Zeitarbeit Unternehmen nutzen zunehmend hochqualifiziertes Know-how externer Mitarbeiter
Als Flexibilisierungsstrategie gerade im hochqualifizierten Bereich gewinnt Zeitarbeit in deutschen Unternehmen messbar an Bedeutung. Einer aktuellen Umfrage zufolge haben 40 Prozent in den vergangenen Jahren Erfahrungen mit externem Personal gesammelt, bei den produzierenden Unternehmen sogar knapp die Hälfte.
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Der Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpsychologie der Universität Erlangen-Nürnberg hat deutschlandweit die Flexibilisierungsstrategien kleiner und mittelständischer Unternehmen untersucht — im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts FlexPro. Die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen (78 Prozent) gab dabei an, das Qualifikationsniveau des temporären Personals sei mit Abstand das wichtigste Kriterium für die Auswahl eines Personaldienstleisters. Dies entspricht zugleich auch der strategischen Zielstellung: Denn über 40 Prozent streben in ihrer Branche in erster Linie die Qualitätsführerschaft an.
Ein landläufiges Vorurteil, Betriebe würden in erster Linie aus Kostengründen auf Zeitarbeitnehmer zurückgreifen, fand dagegen keine Bestätigung: Nur 11 Prozent der Befragten bezeichnen diesen Punkt als wesentlich. Hauptmotive sind dagegen das Abfangen von Auftragsspitzen (87%) und die Flexibilität des Arbeitsverhältnisses (77%). Und so wählt auch nur jedes dritte Unternehmen seinen Personaldienstleister vor allem nach den niedrigsten Kosten aus.
„Diese Ergebnisse bestätigen einen Trend, den wir schon seit einiger Zeit am Markt beobachten“, so Markus Webelhaus, Geschäftsführer des Personaldienstleisters RKM, der sich auf die Vermittlung von Projektmitarbeitern der Ingenieurswissenschaften spezialisiert. Besonders im produzierenden Gewerbe sei der flexible Einsatz von Spitzenkräften immer gefragter. „Viele unserer Angestellten werden auf Projektebene angefordert, sind in der Entwicklung und Pilotfertigung tätig und wechseln nach Abschluss zu einem anderen Kunden“, beschreibt Webelhaus. „Insgesamt sehen wir eine Orientierung in diese Richtung, da es aktuell eine eher schwankende Nachfrage zum Beispiel nach Ingenieursleitungen gibt und die Unternehmen zögerlich mit der Aufstockung von Personal sind.“
Forschungsprojekt FlexPro soll flexiblere Produktionskonzepte auslooten
Das Projekt FlexPro will Instrumentarien entwickeln, mit denen sich Produktionssysteme situativ anpassen lassen. Schwerpunkt sind praxisnahe Konzepte für eine Flexibilisierung der Produktion insgesamt, um die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern. Dabei werden neben wirtschaftlichen Vorteilen vor allem Aspekte wie Kompetenzerweiterung, Arbeitszufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter untersucht.
An der deutschlandweiten Befragung nahmen 1.221 Unternehmen teil, davon etwa die Hälfte (635) Kleinunternehmen (11 bis 50 Mitarbeiter) sowie 151 Kleinstfirmen (bis 10 Mitarbeiter), 349 mittlere Betriebe (51 bis 250 MA) und 86 große Unternehmen (über 250 MA). Dabei stellt die Branche Industrie/Produktion mit 68 Prozent aller Teilnehmer die stärkste Gruppe. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Europäischen Sozialfonds für Deutschland und der Europäischen Union. Ausführende Partner sind Alround e.V., die Rheinisch Westfälische Technische Hochschule Aachen, die Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg sowie das Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung. Als aktiver Partner aus dem Bereich Personaldienstleistungen ist RKM verreten.
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