Software-Lösung Einfach einsteigen: So kann die vernetzte Fabrik entstehen
Die Vernetzung vorantreiben, das will Bosch mit seiner Software-Lösung Nexeed erreichen. Dabei testet das Unternehmen ausgiebig im eigenen Unternehmen. Stefan Bastian hat elektrotechnik AUTOMATISIERUNG im Interview erklärt, welche Möglichkeiten und Vorteile damit entstehen sollen.
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elektrotechnik AUTOMATISIERUNG: Für Bosch wird die Fabrik der Zukunft erst durch das Zusammenspiel aus Mensch, Maschine und Daten erfolgreich. Hierfür haben Sie die Software-Lösung Nexeed entwickelt, die die Vernetzung vorantreiben soll. Was steckt dahinter?
Stefan Bastian: Nexeed ist das Dach für die Industrie 4.0 Softwarelösungen und Services von Bosch. Mit Nexeed lässt sich der gesamte Wertstrom vernetzen: von der Beschaffung über die Herstellung bis hin zur Lieferung an den Endkunden. Die Lösungen vereinfachen den Arbeitsalltag der Mitarbeiter und optimieren Produktions- und Logistikprozesse hinsichtlich Transparenz, Agilität, Kosten, Qualität und Zeit. Ein Beispiel aus der Fertigung ist der Nexeed Production Performance Manager. Die Software harmonisiert Fertigungsdaten aus unterschiedlichen Quellen und übersetzt sie in eine gemeinsame Sprache. Daraus lassen sich dann maßgeschneiderte Informationen extrahieren, die dem Nutzer unmittelbar auf allen Endgeräten zur Verfügung stehen. In der Intralogistik stellt Nexeed Intralogistics Execution Informationen zur gesamten Flotte in Echtzeit zur Verfügung – vom Lagerort des Materials über den Status und die genaue Position von Fahrzeugen und Transportwegen bis hin zum Anteil an Leer- und Vollfahrten. Das hilft Logistikern nicht nur bei ihrer Arbeit, sondern ermöglicht auch eine langfristige Planung. Darüber hinaus berät Bosch Industry Consulting Kunden bei der Umsetzung ihrer Vernetzungsstrategie und der Implementierung der geeigneten Lösungen.
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Vernetzung
Bosch bündelt Software und Services unter Nexeed
elektrotechnik AUTOMATISIERUNG: Wie entwickeln und erproben Sie die Lösungen?
Stefan Bastian: Sämtliche Nexeed Lösungen werden zunächst bei Bosch intern entwickelt und erprobt. Mehr als 270 Werke und 700 Lager weltweit bieten viel Raum für Pilotprojekte. Bosch Connected Industry ist quasi ein Start-up innerhalb der Bosch-Gruppe – mit dem Auftrag, unsere Lösungen intern und extern zu vermarkten. Wir entwickeln sie agil und unter Einbeziehung des Anwender-Feedbacks Schritt für Schritt bis zur Marktreife. Dann erst bieten wir sie unseren externen Kunden an.
elektrotechnik AUTOMATISIERUNG: Für wen sind die Software-Lösungen und Services geeignet?
Stefan Bastian: Die Nexeed Lösungen eignen sich sowohl für Großkonzerne als auch für KMUs. Vor allem der Mittelstand scheut häufig noch den Schritt zu Industrie 4.0, weil hier mit enormen Kosten gerechnet wird. Es muss aber nicht immer gleich die große Lösung sein. Deshalb haben wir für einige unserer Produkte auch Starter-Kits entwickelt, die einen einfachen und vor allem kostengünstigen Einstieg ermöglichen. So können auch kleinere Unternehmen mit einem niedrigeren Budget erste Prozessschritte vernetzen.
elektrotechnik AUTOMATISIERUNG: Ein Baustein ist die Automatisierungsplattform Nexeed Automation. Welche Vorteile bietet diese Plattform?
