Ifo-Studie Wieviel Wohlstand gäbe es ohne EU?

Quelle: ifo-Institut / Redakteur: Dorothee Quitter Lesedauer: 2 min

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Mit der Europäischen Union wurde die größte Freihandelszone der Welt geschaffen. Das ifo-Institut und Econ-Pol Europe ist nun in einer Studie der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen eine Auflösung der EU für die Mitgliedstaaten hätte. Alle würden an Wohlstand verlieren. Aber nicht alle gleich viel.

In Deutschland würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf beispielsweise um 5,2 Prozent zurückgehen. Am meisten würden jedoch kleinere Volkswirtschaften verlieren.
In Deutschland würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf beispielsweise um 5,2 Prozent zurückgehen. Am meisten würden jedoch kleinere Volkswirtschaften verlieren.
(Bild: weyo - stock.adobe.com)

Das Schengener Abkommen und die Eurozone tragen zur Senkung der Handelskosten zwischen den EU-Mitgliedsländern sowie im Handel mit Drittländern bei. Laut ifo-Institut haben die Europäische Zollunion, der europäische Binnenmarkt, die Eurozone, der Abbau von Zollschranken im Schengen-Raum und die Freihandelsabkommen der EU mit Drittländern gemessen an der Wertschöpfung die größte Freihandelszone der Welt geschaffen. Mit der Studie will das Wirtschaftsforschungsinstitut die Bedeutung der Senkung der Handelskosten hervorheben und zeigen, welche weitreichenden Auswirkungen eine Umkehr des europäischen Integrationsprozesses durch einen schrittweisen Abbau dieser Meilensteine auf Handel, Produktion und Einkommen in den EU-Mitgliedstaaten und ihren Handelspartnern haben würde.

Wie sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf verändern würde

Die Studie berechnet die Änderung des BIP pro Kopf in den EU-Staaten sowie anderer Drittstaaten im Vergleich zum Basisjahr 2014 für verschiedene Szenarien:

  • Auflösung der Zollunion,
  • Auflösung des EU-Binnenmarkts,
  • Auflösung aller mit Drittstaaten bestehenden Freihandelsabkommen der EU,
  • Auflösung des Schengen-Abkommens,
  • vollständige Auflösung der EU (mit und ohne Berücksichtigung der Transferzahlungen zwischen den Mitgliedsstaaten).

(Bild: Felbermayer et al. (2022))

In Deutschland würde bei vollständiger Auflösung der EU das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf um 5,2 Prozent zurückgehen, in Österreich um 7,8 Prozent, in den Niederlanden um 7,7 Prozent und in Belgien um 10,2 Prozent. Für Frankreich und Italien beträgt der Verlust je 4,1 Prozent. Am meisten würden kleinere Volkswirtschaften wie Malta (19,4 Prozent), Luxemburg (18,1 Prozent) und Estland (11,8 Prozent) verlieren. „Berücksichtigt man zusätzlich die Transferzahlungen unter den EU-Staaten, würden sich die Wohlstandsverluste bei Transferempfängern wie Ungarn, Litauen und Bulgarien nahezu verdoppeln. Nettobeitragszahler wie Deutschland und Schweden verlieren etwas weniger. Die Vorteile, die die Nettozahler aus einem Ende der Transferzahlungen ziehen könnten, wären jedoch viel kleiner als die Verluste, die durch eine Auflösung der EU entstehen würden“, sagt ifo-Forscherin und Mitherausgeberin der Studie Jasmin Gröschl. Für Deutschland beliefen sich die Vorteile auf nur 0,2 Prozentpunkte, verglichen mit einem Verlust von 5,2 Prozent durch eine Auflösung aller EU-Abkommen.

Auch nur die Auflösung des EU-Binnenmarktes würde zu großen Wohlstandsverlusten führen

Berechnet haben die Volkswirte auch die Folgen einer Auflösung nur des EU-Binnenmarktes. Die Wohlstandsverluste für große EU-Volkswirtschaften wie Deutschland (3,6 Prozent), Frankreich (3,0 Prozent), Italien (2,7 Prozent) oder Spanien (2,5 Prozent) sind demnach geringer als die für kleine EU-Volkswirtschaften. Für Österreich würde die Auflösung des EU-Binnenmarktes beispielsweise einen Wohlstandsverlust von 5,6 Prozent bedeuten.

Eine Auflösung der EU-Zollunion würde hingegen zu geringeren Auswirkungen führen als die Auflösung des Binnenmarktes. Die größten Verluste träten dabei in Irland (0,4 Prozent) sowie in Tschechien, Luxemburg, Polen und Slowenien (0,3 Prozent) auf. Die negativen Auswirkungen auf die anderen EU-Länder wären im Vergleich zu heute gering. Eine Auflösung der Eurozone hätte negative Auswirkungen auf alle Mitgliedsstaaten. Sie wären allerdings nur für Luxemburg (2,5 Prozent) und Deutschland (0,7 Prozent) bedeutsam.

Hier kann die Studie heruntergeladen werden.

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