Hannover Messe 2018 Siemens präsentiert das Konzept der drei digitalen Zwillinge

Redakteur: Ute Drescher

Wie sich die Konzepte der Digitalisierung konkret umsetzen lassen und welchen Nutzen sie dabei stiften, will Siemens auf der Hannover Messe zeigen. Außerdem will das Unternehmen beweisen, dass sich mit 3D-Druck heute schon industrialisiert produzieren lässt. Und: Mit Sidrive IQ steht auf Basis von Mindsphere eine digitale Plattform zur Verfügung, mit der sich Antriebsdaten auswerten lassen.

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Stellen Siemens' Hightlights auf der Hannover Messe 2018 vor (v.l.n.r.): Jan Mrosik, CEO der Division Digital Factory, Jürgen Brandes, CEO der Division Process Industries and DrivesRalf Christian, CEO der Division Energy Management.
Stellen Siemens' Hightlights auf der Hannover Messe 2018 vor (v.l.n.r.): Jan Mrosik, CEO der Division Digital Factory, Jürgen Brandes, CEO der Division Process Industries and DrivesRalf Christian, CEO der Division Energy Management.
(Bild: U. Drescher/konstruktionspraxis)

Kein Messeauftritt von Siemens in den vergangenen Jahren, der nicht das Thema Digitalisierung zum Inhalt hatte. Das wird auch auf der Hannover Messe 2018 nicht anders sein. Doch von Jahr zu Jahr wird deutlicher, wie das Unternehmen sein breites Produktportfolio miteinander verbindet und integriert: Es reicht von Lösungen für den digitalen Zwilling über das offene cloudbasierte IoT-Betriebssystem Mindsphere bis hin zu Produkten für die Automatisierung inklusive der Antriebstechnik.

Das Potenzial der Digitalisierung in der Fertigung nutzen

„Mit der Digital Enterprise Suite unterstützen wir sowohl Produkthersteller als auch Maschinenbauer aus der diskreten Industrie bei der digitalen Transformation”, sagt Jan Mrosik, CEO der Division Digital Factory. Der Vorteil von Siemens: Das Unternehmen ist in der Lage, jeweils einen Digitalen Zwilling nicht nur vom Produkt sowie der Produktion zu erstellen, sondern auch von der Performance des realen Produkts in der physikalischen Welt, intern auch das Konzept der drei digitalen Zwillinge genannt. „Durch die Erkenntnisgewinne aus Mindsphere optimieren wir außerdem kontinuierlich die gesamte Wertschöpfungskette unserer Kunden“, hebt Mrosik hervor. Das gelte nicht nur für unterschiedliche Branchen und traditionelle Produktionsverfahren, sondern auch für neue Technologien wie Additive Manufacturing.

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Additiv fertigen vom Prototypen bis zur Kleinserie

Die Additive Fertigung wird ebenfalls ein Schwerpunkt des diesjährigen Messeauftritts sein. Siemens sieht sich als weltweit einzigen Anbieter von integrierten Software- und Hardwarelösungen für jede Phase der Wertschöpfung in der additiven Fertigung. Für Anwender bedeutet das, dass die gesamte digitale Prozesskette in einer einzigen und integrierten Softwareumgebung abgebildet wird. Die Tools für Entwicklung, Simulation, Produktionsvorbereitung und 3D-Druck sind in einem durchgängigen System zusammengefasst und lassen sich über eine einheitliche Benutzeroberfläche bedienen. Eine Datenkonvertierung mit möglichem Verlust an Informationsgehalt entfällt damit. Anwender haben so schon heute die Möglichkeit für einen schnellen Übergang von der Prototypen- und Kleinserienproduktion mit Einzelmaschinen hin zur voll industrialisierten Serienproduktion.

Mit Sirius 3RW5 bringt Siemens eine neue Sanftstarter-Generation für einfache bis anspruchsvolle Antriebsanforderungen auf den Markt. Mit dem lückenlosen Gerätespektrum für den schonenden Anlauf von Drehstromasynchronmotoren von 5,5 bis 1.200 kW lassen sich einfach und wirtschaftlich effiziente und zukunftssichere Maschinenkonzepte realisieren.

