Hannover Messe 2019 Siemens integriert Künstliche Intelligenz in CAD-Software NX

Redakteur: Ute Drescher

Mit Artificial Intelligence und Edge Computing bis hin zu neuen Produkten für die Fabrik- und Prozessautomatisierung zeigt Siemens auf der Hannover Messe 2019, wie sich Zukunftstechnologien branchenspezifisch umsetzen lassen. Eine neue Version von NX ist nicht das einzige Highlight.

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Mit der Weiterentwicklung des Portfolios wolle man den Kunden zu noch mehr Wettbewerbsvorteilen in ihrer Industrie verhelfen, sagt Jan Mrosik, CEO der Digital Factory Division.
Mit der Weiterentwicklung des Portfolios wolle man den Kunden zu noch mehr Wettbewerbsvorteilen in ihrer Industrie verhelfen, sagt Jan Mrosik, CEO der Digital Factory Division.
(Bild: www.siemens.com/press)

Siemens kommt mit einer neuen Version der Software NX nach Hannover: Das CAD-Tool integriert jetzt Machine-Learning(ML)- und Artificial-Intelligence(AI)-Funktionen. Damit kann die Software anstehende Arbeitsschritte vorhersagen und die Benutzeroberfläche vorausschauend aktualisieren. Die Funktionen sollen Konstrukteure und Entwickler dabei unterstützen, die Software noch effizienter einzusetzen und die Produktivität zu erhöhen.

Die Möglichkeit, die Benutzeroberfläche automatisch an Bedürfnisse verschiedener Anwendertypen in unterschiedlichen Abteilungen anzupassen, führt auch zu einer höheren Akzeptanz. Das resultiert schließlich in einem qualitativ hochwertigeren, computergestützten Technologiesystem (CAx-System) und in der Abbildung eines noch stabileren digitalen Zwillings.

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Je komplexer die Anwendung, desto schwieriger zu beherrschen

„Bei CAD-Anwendungen gab es immer einen Kompromiss zwischen Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit. Je umfangreicher die Anwendungen werden, desto schwieriger ist es, sie zu nutzen und zu beherrschen“, erklärt Chad Jackson, Chief Analyst bei Lifecycle Insights. „Die anpassungsfähige Benutzeroberfläche in NX umgeht dieses Problem. Sie führt Laien und geübte Benutzer zur richtigen Zeit an die richtige Funktion. Davon werden viele Anwender profitieren.“

Siemens erweitert die digitale Plattform kontinuierlich, damit Kunden einen umfassenden digitalen Zwilling aus dem Produkt, der Produktionsumgebung und der Leistung des Produkts erstellen können. Die Integration von ML und KI in die NX-Software bringt Vorteile bei Geschwindigkeit, Leistung, Effizienz und Intelligenz durch Lernen, ohne dass diese Eigenschaften explizit programmiert werden müssen. Das führt unter anderem zur Verbesserung des Konstruktionsprozesses, mit dem Konstrukteure ihr Produktangebot optimieren und die Markteinführungszeit verkürzen können. Das NX Command Prediction Modul ist die erste Markteinführung der adaptiven Benutzeroberflächenarchitektur von NX (kurz UI), die lernfähig ist und die Grundlage für zusätzliche ML-orientierte UI-Lösungen bildet.

Anwendertreff MaschinenkonstruktionAngesichts zunehmender Digitalisierung und Vernetzung von Maschinen und Anlagen stellt sich die Frage, ob die klassischen Technologien im Zeitalter von Industrie 4.0 noch zeitgemäß sind und wo sich neue Maschinenkonzepte anbieten. Antworten und Entscheidungshilfen für die Auswahl der jeweils am besten geeigneten Methoden und Komponenten bietet der Anwendertreff Maschinenkonstruktion.
Mehr Informationen: Anwendertreff Maschinenkonstruktion

Oberfläche arbeitet jetzt dynamisch

„Umfangreiche Forschungen auf dem Gebiet der Mensch-Computer-Interaktion haben zu einer exzellenten statischen Oberfläche geführt. Es fehlt allerdings immer noch eine perfekt zugeschnittene dynamische Oberfläche, die sich für alle Benutzer eignet“, erklärt Bob Haubrock, Senior Vice President, Product Engineering Software bei Siemens PLM Software. „Die neueste Version von NX verwendet maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz, um Aktionen des Anwenders und seine Arbeitsergebnisse auszuwerten. So können wir dynamisch bestimmen, wie wir die richtigen NX-Befehle bedienen oder die Benutzeroberfläche modifizieren können, um einzelne Anwender produktiver zu machen“.

Außerdem stellt Siemens mit dem Modul „Electrical Design“ eine eigene E-CAD Funktionalität für das mechatronische Engineering von Maschinen und Produktionslinien vor.

