Single Pair Ethernet Warum SPE das Rennen um die Ethernet-Kommunikation der Zukunft gewinnt

Von Manuel Rüter*

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Die Zukunft der industriellen Kommunikation heißt SPE – für Phoenix Contact gibt es da keinen Zweifel. Bei seinem Engagement in der Single Pair Ethernet System Alliance hat sich das Unternehmen die Einführung von zwei Aspekten zur Aufgabe gemacht.

SPE gewinnt das Rennen um die Ethernet-Kommunikation der Zukunft: Modularität bei voller Steckkompatibilität stehen für den technologischen Vorsprung.
SPE gewinnt das Rennen um die Ethernet-Kommunikation der Zukunft: Modularität bei voller Steckkompatibilität stehen für den technologischen Vorsprung.
(Bild: Phoenix Contact)

Die vorherrschenden Trends und Innovationen in den Zeiten des IIoT (Industrial Internet of Things) haben alle den Anspruch, Produktfunktionen und Lösungsanforderungen vor dem Hintergrund der digitalen Transformationen noch besser zu verzahnen. Wird SPE unter diesem Aspekt genauer beleuchtet, fallen schnell Schlagworte wie: Reichweiten bis zu 1000 m, hohe Datenübertragungsraten über Twisted Pair, Miniaturisierung am Gerät und im Feld sowie – last but not least – erhebliche Kosteneinsparungen.

All diese Aspekte bringen viele Vorteile mit sich – und sprechen für einen umfassenden und zukunftssicheren Einsatz. Und hinter all diesen Vorteilen verbergen sich zahllose Kunden- und Applikationsanforderungen. Die hohe Kunst des Komponentenanbieters besteht nun darin, alles unter einen Hut zu bringen. Wenn dies nicht gelingt, weil spezifische Kundenanforderungen dabei nicht umgesetzt werden, generiert sich sukzessive mit der Zeit ein Steckverbinder-Standard, den die Welt nicht braucht. Daher beschäftigen sich zahlreiche große und kleine Unternehmen mit der zweckdienlichen Umsetzung dieser Technologie.

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Baugröße M8 - im Schatten von M12?
Steckverbinder

Wird über Industriesteckverbinder für die Sensor-/Aktor-Verkabelung oder für die Datenübertragung gesprochen, geht es meist um die populären M12-Steckverbinder. Im Moment des technologischen Wandels zu Single Pair Ethernet sowie unter Berücksichtigung der Miniaturisierung wird die M8-Baugröße weiter signifikante Wachstumsraten im Markt erreichen. Dieses Wachstum wird durch die Stecker-/Buchse-Varianten der Feld- und Geräteseite noch begünstigt. Die Vorteile von M8 im Hinblick auf SPE:

  • Gleichbleibende Verkabelungsstruktur,
  • volle Steckkompatibilität zum IP20-Steckgesicht für den schnellen Service-Fall,
  • große Applikationsbreite durch modularen Aufbau des Steckgesichts in verschiedenen Gehäuseformen.

Das Ziel: neuer herstellerübergreifender Kommunikationsstandard

Das Grundgerüst für die Zukunft der industriellen Kommunikationstechnik entsteht parallel in unterschiedlichen Gremien und Projekten. Neue Kommunikationsstandards wie die Open Platform Communications Unified Architecture (OPC UA), Time-Sensitive Networking (TSN) oder 5G sind die Basis für die durchgängige Vernetzung vom Sensor über die Maschine und übergeordnete Systeme bis in die Cloud. Die neuen Standards werden bisherigen Protokollen und Schnittstellen in Bezug auf Kosten, Datendurchsatz, Latenz und Deterministik um einiges überlegen sein. Phoenix Contact, mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in der industriellen Kommunikation, engagiert sich daher in allen relevanten Standardisierungsgremien. Das Ziel: nicht weniger als ein neuer, herstellerübergreifender Kommunikationsstandard für die industrielle Automatisierung. Zwei Aspekte spielen für das Unternehmen aus Blomberg dabei eine signifikante Rolle: neben der Sicherheit, die den Anwendern eine standardisierte Lösung bietet, auch applikationsspezifische Kundenanforderungen.