Antriebsdaten mit Mindsphere auswerten

Eine weitere Neuheit auf der Hannover Messe wird Sidrive IQ sein: die digitale Plattform für die Auswertung von Antriebsdaten mit Mindsphere. Sie ehöht die Datentransparenz über die installierten Antriebssysteme. Das erleichtert das Flottenmanagement und optimiert die Service-Aktivitäten. Die kontinuierliche Datenanalyse soll Zeit sparen und die Anlagenverfügbarkeit erhöhen, da sich beispielsweise Fehlerquellen frühzeitig identifizieren und rechtzeitig beheben lassen. Damit schafft Sidrive IQ die Basis für effizientere und produktivere Antriebe über den gesamten Lebenszyklus.

TSN: zuverlässige Kommunikation unter Automatisierungsgeräten

Ein weiteres Thema des Messestandes ist TSN (Time-Sensitive Networking), das eine noch robustere, zuverlässigere und standardisierte Ethernet-Kommunikation zwischen Automatisierungsgeräten auch unter hoher Netzwerklast ermöglicht. Die Profinet Netzwerkinfrastrukturen werden künftig die TSN-Basistechnologie sukzessive integrieren. Als einen ersten Schritt zeigt Siemens anhand eines Robotik-Messemodells, wie OPC UA PubSub (Publisher/Subscriber) auf Basis von TSN auf Steuerungsebene zum Einsatz kommt.

Energie intelligent managen

Reibungslose Produktionsabläufe und kontinuierliche Prozesse sind ohne jederzeit verfügbare Energie nicht denkbar. Hinzu kommt, dass der stetig wachsende Energiebedarf der Industrie neuartige Lösungen erfordert, um durch höhere Effizienz die Energiekosten dauerhaft zu reduzieren und so die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Siemens zeigt in Hannover unter anderem die Vorteile des nahtlosen Zusammenspiels von zuverlässigen und sicheren Stromversorgungslösungen, kommunikationsfähigen Messgeräten sowie ausgefeilten Analysemethoden. Auf diese Weise entsteht die benötigte Energietransparenz, die Voraussetzung für optimales Energiemanagement ist.

„Hierzu gehört auch der intelligente Umgang mit der steigenden Menge an Daten, die bereits heute in der Energieverteilung zur Verfügung stehen“, sagt Ralf Christian, CEO der Division Energy Management. „Mit digitalen Applikationen bieten wir unseren Kunden smarte Analysetools für einen effizienteren Betrieb.“ Am Beispiel des spanischen Automobilzulieferers Gestamp demonstriert Siemens, wie die verbesserte Transparenz zu Energieeinsparungen in Höhe von 15 % sowie zu einer beträchtlichen Reduktion des CO2-Emissionen geführt hat. Die erfassten Daten sollen demnächst an Mindsphere angebunden werden.

Die Mind-App Energy Efficiency Analytics berechnet den Energiebedarf, schlägt bei Bedarf Maßnahmen zur Lastreduzierung vor und hilft durch die Echtzeitdarstellung von Verbrauchsdaten aus mehreren Standorten bei der Optimierung der Anlagen und der Fertigungsprozesse, um den Energieverbrauch des gesamten Unternehmens zu senken.

„Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten zur Senkung der Produktionskosten wird für die Industrie neben optimierter Energieeffizienz auch die Eigenproduktion von Strom immer attraktiver“, sagt Ralf Christian. In Hannover zeigt Siemens, wie Unternehmen mit einem eigenen dezentralen Energiesystem ihre Bedarfsspitzen ausgleichen können, schwankende Strompreise ausnutzen und beispielsweise durch die Teilnahme am Regelenergiemarkt zusätzliche Einnahmen generieren können. Themen wie Demand Response, Batteriespeichersysteme oder die Steuerung von Microgrids sind Teil dieser Lösung.

PLM-Software in Halle 6

Zusätzlich zum Hauptstand in Halle 9 präsentiert Siemens sein Angebot an PLM-Software in Halle 6, in enger Kooperation mit seinen Partnern. In Halle 27 können sich die Besucher auf der „Integrated Energy Plaza“ informieren, wie das gesamte integrierte System von der Energieerzeugung über die Verteilung, Speicherung bis zur Energienachfrage funktioniert. Siemens präsentiert hierbei das Thema Elektromobilität: Besucher können Komplettlösungen für die Ladeinfrastruktur entdecken und sich über Komponenten, Lademanagementsysteme und komplette end-to-end Lösungen informieren.

Hannover Messe 2018, Halle 9, Stand D35

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