Weiterdenken als Motto

Unter dem Motto „Digital Enterprise – Thinking industry further!“ will Siemens auf der Hannover Messe 2019 mit zwei Highlight-Showcases die branchenspezifische Umsetzung des Digital Enterprise und den Einsatz von Zukunftstechnologien zeigen: In der Chemieindustrie wird damit in einer komplett virtuell abgebildeten Greenfield-Anlage mit Labor-, Automatisierungs- und Steuerungstechnologie eine nachhaltige und ökologische Produktion von Polyamiden aus Biomasse ermöglicht. Und am Beispiel der Automobilindustrie zeigt das Unternehmen die Nutzung von Digitalem Zwilling, additiver Fertigung, innovativer Robotik und autonomen Fahrzeugen für eine flexible und effiziente Elektroauto- und Batterieproduktion.

Edge- und Cloud-Computing helfen bei der Datenanlyse

Mit der Weiterentwicklung des Portfolios wolle man den Kunden zu noch mehr Wettbewerbsvorteilen in ihrer Industrie verhelfen, sagt Jan Mrosik, CEO der Digital Factory Division. „Dazu gehören auch moderne Datenanalyseverfahren durch Edge- oder Cloud-Computing“, sagt Mrosik. Mit Mendix hat Siemens einen Low-Code-App-Entwickler an Bord, mit dessen Plattform und den dazugehörigen Tools und Services Anwender ihre Apps bis zu zehnmal schneller erstellen können.

Nutzer sollen zudem vom wachsenden Ökosystem rund um das offene, cloudbasierte IoT-Betriebssystem Mindsphere profitieren. So sind mittlerweile rund 90 Mitglieder in mehreren, unabhängigen Mindsphere-World-Nutzerorganisationen in Europa (Deutschland, Italien) und Südostasien (Singapur) organisiert.

Intelligente Automatisierungskonzepte als Basis für die Digitalisierung

Für die Automatisierung bildet TIA bei Siemens die Basis der Digitalisierung. In dieses Ökosystem integriert Siemens jetzt neue Technologien wie Edge Computing und Artificial Intelligence. „Die Kombination mit unseren heutigen Software-Umgebungen ermöglicht eine völlig neue Nutzung von Produktionsdaten und bringt dadurch eine erhebliche Produktivitätssteigerung“, kündigt Ralf-Michael Franke an, CEO der Factory Automation Business Unit.

In Hannover zeigt Siemens einen Anwendungsfall, der bereits im Siemens-Werk Amberg Anwendung findet. Bei der Produktion von Simatic-Produkten hat die Einbindung von Edge Computing, Artificial Intelligence und Mindsphere bei der Qualitätsprüfung von Leiterplatten durch Röntgengeräte ihre Vorteile gezeigt: Dadurch konnte die Anzahl erforderlicher Endkontrollen deutlich gesenkt werden. Zu den Produktneuheiten gehört außerdem eine neue Generation High-End-Industrie PCs mit Intel-Prozessoren der 8. Generation.

Zudem wird ein innovatives Antriebs- und Steuerungskonzept vorgestellt, bei dem Siemens und Festo das Multi-Carrier-System in das Bosch Rexroth Transfersystem integrieren. Mit diesem lassen sich Fertigungsprozesse, etwa in der Batteriefertigung, flexibler und effizienter gestalten.

Lösungen für Digitalisierung im Maschinenbau

Die Spanne der Möglichkeiten, die Siemens im Rahmen seines Digital-Enterprise-Portfolios präsentiert, ist groß. „Sie reicht von echtzeitbasierten Edge-Computing-Applikationen zur Datenanalyse und Performance-Steigerung von komplexen Werkzeugmaschinen bis hin zur umfassenden Digitalisierung ganzer Fertigungslinien und Fabriken“, sagt Wolfgang Heuring, CEO der Motion Control Business Unit. Siemens wird auf der Messe eine Reihe neuer Software-Lösungen für Cloud- und Edge-Computing zur Datenanalyse, Machine Learning und Performancesteigerung von Werkzeugmaschinen vorstellen. Ebenso wird der durchgängige Einsatz von Software und Steuerungstechnik für die Additive Fertigung in Kombination mit Werkzeugmaschinen und moderner Robotik präsentiert.

Auch in der Antriebstechnik spielt Digitalisierung eine zentrale Rolle. Mit dem IoT-Digitalisierungsangebot Sidrive IQ präsentiert Siemens Apps und Services zur Optimierung von Antrieben durch die Anbindung an Mindsphere. Weitere Highlights werden die Produktfamilie G120X für die Wasser-/Abwasser- sowie Pumpen- und Lüfterindustrie sowie das neue Servoantriebssystem für den Schutzkleinspannungsbereich Simatic Micro-Drive sein.

Hannover Messe 2019: Halle 9, Stand D35

SEMINARTIPP Mit dem Online-Kurs „Machine Learning – wie lernt die Maschine?“ tauchen Sie tiefer in die Methodik ein. Professor van der Smagt – Leiter Artificial Intelligence bei Volkswagen – erläutert Teilnehmern in zwei Stunden die wichtigsten Konzepte des Machine Learnings konzentriert und verdichtet.
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