Makerszene

Erfolg kommt beim Machen

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Cross Innovation mit Brose, Schaeffler und Co.

Auch der E-T-A Nachwuchs profitiert. So stehen beispielsweise den angehenden Elektromechanikern und Werkstudenten 3D-Drucker zur Verfügung. Peter Meckler erinnert sich noch gut, wie wichtig das Ausprobieren ist. „Heute übernehme ich mehr Management-Aufgaben, hab aber auch ein Maker-Gen und viel mit Elektronik gebastelt.“ Verloren hat er das offenbar nicht. So hat er mit seinem Team aus der I&T, Azubis und anderen Schraubern aus einem Startup in Nürnberg beispielsweise zusammen ein Elektro-Buggy gebaut. „Einfach ein Projekt für den Spaß. Wir sind ja Lieferant im Automotive-Sektor, wollten einfach mal selbst Elektromobilität ausprobieren.“ Der Elektromotor kam vom Mittelständler Baumüller aus der Nachbarschaft. Überhaupt sind die findigen Köpfe von E-T-A in der Region gut vernetzt, pflegen den Austausch nicht nur, sondern fördern ihn. So hat der Mittelständler quer.kraft der Innovationsverein e.V. mitgegründet, in dem sich Forschung, Lehre und inzwischen 40 Firmen aller Couleur wie beispielsweise die FAU Friedrich Alexander Uni, Brose, Schaeffler, Osram, Leoni, aber auch Ergo Direkt oder Datev in Arbeitskreisen treffen. Meckler: „Wir tauschen uns dort über Innovation aus. Das ist auch ein Ansatz von uns, um am Ball zu bleiben.“ Es gibt Arbeitskreise etwa zu Cross Innovation.

BMW engagiert sich auch im Maker Space

Meckler hat im Workshop schon mal eines seiner Kernthemen ausgelotet: „Wir machen das folgendermaßen in dem Kreis: Wenn jemand ein Problem hat in seiner Firma, betrachten wir das alle aus unseren jeweiligen Perspektiven. Oft ist man ja betriebsblind, sieht den Wald vor lauter Fichten nicht. Da ist es hilfreich, wenn die anderen aus unterschiedlichen Bereichen oder Firmen kommen. Unsere Frage war einmal: Wie bringe ich viel Strom auf eine Leiterplatte mit eingeschränktem Bauraum? Dazu haben wir inzwischen sogar schon ein Patent anmelden können.“ Dass der Ansatz funktioniert, hat sich bei E-T-A. schon öfter erwiesen: „Er mündet konkret in Produkte, etwa unserem Schalter für Photovoltaik als Hybridtechnologie. Gleichspannungsnetze sind ein Zukunftsthema, da entwickeln und probieren wir viel.“ Gerade wer sich im knallharten Wettbewerb dynamischer Märkte behaupten will, braucht den Blick über den Tellerrand. Der Meinung ist auch Vladimir Sizikov aus dem Innovationsmanagement bei Schaeffler, der sich ebenfalls im Innovationsverein quer.kraft engagiert. „Der Kern bei Makern ist, dass man über sein eigenes Kompetenzfeld und sein Jobprofil hinausschaut, sich aus seiner Komfortzone rausbewegt.“ Offenes Denken ist für ihn das Wesen einer Innovationskultur. Manchmal allerdings fehlt es dann aber eben noch am Machen. Maker bringen ein, was im digitalen Zeitalter vielfach verloren scheint: handwerkliches Geschick und ein Gespür für Machbares. In vielen Jobs verkümmert das Tüftler-Gen wohl allmählich an den PCs. Nur die Maus wird noch bewegt für die Konstruktions-Software.

Ingenieure sitzen heute oft nur noch vor ihrem Bildschirm, klagen die eigentlichen Praktiker. „Doch gerade beim Werkeln mit Händen entstehen Lösungen“, weiß auch der bekennende Maker Stephan Augustin aus eigener Erfahrung (siehe Interview). Er kultiviert als Technischer Leiter Forschung, Neue Technologien, Innovation bei der BMW, Group, was sich seiner Meinung nach am Schreibtisch nicht so recht entfalten mag. BMW hat kürzlich für seine Mitarbeiter ein Sammel-Abo im Maker Space München abgeschlossen, wo sich Schrauber und Tüftler aller Richtungen treffen – und auch Wettbewerber. Nur reden nicht alle offen über ihren Einstieg in die Maker-Szene. Anders Augustin: „Wir sehen in den Maker Spaces eine echte Chance für Innovation, eine Art mentales Fitnesscenter, damit die Leute auf neue Ideen kommen.“ Die Devise der Maker: Der Erfolg kommt dann beim Machen.

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