Gehäuse Klein- und Kompaktschaltschränke kurbeln Wertschöpfungsprozesse an

Autor / Redakteur: Matthias Müller und Hans-Robert Koch* / Ines Stotz

Seit fast 60 Jahren ist der AE Kompaktschaltschrank von Rittal das meist verwendete Gehäusesystem der Welt. Im Rahmen eines Relaunches wurde das komplette Programm zur Systemlösung deutlich weiterentwickelt.

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Vielfalt: Lackiertes Stahlblech oder Edelstahl in zahlreichen Größen – sowohl der AX als auch der KX sind in vielen Varianten ab Lager lieferbar. Den neuen AX gibt es beispielsweise in etwa 40 verschiedenen Abmessungen.
Vielfalt: Lackiertes Stahlblech oder Edelstahl in zahlreichen Größen – sowohl der AX als auch der KX sind in vielen Varianten ab Lager lieferbar. Den neuen AX gibt es beispielsweise in etwa 40 verschiedenen Abmessungen.
(Bild: Rittal)

Die große Anzahl an Maß- und Materialvarianten sowie die hohe Qualität haben den Kompaktschaltschrank AE zum erfolgreichsten Serienprodukt aus dem Hause Rittal gemacht. Rund 35 Millionen davon wurden bereits verkauft. Weltweit stehen heute durchschnittlich 230.000 Stück des Alleskönners in verschiedenen Ausführungen ab Lager zur Verfügung. Die dreifache Oberflächenbehandlung der Gehäuse oder die optionale Ausführung in Edelstahl machen ihn für viele Anwendungen zur Lösung erster Wahl, um elektrotechnische Komponenten für Steuerungs- und Schaltanlagen sicher unterzubringen. Dazu tragen auch vielfältige Ausbaumöglichkeiten durch ein umfassendes Zubehörprogramm sowie internationale Approbationen bei.

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Veränderte Marktanforderungen für die Gehäusetechnik

Aufgrund sich verändernder Anforderungen an die Gehäusetechnik in den letzten Jahren hat sich Rittal entschieden, sein Produktprogramm grundlegend weiterzuentwickeln. So kommen etwa durch die steigende Digitalisierung und Automatisierung in der Anlagentechnik immer mehr Sensoren und Aktoren zum Einsatz. Dies führt automatisch zu einer größeren Zahl der im Gehäuse zu montierenden Komponenten und damit zu einer größeren Anzahl an Leitungen, die über die Flanschplatte ins Innere geführt werden müssen. Gleichzeitig steigt die Packungsdichte in den Gehäusen an, da viele Komponenten immer kompakter werden.

Diese und viele weitere Kundenanforderungen hat Rittal im Rahmen der Weiterentwicklung intensiv untersucht, um sie in den neuen Kompaktschaltschränken und Kleingehäusen umzusetzen. Berücksichtigt wurden auch zahlreiche Kunden-Feedbacks, die Rittal in den vergangenen Jahren erhalten hat. Dazu zählen Forderungen nach vereinfachtem Engineering und Handling bei Ausbau und Montage in der Werkstatt. Und darüber hinaus steigen die Kundenansprüche in Sachen Logistik wie permanente hohe Verfügbarkeit und 24- bzw. 48-Stunden-Lieferung sowie Variantenvielfalt.

Reduzierte Komplexität vereinfacht Engineering

Eine geringere Komplexität bringt schon bei der Planung viele Vorteile mit sich. Dies hat Rittal auch bei der Neuentwicklung berücksichtigt. So gibt es bei den Kompaktschaltschränken jetzt nur noch eine statt zwei Produktlinien. Bei den Kleingehäusen wurde die Anzahl von drei auf eine Produktlinie reduziert. So ersetzt die neue Kompaktschaltschrank-Serie AX die AE- und CM-Schränke.

Bei den Kleingehäusen gibt es nun die KX-Gehäuse statt den bisherigen Serien KL, EB und BG. Eine geringere Teilevielfalt reduziert die Komplexität und vereinfacht darüber hinaus auch die Planung.

Für das Engineering kommt heute idealerweise als Software für die Elektroplanung wie Eplan Electric P8 und für die 3D-Aufbauplanung Eplan Pro Panel zum Einsatz. Dies ist auch der Schlüssel für eine hohe Effizienz sämtlicher Prozesse von der Planung über die Fertigung bis hin zur Inbetriebnahme ist die Durchgängigkeit der verwendeten Daten. Stehen hochwertige 3D-Daten der verwendeten Komponenten zur Verfügung, stellt dies eine wesentliche Vereinfachung der täglichen Arbeit dar. Denn in nachfolgenden Bearbeitungsprozessen entfallen manuelle Tätigkeiten, wie das Eingeben der Daten. Planer finden entsprechende Daten für die neuen Kompaktschaltschränke und Kleingehäuse entweder auf der Website von Rittal oder im Eplan Data Portal.