Bereits heute dient OPC UA als überlagerter Kommunikationsstandard in Anlagen. Nun wird OPC UA sukzessive um standardisierte Anwendungsprofile im Feld erweitert – beispielweise für I/O-, Sicherheits- oder Antriebs-Anwendungen. Darüber hinaus werden standardisierte Gerätemodelle für eine einheitliche Konfiguration und eine einheitliche Diagnose der Geräte im Netzwerk definiert.

Mit dem Sensor fängt es an …

Das übergeordnete Ziel einer durchgängigen Ethernet-Kommunikation ist immer die IP-basierte Einbindung aller Komponenten in ein Kommunikationssystem. Die große Masse der heute eingesetzten Sensoren sind nicht IP-fähig, sie müssen über andere Systeme, wie IO-Link, in das Kommunikationssystem integriert werden. Mit Blick auf Industrie 4.0 und Predictive Maintenance stellt ein durchgängiges Ethernet-Kommunikationssystem einen signifikanten Vorteil gegenüber bestehenden Insellösungen dar.

Die gängige Anschlusstechnik in der Industrie-Automation sind der M8- oder M12-Steckverbinder. Als Beleg für diese Aussage dienen die Kodierungen für Ethernetsysteme im Bereich der Rundsteckverbinder – beim M12 sind es die D- und X-Kodierungen, beim M8 ist es die D-Kodierung. Im Vordergrund steht in diesem Zusammenhang die einfache Integration in Standard-Sensorgehäuse bei höchstmöglicher Robustheit. Aufgrund der deutlich günstigeren Integration von Stiftkontakten und einem Außengewinde auf der Sensorseite, macht es Sinn, die SPE-Feldseite mit Buchsenkontakten auszustatten. Sensorhersteller können durch diese Beibehaltung eine einfache Integration in den Sensor vornehmen.

Stecker und Buchse und die Vorteile im Feld

Die Beibehaltung des Sensoranschlusses hat nicht nur für den jeweiligen Hersteller Vorteile, die Vorteile zeigen sich auch deutlich bei der Verkabelung im Feld. Bei den heutigen M8- und M12-Installationen ist häufig von der so genannten fliegenden Verbindung oder auch Feldkupplung die Rede. Aus diesem Grund sind heutige Sensor-/Aktor-Verkabelungen größtenteils als Stecker-/Buchse-Variante ausgeführt.

Daraus folgt, dass die eine Seite mit Stift- und die andere Seite mit Buchsenkontakten bestückt ist. Gleichwohl hat dies zur Folge, dass eine Seite mit Außen- und die andere Seite mit einem Innengewinde ausgestattet sein muss. Kabel können auf diese Weise verlängert werden, ohne dass ein Buchse-/Buchse- oder ein Stecker-/Stecker-Adapterstück – wie etwa beim RJ45 üblich – verwendet werden muss.

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Diese Art der Verkabelungstopologie ermöglicht den Anwender im Feld genauso wie den SPE-Integratoren eine hohe Flexibilität. Die vollständige Kompatibilität zum SPE-Steckverbinder in der Schutzart IP20 gewährleistet gleichzeitig einen schnellen Einsatz im Service-Fall.

Miniaturisierung – aber nicht um jeden Preis

Als Standard für kompakte Anschlüsse hat sich die M8-Variante des beliebten M12-Steckverbinders etabliert: Um ein Drittel kleiner als der M12 bietet der M8 dennoch industrietaugliche Eigenschaften – und ist dabei immer noch gut zu handhaben. Besonders die Anbindung kompakter Sensoren in Maschinen zur Ermittlung prozessbegleitender Informationen oder die Leistungsversorgung von kleinen Geräten – in vielen Bereichen wird der M8 erfolgreich eingesetzt und ist bereits heute durchgängig akzeptiert. Obwohl die Miniaturisierung auch in der Industrie-Verkabelung zu den Megatrends gehört, muss genau eruiert werden, wie und wo dieses Thema sinnvoll umgesetzt werden kann.

