Messverfahren Thermokamera misst Körpertemperatur aus der Ferne
Um Corona-Patienten schnell und sicher zu entdecken, setzen Forscher auf ein neues Verfahren, das mittels verschiedener Messverfahren die Körpertemperatur, Herz- und Atemfrequenz aus der Ferne misst.
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In Krankenhäusern sind Eingangskontrollen derzeit Pflicht. In Corona-Zeiten muss man ausschließen, dass Patienten oder Klinikpersonal das Virus hineintragen und Menschen gefährden, die ohnehin schon geschwächt sind. Um diese Kontrolle schneller und sicherer durchzuführen, haben die Fraunhofer-Institute IPA und IAO zusammen mit dem Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) ein neues Verfahren entwickelt. Alle relevanten Parameter werden dabei aus einer Entfernung von einem Meter gemessen. Der Mitarbeiter, der die Messung von einem Laptop aus durchführt, kann den geforderten Mindestabstand von anderthalb bis zwei Metern problemlos einhalten. So ist er nicht gefährdet und muss keine Schutzkleidung tragen – ein unschätzbarer Vorteil in diesen Tagen, in denen noch nicht einmal genügend einfache Atemmasken zur Verfügung stehen.
Körpertemperatur, Herz- und Atemfrequenz messen
Das Verfahren misst nicht nur die Körpertemperatur mit einer Thermokamera, sondern auch die Herz- und die Atemfrequenz mit Hilfe von Mikrowellen. Dabei kommt ein Radarmodul mit Mikrodopplerverfahren zum Einsatz. Das Forscherteam prüft nun vor Ort, ob und wie genau das Messverfahren den von Krankenpflegern im Eingangsbereich erhobenen Daten entspricht und ob der Ablauf praktikabel ist.
Die Kollegen vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO kümmern sich um die Prozessintegration des vom Fraunhofer IPA entwickelten Verfahrens. In diesem Zusammenhang analysieren die Wissenschaftler neben der Usability für Krankenhauspersonal und Patienten vor allem Bewegungsabläufe der Patienten und Behandlungsketten über eine kontaktlose Bewegungssensorik. Die Technologie soll möglichst bald in den Aufnahmeablauf des Krankenhauses integriert werden. Aus Datenschutzgründen werden die Patientendaten nicht gespeichert, sondern anonymisiert in einer Papiertabelle dokumentiert.
Interesse ist groß
Zusammen mit dem Ärztlichen Leiter der Notaufnahme des Robert-Bosch-Krankenhauses, Dr. Christoph Wasser, läuft nun der erste Testlauf. Die automatisierte Untersuchung dauert nicht länger als die herkömmliche. Ob man neben den anderen Vorteilen auch Personal einsparen kann, muss sich erst noch zeigen.
Das Interesse an dem mobilen „Access Checker“ ist groß, berichtet das Fraunhofer Institut. Andere Einrichtungen wie die Universitätsklinik Tübingen sowie mehrere Corona-Checkstationen in der Umgebung möchten das neuartige Verfahren ebenfalls einsetzen. Das Fraunhofer IPA will innerhalb von nur zwei Wochen vier weitere Systeme bauen. Auch ein Patent ist angemeldet, denn man will das Konzept auch nach der Corona-Krise einsetzen – nicht nur in Krankenhäusern und Pflegeheimen, sondern auch an Flughäfen und anderen wichtigen Einrichtungen.
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