Unternehmensgeschichte Mit der Stromschiene fing es vor 111 Jahren an
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Viele Branchenunternehmen verfügen über spannende Gründungsgeschichten. So wie die Paul Vahle GmbH & Co. KG aus Kamen. Sie gäbe es heute nicht, wenn sich Paul Vahle nicht vor über 111 Jahren über offene Rundkupferleitungen geärgert hätte.

Anfang der 1910er Jahre: Paul Vahle ist kein Mann, der sich mit dem Status quo zufriedengibt. Als Betriebsleiter der Dortmunder Eisen- und Stahlwerk Hoesch AG ärgert es ihn über die Maßen, dass die Produktion immer wieder stockt, weil elektrische Maschinen wegen eines Kurzschlusses ausfallen. Ursache sind die offenen Rundkupferleitungen, mittels derer die Anlagen in den frühen Jahren der Elektrifizierung mit Energie versorgt werden. Gerade bei beweglichen Geräten wie Kranen kommen die stromführenden Kabel regelmäßig ungewollt miteinander in Kontakt und überlasteten so die Systeme. Ein Problem, das den Dortmunder auch nach Dienstschluss nicht loslässt. Also macht er sich in seiner Freizeit kurzerhand an eine Lösung. Die erweist sich als so überzeugend, dass sie bis heute – 111 Jahre nachdem Vahle sie patentieren lässt – im Einsatz ist: die Stromschiene.
Ein erfolgversprechendes Patent in der Tasche
Nach der Industriellen Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts sorgt die Elektrifizierung für den nächsten Entwicklungsschub der Wirtschaft, und zwar für einen gewaltigen. Nachdem die großen Unternehmen Kohle und Dampf als Energieträger bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durch elektrische Energie ersetzt haben, ziehen die kleinen und mittleren Betriebe nun peu à peu nach. Paul Vahle, der nicht nur findiger Tüftler ist, sondern auch Mut und Geschäftssinn hat, erkennt schnell den Wert seiner Erfindung. Ohne großen Vorlauf, aber mit einem erfolgversprechenden Patent in der Tasche, setzt er alles auf eine Karte und gründet am 9. April 1912 sein eigenes Unternehmen, die Vahle OHG mit Sitz in Dortmund-Brackel.
Dass sich das Risiko lohnen sollte, zeigt sich schnell. Das Unternehmen wächst und gedeiht Jahr um Jahr. Als der Erfinder der Stromschiene 1926 stirbt, übernimmt dessen Frau Helene die Leitung der inzwischen 14 Jahre alten, gut laufenden Firma. Die stößt produktionstechnisch mittlerweile an ihre Grenzen, sodass 1929 zusätzliche Werkhallen in Dortmund-Brackel angemietet werden müssen. Helene Vahle wird bei der Unternehmensführung zu dieser Zeit bereits tatkräftig von ihrem Sohn Paul Werner unterstützt, der den elterlichen Betrieb 1932 schließlich übernimmt.
Eine weitere Frau rettet den Betrieb
Die Wirren des Zweiten Weltkriegs, der ab September 1939 tobt, lassen auch Vahle nicht unberührt. Paul Werner wird zum Militärdienst eingezogen und gerät 1945 in Kriegsgefangenschaft, aus der er erst vier Jahre später nach Dortmund zurückkehrt. Und wieder war es eine Frau, diesmal Paul Werners Ehefrau Maria, die den Betrieb währenddessen erfolgreich auf Kurs hält und ausbaut. So zählt das Unternehmen 1936 bereits mehr als 30 Mitarbeiter.
Kräftig profitiert das Unternehmen dann vom wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegszeit: Der Umsatz vervielfacht sich binnen weniger Jahre, während die Zahl der Mitarbeitenden auf mehrere Hundert klettert. Auch räumlich expandiert das Unternehmen und kauft ein Grundstück an der Westicker Straße in Kamen, an dem bis heute der Hauptfirmensitz liegt. In den 1970er- und 1980er-Jahren entwickelt das Unternehmen innovative und neuartige Produkte wie die Leichtmetallschiene oder Stromschienen für Elektrohängebahnen und stellt damit unter Beweis, dass es vom Innovationsgeist des Firmengründers und Namensgebers über die Jahre nichts eingebüßt hat.
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