Während in der Industrie-Automation größtenteils Kabel zwischen AWG (american wire gauge) 22 und 26 verwendet werden, stellt sich in der Prozessautomation ein anderes Bild dar. Hier werden aufgrund der großen Entfernungen deutlich dickere Kabel eingesetzt, die sich im Bereich AWG 16 bis 18 bewegen. So kommt ein Kabel im Prozessumfeld schnell auf einen Außendurchmesser von 7,5 bis 8,5 mm. Das Kabel erreicht in diesem Fall leicht den Außendurchmesser des Steckverbinders. Einen miniaturisierten Steckverbinder an ein solches Kabel anzuschließen erscheint in mehrfacher Hinsicht als nicht sinnvoll.

Diese Sichtweise gilt natürlich nicht nur für geschützte Steckverbinder, sondern auch für Steckverbinder der Schutzklasse IP20. Die Anforderung, einen möglichst kleinen Footprint auf der Platine umzusetzen und die Port-Dichte im Vergleich zum RJ45 deutlich zu erhöhen, erscheint unter dem oben genannten Bedingungen ebenfalls als nicht sinnvoll.

Aus diesem Grund startet der Produkt-Launch mit konfektionierten Leitungen im Bereich AWG 22. Für die Geräteintegration stehen sowohl IP20- als auch IP65/67-Varianten zur Verfügung. Der kontinuierliche Ausbau des Produktprogramms gewährleistet eine durchgängige Nutzung in allen Applikationsfeldern. Die Durchgängigkeit auf der einen und die praktikable Umsetzung auf der anderen Seite sind das Ziel der Single Pair Ethernet System Alliance.

Fazit: Phoenix Contact arbeitet weiterhin konsequent an SPE – mit dem Ziel, diese evolutionäre neue Technik für eine möglichst große Zahl von Anwendungsszenarien zu ertüchtigen. Die Vorteile – Gewichtsreduktion der Kabel, Miniaturisierung und Vereinfachung der Anschlusstechnik – kommen erst mit der Durchgängigkeit der gesamten Infrastruktur zum Tragen.

Die Netzwerkstruktur in allen Applikationsbereichen – von der Gebäudeautomatisierung über die Fabrikautomation bis hin zur Prozessautomation – wird davon beeinflusst. Niemand sollte in diesem Kontext außer Acht lassen, dass es sich bereits heute entscheidet, wohin das Ethernet in Zukunft geht.

Anwenderkongress Steckverbinder

Der Anwenderkongress Steckverbinder , der vom 7. bis 9. September 2020 in Würzburg stattfindet, beleuchtet praxisorientiert technische Aspekte beim Design und Einsatz moderner Steckverbinder. In Praxis-Workshops vermitteln Experten elektrotechnische Grundlagen, spezifisches Wissen und helfen bei der Auswahl des richtigen Steckverbinders.

* Manuel Rüter, Produktmanager Industrial Field Connectivity, Phoenix Contact, Blomberg

Internationale SPE-Digitalkonferenz
Technology Days:

Am 22. und 23. September lädt die SPE System Alliance zu einem internationalen digitalen Wissensaustausch zwischen Experten unterschiedlicher Branchen und Technologiebereiche zu Single Pair Ethernet ein. Bei den Technology Days, die in diesem Jahr zum ersten Mal stattfinden, können sich die Teilnehmer mit Spezialisten austauschen und sich in Vorträgen über den Mehrwert der Kommunikationstechnologie informieren. Umrahmt wird die Digitalkonferenz von einer Keynote, Diskussionsrunden und einer Ausstellung. Die Partner der SPE System Alliance, zu denen Dätwyler, Fluke Networks, Kyland, Microchip, Phoenix Contact, Prysmian Group, R&M, Rosenberger, Sick, Telegärtner und Weidmüller zählen, zeigen Trends in der SPE-Technologie auf und erläutern die Bedeutung für Komponenten wie Switches, Halbleiter, Sensoren, Steckverbinder und Kabel.

(Bild: Phoenix Contact)

Das Programm ist an beiden Tagen zeitlich versetzt, so dass Interessierte weltweit die Technology Days virtuell besuchen können. Die Konferenzsprache wird englisch sein. Die Anmeldung zu der Digitalkonferenz vom 22 und 23. September 2020 erfolgt unter: www.singlepairethernet.com/TechnologyDays. Hier ist auch das Programm hinterlegt. Die Ausstellung wird noch bis zum 25. September 2020 für alle Teilnehmer geöffnet sein.

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