Rose Systemtechnik 50 Jahre Aluminium-Gehäuse: Wie ein Bestseller den Markt prägte

Redakteur: Ines Stotz

Ein Zufall brachte Friedhelm Rose vor rund 50 Jahren auf eine bahnbrechende Idee: Er begann, Aluminium-Gehäuse für Industrie-Anwendungen zu fertigen. Eine Zeitreise durch die Geschichte eines Erfolgsprodukts.

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Mit der Fertigung von Aluminium-Gehäusen legte Rose Systemtechnik in den 1970er Jahren den Grundstein für den Erfolg des Gehäuse-Spezialisten. Heute fertigt das Unternehmen 40 verschiedene Aluminium-Gehäuse sowie eine breite Auswahl an Gehäusen aus Edelstahl und Polyester.
Mit der Fertigung von Aluminium-Gehäusen legte Rose Systemtechnik in den 1970er Jahren den Grundstein für den Erfolg des Gehäuse-Spezialisten. Heute fertigt das Unternehmen 40 verschiedene Aluminium-Gehäuse sowie eine breite Auswahl an Gehäusen aus Edelstahl und Polyester.
(Bild: Rose Systemtechnik)

Im Jahr 1967 produzierten Friedhelm Rose und sein Geschäftspartner Gerd Sölken noch ausschließlich Endschaltergehäuse in einer ehemaligen Möbelfabrik in Bad Oeynhausen. Den Wandel im Produktprogramm löste ein Kunde aus: Er benötigte für eine Anwendung ein Klemmengehäuse zur Kapselung elektronischer Bauteile. Die Umsetzung war ohne großen Aufwand möglich, denn dazu mussten die Gehäuse lediglich an den gegenüberliegenden Seiten mit je einer Bohrung und einem Panzerrohrgewinde versehen werden. Der Schalteinsatz wurde zudem gegen einen Klemmstein getauscht.

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Rose und sein Partner glaubten, dass es für diese Art von Gehäusen eine große Nachfrage geben musste. Sie hatten Recht: Markttests bewiesen, dass für die anspruchsvolle Verdrahtungs- und Installationstechnik im Maschinenbau kein ausreichendes Gehäuse-Angebot vorhanden war. Man entwickelte deshalb zwei Ausführungen an Klemmengehäusen aus Aluminium: Eine in Blockform und die zweite – um Material zu sparen – in „Sargform“.

1970 gehen Friedhelm Rose und Gerd Sölken getrennte Wege – während Sölken weiter Endschaltergehäuse produziert, konzentriert sich Friedhelm Rose auf die neu entdeckte Marktlücke der Aluminium-Industriegehäuse.

Kleines technisches Detail sorgte für großen Erfolg

Schon damals zeigten sich das Qualitätsbewusstsein und die konsequente Kundenorientierung, die Rose bis heute auszeichnen. „Meine Devise war, durch hervorragende Qualität und Technik zu günstigem Preis das Vertrauen der Anwender zu gewinnen“, schreibt Friedhelm Rose in einer Firmenpublikation aus den 1970er Jahren. Das gelang ihm so gut, dass Rose-Gehäuse bald überall in der Industrie bekannt waren.

Ein kleines, aber sehr wichtiges Detail trug entscheidend zum rasanten Wachstum des Unternehmens bei: Rose stattete seine Aluminium-Gehäuse mit separaten, aber dennoch in die Gehäuseform integrierten Schraubbefestigungskanälen aus. So wird verhindert, dass die elektronischen Einbauten beim Einschrauben der Deckelschrauben durch Späne Schaden nehmen. Darüber hinaus geht durch diese Konstruktion kein wertvoller Einbauraum im Gehäuse verloren.

Gehäuse dieser Art gab es bis dahin nicht am Markt

Ein Gehäuse zur Kapselung von elektronischen und elektrotechnischen Komponenten hatte es in industriellen Anwendungen zuvor nicht gegeben. Die Idee von Friedhelm Rose war so innovativ, dass sie weltweit vielfach kopiert wurde und sich inzwischen zu einem inoffiziellen Standard für die Massenproduktion von Industrie-Gehäusen entwickelt hat. Der Umsatz stieg dank der neuartigen Aluminium-Gehäuse in hohem Tempo und legte alleine von 1976 auf 1977 um 37,5 % zu. Ein Grund für die starke Nachfrage nach Gehäusen war der damals schnell wachsende Markt für Industrie-Elektronik, für die geeignete Schutzsysteme benötigt wurden.

