Batterieflugzeug e-Genius Erste Alpenüberquerung mit Batteriespeicher gemeistert
Flugpioniere gibt es noch heute. Wie einst Oskar Bider die Alpen als erster Mensch mit einem Flugzeug überquerte, so schafften auch die Piloten Klaus Ohlmann und Ingmar Geiß von der Universität Stuttgart den Flug über die Gebirgskette. Der Unterschied: 2015 flogen die Pioniere mit einem Elektroflugzeug mit Batteriespeicher.
Anbieter zum Thema

Oskar Bider war ein mutiger Mann. Der Schweizer war Landwirt und ein Pionier. Er hatte eine Vision. Er wollte als erster Mensch die Alpen mit einem Flugzeug überqueren. Ihn konnte nichts von seinem Vorhaben abringen. Mit einem 70-PS-Motor-Flugzeug startete Bider einen Tag nach seinem 22. Geburtstag, am 13. Juli 1913, um vier Uhr früh von Bern aus Richtung Italien. Die erste halbe Stunde des Flugs verlief turbulent, aber Bider behielt die Nerven und schafft die Überquerung der Alpen. Er landete sicher in Mailand. Heute ist die Überquerung der Alpen nicht mehr der Rede wert – wenn es sich um ein ganz normales Flugzeug handelt. Im Zeitalter von Elektroflugzeugen sieht es allerdings anders aus. Hier gibt es noch die echten Flugpioniere. Die Wagemut beweisen. Klaus Ohlmann und Ingmar Geiß vom Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart gehören zu ihnen. Sie sind Rekord-Piloten, denn sie haben auch wie einst Oskar Bider die Alpenüberquerung gemeistert. Jedoch in der CO2-armen Version, mit dem Elektroflugzeug e-Genius. Den Forschern des Instituts für Flugzeugbau (IFB) der Universität Stuttgart ist es damit gelungen, die Leistungsfähigkeit und Alltagstauglichkeit von Flugzeugen mit Batterieantrieb zu demonstrieren. Vom Flugplatz Hahnweide bei Stuttgart ist das Elektroflugzeug der Universität Stuttgart über die Alpen nach Italien geflogen. Um den norditalienischen Platz „Calcinate del Pesce“ zu erreichen, musste das High-Tech-Batterieflugzeug über 320 km Distanz zurücklegen. Die über 3.000 m hohen Gipfel in der Zentralschweiz überflog der e‑G enius dabei in einer sicheren Höhe von nahezu 4.000 m. Der Zielflugplatz wurde bereits nach gut zwei Stunden Flugzeit erreicht. Am Nachmittag waren die Akkus wieder geladen und der e-Genius startete zum Rückflug. Dieser war dabei aufgrund des steilen Alpenanstiegs in der Südschweiz eine besondere Herausforderung. Um ausreichend Zeit für den Steigflug auf 4000 m Höhe zu gewinnen, verlief die Rückflugroute über den Gotthartpass und war mit 365 km nochmals deutlich länger als der Flug am Vormittag.
Mit dem E-Flieger für 21 Euro nach Italien
Neben der Emissionsfreiheit und Geräuscharmut ist der geringe Energieverbrauch des Forschungsfliegers besonders. So wurden für Hin- und Rückflug trotz der anspruchsvollen Steigflüge nur 83 kWh an elektrischer Energie verbraucht, was dem Energieinhalt von 9,2 l Benzin entspricht. Werden aktuelle deutsche Preise für Ökostrom angesetzt, entstehen gerade einmal Kosten in Höhe von 21 Euro für den Transport von zwei Personen nach Italien und zurück. Das Elektroflugzeug e-Genius wurde am Institut für Flugzeugbau der Uni Stuttgart entwickelt und befindet sich seit Mai 2011 in der Flugerprobung. Ziel des Forschungsprojektes ist es, durch neue Antriebstechnologien und dadurch mögliche hocheffiziente Flugzeugkonfigurationen Wege für die signifikante Reduktion von Energiebedarf, Lärm- und Schadstoffemissionen von zukünftigen Flugzeuggenerationen zu erforschen.
Ermöglicht wurde dieser historische Flug maßgeblich vom Baden-Württembergischen Luftfahrtverband als Platzhalter des Fluggeländes Hahnweide sowie von der Fliegergruppe Wolf Hirth und dem Aero Club Stuttgart. Das Institut für Flugzeugbau ist Teil der Fakultät Luft- und Raumfahrttechnik der Uni Stuttgart. Am Institut sind drei Professuren und mit ca. 65 Wissenschaftlichen Mitarbeitern angesiedelt. Im Bereich „Flugzeugentwurf“ beschäftigt sich die Forschungsgruppe „Bemannte Flugzeugprojekte“ mit der energieeffizienten und emissionsarmen Luftfahrt. Mit dem Erstflug des Solarflugzeug „Icaré 2“ startete bereit 1996 die praktische Erforschung der Elektroluftfahrt am Institut. Weitere Forschungsschwerpunkte des Instituts sind Leichtbau, Fertigungstechnologien und Windenergie.
(ID:43519200)