Steuerungs- und Schaltanlagenbau Neues Schaltschranksystem lässt sich viel schneller montieren

Autor / Redakteur: Michael Schell, Hans-Robert Koch* / Ines Stotz |

Weniger ist mehr – das ist die Philosophie des neuen VX25 Großschranksystems von Rittal. Deutlich weniger Komponenten im Vergleich zum Vorgängermodell machen den Aufbau einfacher – und viel flotter.

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Nach fünf Jahren Entwicklungszeit feierte Rittal auf der Hannover Messe 2018 die Premiere seines neuen Großschranksystems VX25.
Nach fünf Jahren Entwicklungszeit feierte Rittal auf der Hannover Messe 2018 die Premiere seines neuen Großschranksystems VX25.
(Bild: Rittal)

Grundlage des neuen Schaltschranksystems VX25 ist ein neu entwickeltes Rahmenprofil, das ein durchgängiges Rastermaß von 25 mm und volle Symmetrie aufweist. Obwohl das Rahmenprofil das gleiche Gewicht wie beim Vorgänger TS 8 hat, ist es aufgrund der Konstruktion deutlich verwindungssteifer, was wesentlich zur Stabilität des gesamten Schaltschranks beiträgt.

Der Rahmen besteht sowohl in den vertikalen als auch den horizontalen Teilen aus einem einheitlichen Profil. Die direkte Folge davon: Sämtliche Teile für den Innenausbau lassen sich sowohl an den vertikalen als auch an horizontalen Teilen des Rahmens wie im Deckenbereich und sogar im Sockel des Schaltschranks verwenden. Ein Montagerahmen, der für die Installation größerer Komponenten im Schaltschrank notwendig ist, kann nun aus deutlich weniger Schienen bestehen. Bei der gleichen Ausbaukonfiguration sinkt die Anzahl der benötigten Zubehörteile um bis zu 40 %. Die Konstruktion vereinfacht sich dadurch enorm, und gleichzeitig sinken die Kosten. Da die Anzahl der gleichen Teile beim Montagerahmen sehr hoch ist, reduziert sich außerdem der Aufwand in der Materialwirtschaft sowie bei den Lager- und Logistikkosten.

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Flexibler bei Anreihung der Schaltschränke

Da das neue Rahmenprofil im 25mm-Rastermaß jetzt auch in den horizontalen Teilen des Rahmens verwendet wird, ist der Ausbau des Schaltschranks über Schrankgrenzen hinweg extrem flexibel. So lassen sich etwa Kabelabfangschienen oder Systemchassis durchgehend über mehrere angereihte Schaltschränke hinweg montieren. Damit reduziert sich die Stückzahl der Komponenten in der Planung und auch in der Materialwirtschaft.

Die Anreihung der Schaltschränke ist ebenfalls konstruktiv verbessert. So gibt es auch weniger Anreihverbinder für alle Funktionalitäten. Die neue Anreihdichtung wird einfach aufgesteckt und sorgt dafür, dass die Schutzart des Schaltschranks bei der Anreihung erhalten bleibt. Der neue VX25 lässt sich problemlos auch an TS 8-Schaltschränke anreihen, was bei der Erweiterung von bereits installierten Anlagen sehr wichtig ist.

Mehr Platz für den Innenausbau

Das neue Rahmenprofil bietet aber noch weitere konstruktive Vorteile. So erhöht sich beispielsweise die maximale Einbautiefe durch Zubehör im Schaltschrank um 20 mm. Dieser zusätzliche Platz kann je nach eingebauten Komponenten dazu führen, dass ein Schaltschrank mit geringerer Tiefe für die Schaltanlage ausreicht. Gerade bei beengten Umgebungsbedingungen kann sich dies positiv bemerkbar machen – aber ebenso auch bei den Gesamtkosten der Anlage.

Beim Innenausbau eröffnet der VX25 zusätzliche Möglichkeiten. Da das neue Rahmenprofil von allen Seiten her zugänglich ist, entsteht auf der Rückseite des Profils eine zusätzliche Montageebene. Diese kann beispielsweise verwendet werden, um Trenn- und Schottwände sowie Abdeckungen für den Berührungsschutz direkt auf dem Rahmenprofil zu montieren.

Die Montage solcher Komponenten ist somit sehr einfach geworden. Auf diese Weise bleibt im Schaltschrank mehr Platz für den Einbau elektrotechnischer Komponenten. Auch dies kann dazu führen, dass die gesamte Schaltanlage kompakter ausgelegt werden kann. Dabei sind die Abmessungen der Montageplatten gleich geblieben. Aufbauplanungen, die für eine auf dem TS 8 basierende Schaltanlage bereits erstellt wurden, können problemlos weiterverwendet werden.

Clevere Details reduzieren den Aufwand

Bei der Entwicklung des VX25 wurde großer Wert auf Vereinfachungen gelegt, die zu einer Zeitersparnis beitragen können. Typisches Beispiel sind die neuen Türen, die sich einfach und ohne ein Werkzeug aushängen lassen. Das zusätzliche Herausschieben der Scharnierstifte kann dadurch entfallen. Ist die Tür geschlossen, verhindert die Konstruktion des Scharniers, dass sich die Tür herausheben lässt.

Die weiteren Flachteile wie Seitenwände, Rückwand oder Dachblech sind automatisch im Potentialausgleich eingebunden. Zusätzlich ist für aktive Betriebsmittel von Rittal wie Filterlüfter oder Kühlgeräte, die in oder an diese Flachteile angebaut sind, die erforderliche Schutzleiterverbindung durch die Befestigung der Flachteile bereits ausgeführt. Das heißt es sind keine zusätzlichen Erdungsbänder mehr erforderlich.

30 Minuten Arbeitszeit pro Tür einsparen

Benötigt der Anwender Scharniere, die eine Türöffnung bis zu 180° erlauben, ist beim VX25 keine zusätzliche mechanische Bearbeitung der Tür notwendig. Allein durch diese konstruktive Innovation werden rund 30 Minuten Arbeitszeit pro Tür eingespart.

Auch die neuen Türgriffe tragen zur Zeitersparnis bei: Durch die VX Komfortgriffe sind diese mit wenigen Handgriffen montiert oder demontiert. Werkzeug wird zur Montage nicht benötigt.

Beim Schließsystem stehen alle gängigen Varianten zur Verfügung. Elektronische Schließsysteme, die im Zuge verstärkter Sicherheitsbestrebungen immer häufiger zum Einsatz kommen, lassen sich auch nachträglich problemlos montieren. Eine nachträgliche mechanische Bearbeitung der Tür ist auch hier nicht notwendig, da die Durchführungen für die Leitungen schon vorgesehen sind.

Tipp: LeiterplattentagDie Cooling Days bieten geballtes Wärmemanagement-Knowhow und stellen zahlreiche neue Technologien und Produkte vor. Schwerpunkte in diesem Jahr sind Grundlagen am 23. Oktober, Techniktrends und Best Practice am 24. Oktober sowie Schaltschrank-Entwärmung und Leistungselektronik am 25. Oktober.
Mehr Infos: Technologietag Leiterplatte & Baugruppe

* Dipl.-Ing. Michael Schell, Hauptabteilungsleiter Produktmanagement; Hans-Robert Koch, Gruppenleiter Produktkommunikation; Rittal

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