Hannover Messe 2023 BDI, VDMA und ZVEI zu konjunktureller Lage und aktuellen Trends
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Traditionell berichten der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Verband der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) auf der Eröffnungspressekonferenz zur Hannover Messe über die konjunkturelle Lage und aktuelle Trends in der Industrie.

Nur geringes Export- und Produktionswachstum erwartet
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet für das laufende Jahr nur mit einem geringen Wachstum der Exporte und der Produktion des verarbeitenden Gewerbes. Der Verband prognostiziert bei den Ausfuhren einen Anstieg von gerade einmal zwei Prozent in diesem Jahr. Im vergangenen Jahr gab es ein Plus von knapp drei Prozent. Der Welthandel wird dagegen in diesem Jahr um 2,5 Prozent wachsen und damit stärker als deutsche Exporte. „Erneut verlieren wir Weltmarktanteile, weil der Welthandel stärker wächst als unsere Ausfuhren – die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands schwindet“, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Für die Produktion im verarbeitenden Gewerbe rechnet der BDI im laufenden Jahr mit einem Anstieg von rund einem Prozent. Das letzte Jahr schloss mit einem Minus von knapp einem halben Prozent ab.
„Innovation war und ist der stärkste Trumpf der deutschen Industrie im globalen Wettbewerb“, unterstrich Russwurm. Der Innovationsmotor funktioniere. „Die Politik muss ihren Beitrag leisten, dass dieser Motor weiter hier in Deutschland läuft: für die Dekarbonisierung, die wir dringend zum Erreichen der Klimaschutzziele benötigen, für den digitalen Wandel, bei dem wir aufholen müssen, und grundsätzlich für das Wachstum unserer Wirtschaft, um im globalen Wettbewerb weiterhin ein ernstzunehmender Mitspieler zu sein.“
Der globalen Wettbewerbsfähigkeit und dem Investitionsverhalten machen laut BDI vor allem die aktuellen Preise für Strom und Energie zu schaffen. Sie müssten dringend wieder auf ein wettbewerbsfähiges europäisches Niveau zurück, so Russwurm. Sonst drohe die Transformation in der Industrie zu missglücken.
Industriestandort Deutschland und Europa attraktiv halten
Der VDMA fordert von der Politik klare Aussagen, wie die Industriestandorte Deutschland und Europa in den kommenden Jahren gesichert und gestärkt werden sollen. „Wir stehen mitten in einer neuen, intensiven Standortdebatte, die wir mit großer Offenheit führen sollten. Es geht darum, in Gesellschaft und Politik der Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit der Wirtschaft wieder zu angemessener Bedeutung zu verhelfen. Deutschland und Europa müssen sich im globalen Wettbewerb mehr anstrengen, um mit anderen Weltregionen mithalten zu können“, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen.
Damit die mittelständische Industrie im Standortwettbewerb bestehen kann, brauche es laut VDMA flexiblere Arbeitsmärkte, beschleunigte Genehmigungsverfahren, einfachere administrative Prozesse und weniger Bürokratie insbesondere für den Mittelstand. Eine steuerliche Forschungsförderung mit einer 100-prozentigen Sofortabschreibung könne durch Subventionsabbau gegenfinanziert werden.
Der Maschinen- und Anlagebau verzeichnet nach Angaben des VDMA in den ersten Monaten 2023 ein Produktionsplus von von 3,2 Prozent. Stark rückläufig war dagegen der Auftragseingang: Er sank im Januar und Februar kumuliert um real 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der gute Auftragsbestand von 11,6 Produktionsmonaten stütze die Produktion. Positiv sei, dass sich die Engpässe in Folge gestörter Lieferketten inzwischen deutlich entspannen. Dennoch bestätigte Haeusgen die Prognose seines Verbandes, die für 2023 ein reales Produktionsminus von 2 Prozent erwartet.
Elektrifizierung und Digitalisierung bringen gute Geschäfte
Gute Kennzahlen für die ersten beiden Monate des Jahres 2023 weist auch die deutsche Elektro- und Digitalindustrie aus. Laut ZVEI zog die preisbereinigte, reale Produktion um 6 Prozent an, der Auftragsbestand bleibt mit 5,5 Produktionsmonaten weiterhin auf sehr hohem Niveau. Die starken beiden Anfangsmonate haben den ZVEI bewogen, trotz eines herausfordernden makroökonomischen sowie geopolitischen Umfelds seine Jahresprognose der realen Produktion von 0 auf nunmehr 1 bis 2 Prozent zu erhöhen. „Besonders erfreulich ist der anhaltende Beschäftigungsaufbau“, so ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel. Erstmals seit einem Vierteljahrhundert weist die Branche allein in Deutschland wieder mehr als 900.000 Beschäftigte aus (knapp 902.000).
Kritisch sieht der ZVEI die stetige Zunahme staatlicher Intervention ins Wirtschaftsgeschehen. Die Bundesregierung solle für wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen sorgen, fordert Kegel. „Die Überbürokratisierung und der in Teilen entfesselte Regulierungseifer lähmen und gehen zulasten von Wettbewerb und Innovation“, so der ZVEI-Präsident.
Mit zwei Technologien will der Verband künftig Energie und Ressourcen deutlich effizienter einsetzen: mit der Gleichstromtechnologie der Open DC Alliance (ODCA) und dem PCF@Schaltschrank. Letztere legt den Fokus auf Transparenz und zeigt den Product Carbon Footprint sämtlicher herstellerübergreifend verbauter Einzelkomponenten eines Schaltschrankes über die gesamte Lieferkette.
Manufacturing-X geht an den Start
Auf Effizienz- und Ressourcensteigerung zielt auch Manufacturing-X (MFX). Das geplante Datenökosystem mit standardisierten Formaten zum Datenteilen und der Möglichkeit für einen gemeinsamen Datenraum „Made in Europe“ ist der nächste logische Industrie-4.0-Baustein. Dieses System soll es insbesondere Unternehmen kleinerer und mittlerer Größe künftig ermöglichen, ihre Daten zu niedrigen Kosten auszutauschen und darüber hinaus gleichberechtigt mit Dritten zu teilen. Anders als bisher bei Datenplattformen üblich, zahlten Teilnehmer bei MFX zudem nicht mit ihren Daten, sondern behielten die volle Souveränität über ihre Daten. Der Startschuss für die von der Bundesregierung geförderten Initiative erfolgt auf der Hannover Messe. Das „Community Building“ wird unter anderem durch VDMA und ZVEI übernommen.
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