Single Pair Ethernet Warum SPE das Rennen um die Ethernet-Kommunikation der Zukunft gewinnt
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Die Zukunft der industriellen Kommunikation heißt SPE – für Phoenix Contact gibt es da keinen Zweifel. Bei seinem Engagement in der Single Pair Ethernet System Alliance hat sich das Unternehmen die Einführung von zwei Aspekten zur Aufgabe gemacht.

Die vorherrschenden Trends und Innovationen in den Zeiten des IIoT (Industrial Internet of Things) haben alle den Anspruch, Produktfunktionen und Lösungsanforderungen vor dem Hintergrund der digitalen Transformationen noch besser zu verzahnen. Wird SPE unter diesem Aspekt genauer beleuchtet, fallen schnell Schlagworte wie: Reichweiten bis zu 1000 m, hohe Datenübertragungsraten über Twisted Pair, Miniaturisierung am Gerät und im Feld sowie – last but not least – erhebliche Kosteneinsparungen.
All diese Aspekte bringen viele Vorteile mit sich – und sprechen für einen umfassenden und zukunftssicheren Einsatz. Und hinter all diesen Vorteilen verbergen sich zahllose Kunden- und Applikationsanforderungen. Die hohe Kunst des Komponentenanbieters besteht nun darin, alles unter einen Hut zu bringen. Wenn dies nicht gelingt, weil spezifische Kundenanforderungen dabei nicht umgesetzt werden, generiert sich sukzessive mit der Zeit ein Steckverbinder-Standard, den die Welt nicht braucht. Daher beschäftigen sich zahlreiche große und kleine Unternehmen mit der zweckdienlichen Umsetzung dieser Technologie.
Das Ziel: neuer herstellerübergreifender Kommunikationsstandard
Das Grundgerüst für die Zukunft der industriellen Kommunikationstechnik entsteht parallel in unterschiedlichen Gremien und Projekten. Neue Kommunikationsstandards wie die Open Platform Communications Unified Architecture (OPC UA), Time-Sensitive Networking (TSN) oder 5G sind die Basis für die durchgängige Vernetzung vom Sensor über die Maschine und übergeordnete Systeme bis in die Cloud. Die neuen Standards werden bisherigen Protokollen und Schnittstellen in Bezug auf Kosten, Datendurchsatz, Latenz und Deterministik um einiges überlegen sein. Phoenix Contact, mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in der industriellen Kommunikation, engagiert sich daher in allen relevanten Standardisierungsgremien. Das Ziel: nicht weniger als ein neuer, herstellerübergreifender Kommunikationsstandard für die industrielle Automatisierung. Zwei Aspekte spielen für das Unternehmen aus Blomberg dabei eine signifikante Rolle: neben der Sicherheit, die den Anwendern eine standardisierte Lösung bietet, auch applikationsspezifische Kundenanforderungen.
Bereits heute dient OPC UA als überlagerter Kommunikationsstandard in Anlagen. Nun wird OPC UA sukzessive um standardisierte Anwendungsprofile im Feld erweitert – beispielweise für I/O-, Sicherheits- oder Antriebs-Anwendungen. Darüber hinaus werden standardisierte Gerätemodelle für eine einheitliche Konfiguration und eine einheitliche Diagnose der Geräte im Netzwerk definiert.
Mit dem Sensor fängt es an …
Das übergeordnete Ziel einer durchgängigen Ethernet-Kommunikation ist immer die IP-basierte Einbindung aller Komponenten in ein Kommunikationssystem. Die große Masse der heute eingesetzten Sensoren sind nicht IP-fähig, sie müssen über andere Systeme, wie IO-Link, in das Kommunikationssystem integriert werden. Mit Blick auf Industrie 4.0 und Predictive Maintenance stellt ein durchgängiges Ethernet-Kommunikationssystem einen signifikanten Vorteil gegenüber bestehenden Insellösungen dar.
Die gängige Anschlusstechnik in der Industrie-Automation sind der M8- oder M12-Steckverbinder. Als Beleg für diese Aussage dienen die Kodierungen für Ethernetsysteme im Bereich der Rundsteckverbinder – beim M12 sind es die D- und X-Kodierungen, beim M8 ist es die D-Kodierung. Im Vordergrund steht in diesem Zusammenhang die einfache Integration in Standard-Sensorgehäuse bei höchstmöglicher Robustheit. Aufgrund der deutlich günstigeren Integration von Stiftkontakten und einem Außengewinde auf der Sensorseite, macht es Sinn, die SPE-Feldseite mit Buchsenkontakten auszustatten. Sensorhersteller können durch diese Beibehaltung eine einfache Integration in den Sensor vornehmen.