Stefan Bastian: Nexeed Automation eignet sich sowohl für Maschinenbauer als auch für Maschinenbetreiber. Die Basis der Plattform ist das steuerungsunabhängige Softwaresystem Control plus. Das Stichwort lautet Baukasten-Engineering: Der Maschinenbauer kann seine Automatisierungsprojekte einfach und kostengünstig umsetzen. Dafür sorgt das offene Software-Framework genauso wie die umfangreiche Objektbibliothek. Aus dieser lassen sich einzelne Objekte per Drag & Drop in das jeweilige Projekt integrieren und um prozessspezifische Funktionen ergänzen. Für Maschinenbetreiber stehen zahlreiche Dienste und Apps zur Verfügung. Diese unterstützen bei der Diagnose und Fehlersuche. Über offene IT-Standardschnittstellen wie REST oder OPC UA lässt sich das System unabhängig in kundenspezifische IT-Infrastrukturen integrieren.
elektrotechnik AUTOMATISIERUNG: Können Sie Beispiele nennen, wo Sie mit Nexeed Software und Services Produktionen vernetzt haben?
Stefan Bastian: Auf jeden Fall; allen voran natürlich in den eigenen Werken. Das zeigen wir unseren Kunden auch bei unseren i4.0 Guided Tours. Da nehmen wir Interessenten mit in unsere Werke, zum Beispiel in Blaichach, Stuttgart, Homburg oder Reutlingen. Dort können sie sehen, wie die Vernetzung in der Praxis aussieht. Auch externe Kunden aus unterschiedlichen Industriezweigen nutzen unsere Lösungen. Gemeinsam mit Osram haben wir im Berliner Werk für Xenon-Autolampen auf Basis des Nexeed Production Performance Manager mehr als 80 verschiedene Maschinen unterschiedlichen Alters vernetzt. Die Mitarbeiter haben jetzt einen Osram Ticketmanager – eine App, die sie stets über den Status der Maschinen informiert. Anstehende Aufgaben wie Wartungsarbeiten oder Materialnachlieferungen lassen sich übersichtlich darstellen und dem Mitarbeiter mit der geeigneten Qualifikation zuteilen. In der Logistik nutzt das internationale Speditionsunternehmen Panalpina unser Nexeed Track & Trace für eine transparente Lieferkette. Auf der ersten Teststrecke zwischen Deutschland und dem Empfängerwerk in den USA wurde jedes Packstück mit einem Sensor ausgestattet. An jedem Gateway, etwa beim Entladen des LKW oder beim Beladen des Flugzeugs, wird der Standort der zeitkritischen Güter an die Cloud übermittelt. So sieht der Panalpina-Mitarbeiter, wann das Material ins Flugzeug verladen wurde und ob mit einer pünktlichen Lieferung zu rechnen ist.
elektrotechnik AUTOMATISIERUNG: Zur Hannover Messe 2018 haben Sie Nexeed vorgestellt. Wie sehen die nächsten Schritte aus? Inwiefern wird das Portfolio ausgebaut?
Stefan Bastian: Das Nexeed Portfolio wird laufend ausgebaut. Einzelne Lösungen erhalten neue Funktionalitäten, Starter-Kits kommen hinzu. Und wir arbeiten natürlich auch permanent unter Einbeziehung des Kundenfeedbacks und -bedarfs an neuen Lösungen. Wie immer testen wir diese zuerst intern. Industrie 4.0 ermöglicht bzw. erfordert aber auch die Entwicklung gänzlich neuer Geschäftsmodelle. Ein Beispiel ist Software as a Service – ein Modell, das sich auch gut für den Einstieg eignet. Der Kunde erwirbt nicht wie gewohnt ein Software-Paket inklusive Hardware und Wartung. Stattdessen werden die Komponenten von Bosch bereitgestellt, der Kunde entrichtet eine monatliche Gebühr. So vermeidet er hohe Initialkosten und kann seine Fertigung in seinem eigenen Tempo optimieren. Ein anderes Beispiel ist die Partnerschaft von Bosch und Munich Re. Aktuell erarbeiten wir gemeinsam mit Kunden in Pilotprojekten konkrete Lösungspakete. Indem wir aus Maschinen- und Fertigungsdaten genau die Informationen herausfiltern, die für eine profunde Analyse und schließlich eine Optimierung der Produktion erforderlich sind. So lassen sich etwa Wartungsbedarfe gezielter ableiten und entsprechend neue Modelle zur Risikominimierung definieren.
SPS IPC Drives: Halle 7, Stand 450
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