Equipment-as-a-Service Erfolgreich auf Servitization-Modelle umstellen
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Eine aktuelle Studie zeigt: In den kommenden 12 Monaten wird die Mehrheit der Maschinenhersteller Equipment-as-a-Service-Angebote launchen. Und das nicht ohne Grund, denn das Zukunftsmodell bietet diverse Vorteile.

Bei Equipment-as-a-Service-(EaaS-)Modellen werden – vereinfacht dargestellt – Maschinen (Equipment) nicht mehr per Kauf erworben, sondern dem Kunden zur Nutzung für seine Produktion und gegen eine vereinbarte Gebühr zur Verfügung gestellt. So verlagern sich Vermögenswerte und Unternehmensbilanzen von CAPEX (Investitionsausgaben) zu OPEX (Betriebsausgaben), hohe einmalige Investitionen werden durch niedrigere wiederkehrende, leichter anzupassende Ausgaben ersetzt. Hersteller etablieren langfristige Kundenbeziehungen und können ihr Angebot um After-Market-Services erweitern.
Win-Win-Situation für Anbieter und Nutzer
Die regelmäßige Wartung und Verantwortung für das Equipment bleibt beim eigentlichen Experten, dem Maschinenbauer, der wiederum Einblick in die Nutzungsdaten für kontinuierliche Verbesserungen erhält. Nutzer oder Nachfrager der EaaS-Modelle profitieren außerdem davon, stets die neuesten technologischen Entwicklungen direkt zur Verfügung gestellt zu bekommen. Ein Win-Win für Maschinenanbieter wie -nutzer. Die großen Vorteile dieses zukunftsfähigen Geschäftsmodells hat die deutsche Industrie zwar erkannt, steht in der Implementierung jedoch noch am Anfang.
Angebot und Nachfrage nach EaaS-Modellen steigt
Erst wenige der in einer Eine aktuelle Studie, die der IIoT-Spezialist Relayr mit dem Marktforschungsinstitut Forsa durchgeführt hat, befragten Maschinenhersteller (14 Prozent) haben bereits eigene EaaS-Angebote am Markt. Entsprechend konnten auch erst 11 Prozent der befragten Maschinennutzer bestätigen, schon jetzt EaaS-Modelle aktiv zu nutzen. Andererseits geben 86 Prozent der befragten Entscheider an, sich akut mit der Thematik zu beschäftigen. Haben sich Maschinenhersteller einmal damit befasst, entscheiden sich 4 von 5 (80 Prozent) auch für die Entwicklung eigener EaaS-Modelle.
Während also die Mehrheit der befragten Maschinenbauunternehmen sich in der konkreten Planung und Entwicklung eigener Angebote befindet, plant auch ein Viertel der befragten Nutzer von Maschinen und Anlagen schon die Umstellung auf EaaS-Modelle, mehrheitlich ebenfalls innerhalb der nächsten zwölf Monate. Angebot und Nachfrage nach EaaS-Modellen werden demnach im kommenden Jahr deutlich steigen.
IIoT-Experten und Partner gesucht
Was also benötigen Maschinenbauer und ihre Kunden konkret für die Implementierung von EaaS-Modellen? Hier zeigt sich auf der Anbieterseite ein relativ ausgewogenes Verhältnis in der Nennung der drei wichtigsten Faktoren. Die Hälfte (50 Prozent) der Befragten wünscht sich Unterstützung für das Verständnis und die Ermittlung der Marktnachfrage nach EaaS-Geschäftsmodellen. Die Möglichkeiten des Monitorings und der Effizienzsteigerung im Rahmen eines EaaS-Modells beruhen im Wesentlichen auf der IIoT-basierten Analyse, Auswertung und Anwendung der kontinuierlich erhobenen Nutzungsdaten der Maschinen. Auch um dies zu ermöglichen, benötigen viele Unternehmen externe Unterstützung von IIoT-Experten.
Digitalisierungsgrad erreicht?