Stecker und Buchse und die Vorteile im Feld
Die Beibehaltung des Sensoranschlusses hat nicht nur für den jeweiligen Hersteller Vorteile, die Vorteile zeigen sich auch deutlich bei der Verkabelung im Feld. Bei den heutigen M8- und M12-Installationen ist häufig von der so genannten fliegenden Verbindung oder auch Feldkupplung die Rede. Aus diesem Grund sind heutige Sensor-/Aktor-Verkabelungen größtenteils als Stecker-/Buchse-Variante ausgeführt.
Daraus folgt, dass die eine Seite mit Stift- und die andere Seite mit Buchsenkontakten bestückt ist. Gleichwohl hat dies zur Folge, dass eine Seite mit Außen- und die andere Seite mit einem Innengewinde ausgestattet sein muss. Kabel können auf diese Weise verlängert werden, ohne dass ein Buchse-/Buchse- oder ein Stecker-/Stecker-Adapterstück – wie etwa beim RJ45 üblich – verwendet werden muss.
Diese Art der Verkabelungstopologie ermöglicht den Anwender im Feld genauso wie den SPE-Integratoren eine hohe Flexibilität. Die vollständige Kompatibilität zum SPE-Steckverbinder in der Schutzart IP20 gewährleistet gleichzeitig einen schnellen Einsatz im Service-Fall.
Miniaturisierung – aber nicht um jeden Preis
Als Standard für kompakte Anschlüsse hat sich die M8-Variante des beliebten M12-Steckverbinders etabliert: Um ein Drittel kleiner als der M12 bietet der M8 dennoch industrietaugliche Eigenschaften – und ist dabei immer noch gut zu handhaben. Besonders die Anbindung kompakter Sensoren in Maschinen zur Ermittlung prozessbegleitender Informationen oder die Leistungsversorgung von kleinen Geräten – in vielen Bereichen wird der M8 erfolgreich eingesetzt und ist bereits heute durchgängig akzeptiert. Obwohl die Miniaturisierung auch in der Industrie-Verkabelung zu den Megatrends gehört, muss genau eruiert werden, wie und wo dieses Thema sinnvoll umgesetzt werden kann.
Während in der Industrie-Automation größtenteils Kabel zwischen AWG (american wire gauge) 22 und 26 verwendet werden, stellt sich in der Prozessautomation ein anderes Bild dar. Hier werden aufgrund der großen Entfernungen deutlich dickere Kabel eingesetzt, die sich im Bereich AWG 16 bis 18 bewegen. So kommt ein Kabel im Prozessumfeld schnell auf einen Außendurchmesser von 7,5 bis 8,5 mm. Das Kabel erreicht in diesem Fall leicht den Außendurchmesser des Steckverbinders. Einen miniaturisierten Steckverbinder an ein solches Kabel anzuschließen erscheint in mehrfacher Hinsicht als nicht sinnvoll.
Diese Sichtweise gilt natürlich nicht nur für geschützte Steckverbinder, sondern auch für Steckverbinder der Schutzklasse IP20. Die Anforderung, einen möglichst kleinen Footprint auf der Platine umzusetzen und die Port-Dichte im Vergleich zum RJ45 deutlich zu erhöhen, erscheint unter dem oben genannten Bedingungen ebenfalls als nicht sinnvoll.
Aus diesem Grund startet der Produkt-Launch mit konfektionierten Leitungen im Bereich AWG 22. Für die Geräteintegration stehen sowohl IP20- als auch IP65/67-Varianten zur Verfügung. Der kontinuierliche Ausbau des Produktprogramms gewährleistet eine durchgängige Nutzung in allen Applikationsfeldern. Die Durchgängigkeit auf der einen und die praktikable Umsetzung auf der anderen Seite sind das Ziel der Single Pair Ethernet System Alliance.
Fazit: Phoenix Contact arbeitet weiterhin konsequent an SPE – mit dem Ziel, diese evolutionäre neue Technik für eine möglichst große Zahl von Anwendungsszenarien zu ertüchtigen. Die Vorteile – Gewichtsreduktion der Kabel, Miniaturisierung und Vereinfachung der Anschlusstechnik – kommen erst mit der Durchgängigkeit der gesamten Infrastruktur zum Tragen.
Die Netzwerkstruktur in allen Applikationsbereichen – von der Gebäudeautomatisierung über die Fabrikautomation bis hin zur Prozessautomation – wird davon beeinflusst. Niemand sollte in diesem Kontext außer Acht lassen, dass es sich bereits heute entscheidet, wohin das Ethernet in Zukunft geht.
* Manuel Rüter, Produktmanager Industrial Field Connectivity, Phoenix Contact, Blomberg
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