Mitteilung der UNO-Denkfabrik Diplomatic Council haben sich zwar viele Hersteller bereits auf die Digitalisierung eingestellt, doch der Aufbau von Kompetenzfeldern wie Software, Robotik, KI und IoT fordern die Finanz- und Innovationskraft vieler Betriebe.

„Die deutsche Autobranche hat erfahren, was es bedeutet, zwischen amerikanische Innovationsstärke und chinesische Kostenführerschaft zu geraten. Jetzt läuft mit dem Maschinen- und Anlagenbau die zweite industrielle Säule Deutschlands Gefahr, in dieselbe Falle zu geraten“, sagt Harald Schönfeld, Interim-Management-Experte bei der UNO-Denkfabrik Diplomatic Council. Er weist darauf hin, dass „eines der wichtigsten Industriesegmente Deutschlands auf der Kippe steht“.

Mangel an Softwarekompetenz

Schönfeld sieht vor allem im Innovationstempo ein Problem. KI werde in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, doch viele deutsche Hersteller sind noch mit dem Vernetzen ihrer Geräte beschäftigt. Vor allem mangele es vielen Maschinen- und Anlagenbauern an Softwarekompetenz. „Bei aller Innovationskraft im hiesigen Maschinen- und Anlagenbau lässt sich nicht übersehen, dass die mittelständisch geprägte Branche in Sachen Software schwerlich mit den US-Digitalkonzernen mithalten kann“, so Schönfeld.

Weil die US-Hersteller verstärkt auf Mikroprozessoren aus eigener Entwicklung setzen, würde sich die Wettbewerbssituation laut Schönfeld sogar weiter verschärfen. „Ich kann mir kaum einen deutschen Maschinen- oder Anlagenbauer vorstellen, der eine eigene Chipentwicklung beginnt“, sagt Schönfeld. Die US-Hersteller verschaffen sich damit in Zeiten von Lieferkettenproblemen und globalen Unsicherheiten einen entscheidenden Vorteil.

China als Aufkäufer

Schönfeld empfiehlt den Herstellern in Deutschland, zügig ihr firmeninternes Know-how bei Software, künstlicher Intelligenz und dem Internet der Dinge zu vertiefen. Außerdem rät er zu strategischen Partnerschaften mit „Anbietern von Programmierkapazitäten“, da es „unmöglich sein wird, eine ausreichend große Zahl an Softwareentwicklern einzustellen“. Wer wettbewerbsfähig sein möchte, benötige zudem flexiblere Logistikketten.

China sieht Schönfeld im Maschinen- und Anlagebau weniger als Konkurrenz, sondern mehr als potenziellen Aufkäufer. „Angesichts des anstehenden Innovationsdrucks aus den USA, dem der hiesige Mittelstand längerfristig möglicherweise nicht standhalten kann, laufen wir Gefahr, dass es zu einem weiteren Ausverkauf deutscher Betriebe an China im großen Stil kommt“, so Schönfeld. „Eine künftige Innovations- und damit Wirtschaftlichkeitsschwäche im deutschen Maschinen- und Anlagenbau könnte chinesische Investoren scharenweise als Retter in der Not nach Deutschland treiben. Vermutlich würden dann zwar die politischen Hürden für Übernahmen erhöht werden, aber für die heimischen Betriebe würde das kaum die Rettung bedeuten.“

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