Für die erfolgreiche Umstellung auf EaaS-basierte Geschäftsmodelle müssen die Unternehmen die passenden Voraussetzungen schaffen. Der Studie zufolge hat die Hälfte der befragten Unternehmen den notwendigen Digitalisierungsgrad erreicht, und auch das nötige Wissen und die Umsetzungskompetenz sowie die technologischen Voraussetzungen sind bei fast der Hälfte gegeben. Auf Seite der potenziellen Nachfrager gibt nahezu die Hälfte (43 Prozent) der Befragten an, bereits über ein generelles Verständnis von EaaS-Modellen zu verfügen. Über das nötige Wissen und die Kompetenz mit Blick auf die Implementierung von EaaS-Modellen verfügt allerdings nur ein Viertel (25 Prozent).
Unterstützung bei der Gewinnung von Echtzeitdaten
Großer Unterstützungsbedarf besteht zum Beispiel in technischer Hinsicht bei der Gewinnung von Echtzeitdaten von Maschinen und Geräten (42 Prozent) und Zustandsüberwachung sowie vorausschauender Wartung / Predictive Maintenance (41 Prozent).
Auffallend ist, dass neben des hohen Unterstützungsbedarfs in wirtschaftlichen und technologischen Fragen das Interesse an Partnerschaften beispielsweise mit Versicherern zur Absicherung geschäftlicher und operativer Risiken bei der Umstellung auf EaaS-Modelle ähnlich hoch ist.
Das notwendige Budget für die Transformation wird hingegen nur selten als Hindernis (19 Prozent) sondern eher als angemessene und notwendige Investition in die eigene Zukunftsfähigkeit gesehen.
Über die Studie
Zum zweiten Mal infolge führte relayr im Frühjahr 2022 gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut forsa eine Marktstudie in der deutschen Fertigungsindustrie durch. Fokussierte sich die vorangegangene Studie in 2020 auf die Analyse des Industrial IoT sowie die Transformation und den Technologieeinsatz bei industriellen Unternehmen, stellt die nun vorliegende Umfrage ein konkretes Vertriebs- und Geschäftsmodell in den Mittelpunkt: Equipment-as-a-Service (EaaS)-Modelle, für die das IIoT die Grundlage bietet.
Zur Studie.Was Maschinennutzer brauchen
Noch deutlicher als bei der Befragung der Maschinenhersteller zeigt sich auch in den Antworten der Maschinennutzer der Bedarf an Beratung und externer Unterstützung. An erster Stelle steht bei ihnen ein verstärkter Aufklärungsbedarf an technischem Know-how und Wissen über Predictive Maintenance und Ferndienstleistungen. Fast die Hälfte der befragten Maschinennutzer benötigt zudem ganz allgemein mehr Informationen über die unterschiedlichen EaaS-Modelle, deren Funktionsweise und Anbieter. 37 Prozent äußern direkt einen Bedarf an Unterstützung bei der Anpassung der internen IT-Infrastruktur und Datenarchitektur, um sich bezüglich Kompatibilität auf die Umsetzung eines EaaS-Modells einzurichten.
Strategische Unterstützung wichtig
Was sich aus den Ergebnissen der Studie insgesamt schließen lässt: Das, was den Bedarf an Unterstützung der zukünftigen Anbieter von EaaS-Modellen als auch den ihrer Nutzer am effektivsten deckt, ist die Inanspruchnahme geeigneter Partner mit der entsprechenden Expertise für die Umsetzung. Dies steht im Einklang zu den Antworten beider Gruppen zu ihren Bedürfnissen und spiegelt sich auch in ihren Antworten zur geplanten Umsetzung der aktuellen und kommenden Projekte wider. Folgerichtig planen nämlich nur 25 Prozent der befragten Unternehmen, die Implementierung von EaaS-Modellen völlig eigenständig umzusetzen.
Knapp die Hälfte setzt hingegen auf strategische Unterstützung (49 Prozent) und Support in der operationellen Implementierung (46 Prozent) von außen. Die deutsche Fertigungsindustrie hat also nicht nur das Potenzial von EaaS längst erkannt, sondern ist sich auch im Klaren darüber, was sie für die gelungene Umsetzung braucht: Das Know-how und die Unterstützung echter Experten.
* Patrick Weiler, COO IoT Financial Services, relayr
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