Beim Design der Alu-Gehäuse gab es bereits Anfang der 1970er Jahre erste Veränderungen. Die kostengünstige „Sargform“ wurde 1972 durch eine neue Variante der Blockform ersetzt, die mit geraden anstatt mit abgeschrägten Deckeln ausgestattet war und sich optisch gut in die modernen Industrieanlagen integrieren ließ. Mit dem Einzug der modernen Bauform war die Umstellung aller Gehäusetypen auf die außenliegenden Befestigungsbohrungen abgeschlossen. Jetzt ließen sich alle Gehäuse problemlos abdichten.

Bearbeitungsservice wurde schon in den 1970er Jahren eingeführt

20 verschiedene Aluminium-Gehäuse sowie vier Flanschgehäuse hatte die Rose Elektrotechnik KG 1972 im Programm. In den folgenden Jahren wurde das Produktprogramm auf über 40 Gehäusegrößen erweitert.

Um die starke Nachfrage bedienen zu können, wurde Mitte der 80erJahre ein großer Neubau mit modernen Maschinen sowie einem geräumigen Lager errichtet  ein weiterer Meilenstein, der sich in die Erfolgsgeschichte des Gehäuseherstellers einreiht. Längst hatte man das Produktprogramm um Klemmengehäuse aus Polyester sowie Profilgehäuse aus Aluminium erweitert, um den Kundenanfragen gerecht werden zu können.

Rose profitierte in diesen Jahren von seiner einzigartigen Stellung am Markt, denn nennenswerte Wettbewerber existierten damals noch nicht. Der Service der Westfalen war außergewöhnlich, denn man bot den Kunden schon in den 70er Jahren gegen Aufpreis die individuelle Bearbeitung der Gehäuse an. Diese hohe Flexibilität ist bis heute ein Markenzeichen von Rose. Auf Kundenwunsch übernimmt das Unternehmen die individuelle mechanische Bearbeitung der Gehäuse wie zum Beispiel das Fräsen, Bohren und Gewindeschneiden. Optional führt Rose zudem die Oberflächenveredelung in Form von kundenspezifischer Pulverbeschichtung oder eine seewasserbeständige Grundierung zum Schutz vor Korrosion durch.

Gehäuse werden im Druckguss-Verfahren hergestellt

Auch die Verfahren für die Herstellung der Aluminium-Gehäuse haben sich über die Jahre hinweg verändert. Wurden die Gehäuse anfangs noch im Sandguss gefertigt, ging man später zum Kokillenguss und schließlich zum heute noch am häufigsten eingesetzten Druckgussverfahren über. Diese Methode hat große Vorteile gegenüber anderen Verfahren, denn durch sie kann nicht nur der Stückpreis stark gesenkt werden, auch die Wanddicke der Gehäuse lässt sich so variabel gestalten. Darüber hinaus verringert Rose durch den Druckguss Materialabfälle und reduziert die Durchlaufzeiten.

Überzeugen durch edles Design: Die Aluform-Gehäuse

1993 bekommen die Alu-Standard-Gehäuse dann Zuwachs durch das neue Aluform-Gehäuse. Diese Baureihe wurde speziell für den Einsatz in Sichtbereichen konzipiert und verfügt deshalb über abgerundete Deckelschrägen und eine flachere Bauform. Aluform-Gehäuse mit der Vorbereitung im Deckel zur Aufnahme zum Beispiel von Frontfolien eignen sich besonders für kundenspezifische Visualisierungs- und Eingabelösungen im Bereich der Mess- und Regeltechnik. Die rechteckige Anordnung der Befestigungsdome ermöglicht den schnellen und komfortablen Einbau von Leiterplatten und Platinen ohne einen zusätzlichen Bearbeitungsschritt. Aluform-Gehäuse fertigt Rose Systemtechnik in 15 Größen in der Schutzart IP66. Je nach Dichtung sind die Gehäuse in Temperaturbereichen von -60 bis 130 °C einsetzbar.