Planungstool mit 3D-Aufbauplanung spart Zeit

Besonders komfortabel und zeitsparend ist die Konfiguration und Bestellung über das Rittal Configuration System. Der Konfigurator arbeitet auf der Basis von elektronisch hinterlegten Regelwerken. Eine Plausibilitätsprüfung verhindert, dass falsches oder nicht passendes Zubehör überhaupt angezeigt wird. Ein unproduktives Ausprobieren wird so vermieden – insgesamt ergibt sich dadurch ein Zeitgewinn bei der Auswahl des richtigen Systems. Doch das Planungstool erleichtert nicht nur die Auswahl einzelner Produkte.

In einem 3D-Modell innerhalb des Konfigurators kann das gewählte Zubehör gleich an der dafür vorgesehenen Stelle platziert werden. Diese ist dann reserviert und kann nicht für andere Zubehörkomponenten verwendet werden. Um die für das ausgewählte Zubehör benötigten Ausbrüche und Bohrungen zu berücksichtigen, ist das Anlegen einer mechanischen Bearbeitung im Konfigurationssystem vorgesehen. Ob Ausschnitte, Bolzen oder Muttern – alle Möglichkeiten der mechanischen Bearbeitung können berücksichtigt und im 3D-Modell dargestellt werden.

Im Anschluss können die so konfigurierten Schaltschränke und Gehäuse inklusive Stückliste direkt in die 3D-Aufbauplanung übernommen werden. Selbstverständlich lassen sich die CAD-Daten auch nahtlos für die Fertigung übernehmen, wo sie etwa Bearbeitungszentren für die Flachteilbearbeitung wie die Rittal Perforex ansteuern.

Mehr Geschwindigkeit in der Werkstatt

Die neuen Kompaktschaltschränke und Kleingehäuse vereinfachen die Arbeit aber nicht nur im Engineering, sondern bieten auch vielen weiteren Kundenprozessen zahlreiche Vorteile. Dies beginnt schon bei der Lieferung: Alle Flachteile sind der Verpackung einzeln entnehmbar und müssen daher für die Bearbeitung nicht erst zeitraubend demontiert werden. Da zudem alle Flachteile mit einem QR-Code versehen sind, ist eine lückenlose Verfolgung innerhalb der Werkstatt möglich. So lassen sich etwa die Türen oder die Flanschplatten wieder dem passenden Projekt oder Auftrag zuordnen, nachdem die Löcher und Ausbrüche auf dem Bearbeitungszentrum eingebracht wurden. Die bisher üblichen Aufkleber, auf denen handschriftlich Projekt-Bezeichnungen geschrieben wurden, sind dadurch überflüssig. Um die Türen nach der Bearbeitung einzubauen, ist kein Werkzeug mehr notwendig. Dies gilt auch für die werkzeuglose Montage der Vorreiber Verschlüsse.

Die Erdung von Montageplatte und Tür ist beim neuen Kompaktschaltschrank verbessert. So kann die Erdung an der Montageplatte von der Vorderseite aus auch nachträglich festgeschraubt werden. Ebenfalls neu sind die Wandbefestigungshalter, die sich jetzt ganz einfach – nicht wie bisher von innen – von außen am Gehäuse befestigen lassen. Dadurch können diese angebracht werden, auch wenn schon Komponenten im Kompaktschaltschrank bzw. im Kleingehäuse eingebaut sind. Außerdem bleibt jetzt die Schutzart des Gehäuses erhalten, wenn die Wandbefestigungshalter montiert werden.

Diese und viele weitere Details machen die Arbeit in der Werkstatt deutlich einfacher. Im Ergebnis profitiert der Anwender von einem Zeitgewinn und der damit verbundenen Senkung der Kosten.

Höhere Flexibilität durch Systemtechnik

Die AX-Kompaktschaltschränke bieten – jetzt erstmalig als Systemschränke – dem Anwender eine neue Flexibilität für den Innenausbau. So sind die Flanschplatten, durch die Leitungen im Boden des Kompaktschaltschranks geführt werden, jetzt deutlich größer. In Abhängigkeit vom jeweiligen Modell ist durchschnittlich 35 % mehr Platz gegenüber der Vorgängerlösung vorhanden. Heute ist es häufig so, dass die zur Kabeleinführung erforderlichen Öffnungen nicht alle auf der Flanschplatte Platz haben. Die Folge ist, dass zwei Teile, Flanschplatte und Gehäuse bearbeitet werden müssen. Bei den neuen, größeren Flanschplatten kann in den meisten Fällen die Bearbeitung der Gehäuse entfallen. Damit erfüllt der AX eine der wesentlichen Kundenanforderungen.