Ergänzt wird das Aluminium-Gehäuse-Programm von Rose seit 2015 auch durch die Baureihe AluFormPlus. Diese Gehäuse sind mit verdeckten Deckelschrauben ausgestattet und bieten eine moderne Optik sowie einen sicheren Schutz der Elektronik. Diese Gehäuse verfügen im Unterteil und Deckel über diverse Befestigungspunkte zur flexiblen Montage von Tragschienen und Montageplatten sowie von elektronischen Einbauten. Ein integriertes Deckel-Scharnier sorgt für ein bequemes Handling des Gehäuses, zum Beispiel bei Wartungsarbeiten.

Komplettlösungen werden immer beliebter

In Sachen Service hat Rose Systemtechnik sein Angebot ebenfalls kontinuierlich ausgebaut. Seit den 1990er Jahren fertigt man auf Wunsch auch Sondergehäuse aus Aluminium, Edelstahl und Kunststoffen nach Kundenvorgaben. Dabei konzipieren die Rose-Ingenieure gemeinsam mit dem Auftraggeber das für die jeweilige Anwendung optimale Gehäuse und stimmen sowohl das Material als auch die Bauform exakt darauf ab. Der Service reicht von der Unterstützung in der Konstruktionsphase über die Erstellung des Prototypen bis zur Serienproduktion.

Im Jahr 2000 firmierte die Rose Elektrotechnik GmbH & Co. KG dann in Rose Systemtechnik GmbH & Co. KG um. Der neue Name sollte das gewandelte Selbstverständnis des Unternehmens zum Ausdruck bringen, das sich in den vorangegangenen Jahren immer mehr vom bloßen Produkt-Lieferanten zum Anbieter integrierter Gehäusesysteme entwickelt hatte. Man sah sich bereits damals nicht mehr nur als Hersteller, sondern als Partner der Kunden.

Die Zeiten, in denen diese ausschließlich die im Katalog angebotenen Standard-Gehäuse bestellten, waren vorbei. „Mehr als 60 Prozent aller ausgelieferten Gehäuse werden inzwischen in irgendeiner Form von uns veredelt“, berichtet eine Unternehmenspublikation um die Jahrtausendwende. In einer eigenen Vertriebseinheit wurden deshalb die Kompetenzen der Bereiche Sondergehäuse, Folientastaturen und konfektionierte Gehäuse gebündelt. Die enge abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und der intensive Austausch mit den Kunden sind auch heute noch die Erfolgsgeheimnisse von Rose. Sie ermöglichen die Fertigung kundenspezifischer Gehäuse, die exakt den gewünschten Anforderungen entsprechen. Dabei übernehmen die Gehäuse-Spezialisten auch die Integration komplexer elektronischer Bauteile.

Anwender schätzen die Geschwindigkeit und Flexibilität von Rose

Diesen Service wissen viele Anwender zu schätzen, unter anderem der Beschallungstechnik-Spezialist TOA Corporation aus Japan. Das Unternehmen suchte ein robustes Gehäuse für eine Industrie-Sprechstelle, das komplett mit der nötigen Elektronik bestückt ist. Die Ingenieure von Rose übernahmen nicht nur die mechanischen Bearbeitungen für Kabelverschraubungen, Mikrofon und Taster. Sie montierten auch die Außengelenke und beschichteten die Gehäuse in der gewünschten Sonderfarbe RAL 2011 (Tieforange), damit sie dem Corporate Design von TOA entsprechen. Zu guter Letzt übernahm Rose noch die komplette Konfektionierung und Verdrahtung von Mikrofon, Platine und Taster.

Sehr zufrieden mit der Leistung von Rose war auch Nortec Electronics, ein Hersteller von Batterieladesystemen. Für ein Ladeerhaltungsgerät für die stark beanspruchten Batterien von Rettungswagen konstruierte Rose ein staubdichtes, strahlwassergeschütztes Gehäuse und versah es mit Bohrungen zur Montage der inneren Einbauten und der Kabelausgänge. Darüber hinaus wurde eine Fläche zur Aufnahme der Statusanzeige in das Gehäuse eingebracht. Damit das Ladeerhaltungsgerät schnell gefunden wird, beschichtete Rose es zudem mit einer dem Einsatzzweck angemessenen feuerroten Signalfarbe (RAL 3000).

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