Weitere Flexibilität bietet eine Nockenprägung in den Seitenwänden, durch die das einfache und präzise Anbringen von Innenausbauschienen einfach möglich wird. Die formschlüssige Montage erhöht dabei die Stabilität und damit die Sicherheit auch bei dynamischen Belastungen. Es lassen sich u.a. Türpositionsschalter, Türarretierungen, Kabelschläuche, Klemmleisten, Schaltschrankleuchten ohne mechanische Bearbeitung der Gehäuse direkt an den Innenausbauschienen befestigen.

Besonderer Mehrwert: Durch den fest definierten Abstand zwischen den Schienen lässt sich das Systemzubehör aus dem VX25 Schaltschrankprogramm verwenden. Dabei sind keinerlei mechanische Bearbeitungen an den Schaltschränken notwendig.

Das Zubehör können Anlagenbauer auch bei den Türlochleisten befestigen. So kann beispielsweise eine Leitungsabfangschiene montiert werden, wenn in der Tür Bedienelemente wie Taster oder Schalter angeschlossen werden sollen. Die neuen Funktionalitäten führen dazu, dass der Platz im Kompaktschaltschrank besser ausgenutzt werden kann. Dazu trägt auch die neu konzipierte Montageplatte bei, die mehr Einbautiefe ermöglicht.

Da keine Bohrungen oder Fräsungen in die Kompaktschaltschränke oder Kleingehäuse eingebracht werden müssen, um das Systemzubehör einzubauen, bleiben die Schutzarten stets erhalten. Dies gilt auch, wenn zum Beispiel Lüfter für die Klimatisierung eingebaut werden oder ein Wandhalter montiert wird.

Auch die UL-Konformität, die für die Inbetriebnahme auf dem nordamerikanischen Markt von entscheidender Bedeutung ist, bleibt unabhängig vom verwendeten Zubehör erhalten.

Kompaktschaltschränke und Kleingehäuse:vielfältige Lösungen für jede Anforderung

Mit den neuen AX-Kompaktschaltschränken und KX-Kleingehäusen steht für jede Aufgabe die passende Ausführung zur Verfügung. Wenn nur wenige Komponenten untergebracht werden müssen, eignen sich die KX-Kleingehäuse ab einer Größe von 150 x 150 x 80 mm. Je nach Anzahl und Größe der Komponenten sind die verschiedensten Abmessungen sowohl in der KX- als auch der AX-Serie erhältlich.

Die AX-Kompaktschaltschränke sind mit Tiefen von 210 bis 400 mm und mit einer maximalen Größe bis zu 1.000 x 1.400 mm lieferbar. Insgesamt gibt es den neuen AX in etwa 40 verschiedenen Abmessungen. Die meisten Modelle gibt es sowohl in lackiertem Stahlblech als auch in Edelstahl-Versionen. Der Anwender kann also flexibel das zu seinen Anforderungen passende Gehäuse auswählen.

„Vom Kunden zum Kunden“

Die Fertigung der Kompaktschaltschränke AX und der Kleingehäuse KX findet in dem neu errichteten Werk in Haiger statt. Dieses weltweit modernste Produktionswerk für Kompaktgehäuse setzt durchgängig auf Industrie-4.0-Konzepte und auf hochautomatisierte Prozesse, um eine ständige Verfügbarkeit der Produkte sicherzustellen. Zusammen mit dem in direkter Nachbarschaft gelegenen Global Distribution Center (GDC) kann Rittal nun die voll automatisierte Prozesskette „Vom Kunden zum Kunden“ schließen. Das neue Werk ist ein wichtiges Element in dieser voll automatisierten Prozesskette und bietet den Kunden einen großen Mehrwert: So erhalten sie etwa die neuen Produkte ab Lager in der Regel innerhalb von 24 Stunden in Europa.

Mit der Neuentwicklung der Kompaktschaltschränke und Kleingehäuse denkt Rittal wieder einen Schritt voraus und trägt den veränderten Anforderungen der Branche durch die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung Rechnung. Anlagenbauer, die von die vielen Verbesserungen profitieren, eröffnen sich dadurch neue Perspektiven auf Wertschöpfung.

Hannover Messe: Halle 11, Stand E06

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Mehr Infos: Technologietag Leiterplatte & Baugruppe

* Matthias Müller, Leiter Produktmanagement Schaltschränke und Hans-Robert Koch, Leiter Produktkommunikation, beide Rittal

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