DIN EN 61000-6-5 (2016) Neue EMV-Anforderungen im Energiesektor

Autor / Redakteur: Matthias Wirth* / Ines Stotz

Bezüglich EMV-Anforderungen in der Energieerzeugung erschien 2015 die neue IEC 61000-6-5, 2016 auch die entsprechende DIN EN-Norm. Hersteller von Geräten und Komponenten für Kraftwerk und Schaltanlagen müssen sich intensiv mit den hohen Anforderungen auseinandersetzen, um diese bereits in der Entwicklung berücksichtigen zu können.

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EMV im Energiesektor: Anforderungen für einen reibungslosen Anlagenbetrieb sind einzuhalten; konstruktive EMV-Schutzmaßnahmen lassen sich aber auf den wirklich benötigten technischen Aufwand reduzieren.
EMV im Energiesektor: Anforderungen für einen reibungslosen Anlagenbetrieb sind einzuhalten; konstruktive EMV-Schutzmaßnahmen lassen sich aber auf den wirklich benötigten technischen Aufwand reduzieren.
(Bild: Phoenix Testlab)

Die Kraftwerks- und Schaltanlagenumgebung stellt eine besondere Herausforderung an die Störfestigkeit der eingesetzten Geräte und Komponenten dar. Der Anwendungsbereich der DIN EN 61000-6-5 umfasst alle Geräte, die nicht direkt mit der Energieerzeugung bzw. -verteilung zu tun haben, sondern vorrangig der Steuerung, Überwachung, Messung und Kommunikation usw. dienen. Auch Geräte mit einer Funkschnittstelle fallen unter diese Norm, wenn sie im Kraftwerksbereich eingesetzt werden. Hohe Ströme und Spannungen sowie Schalthandlungen in Hoch- und Mittelspannungsanlagen, führen zu einer elektromagnetischen Umgebung mit verschärften Anforderungen als die übliche Industrieumgebung. Die DIN EN 61000-6-5 sorgt durch höhere Prüfpegel, spezielle EMV-Prüfungen und eine detaillierte Einordnung des Prüflingsverhaltens, für einen zuverlässigen Betrieb von Geräten in diesem speziellen Umfeld. Hersteller von Geräten und Komponenten für diese sensitive Betriebsumgebung müssen sich intensiv mit den Anforderungen auseinandersetzen, um die hohen Anforderungen bereits in der Entwicklung berücksichtigen zu können.

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Neue Norm Einteilung in 4 Zonen

Nicht alle Bereiche in einem Kraftwerk oder in einer Energieverteilung sind dem gleichen elektromagnetischen Störniveau ausgesetzt. Die Spanne reicht hier von den elektromagnetisch „sauberen“ geschützten Kontrollräumen bis hin zu extremen Störungen in unmittelbarer Nähe der Hochspannungsschalter im Außenbereich. Die DIN EN 61000-6-5 macht daher eine Einteilung in Zonen mit entsprechend angepassten Prüfungen und Prüfpegeln.

Einteilung von Bereichen in Einrichtungen der Energieerzeugung und -Verteilung.
Einteilung von Bereichen in Einrichtungen der Energieerzeugung und -Verteilung.
(Bild: DIN EN 61000-6-5)

Neben der Einteilung in vier Zonen erfolgt auch eine Eingruppierung der angeschlossenen Leitungen, die innerhalb einer Zone verlaufen können oder Zonengrenzen überschreiten. Die Prüfanforderungen werden gemäß der Eingruppierung der Leitungen festgelegt. Für Leitungen der Kategorie 1, die innerhalb des geschützten Bereichs liegen, sind keine Prüfungen vorgesehen. Für die Prüfung gegen gedämpft schwingende Wellen, die typischerweise durch Hochspannungsschalter verursacht werden, sind beispielsweise Signalleitungen der Kategorie 2 nicht zu prüfen, Leitungen der Kategorie 3 werden mit 1,0 kV und Leitungen der Kategorie 4 mit 2,5 kV geprüft.

Der Hersteller muss sich daher sehr gut überlegen, in welchem Bereich sein Gerät/Komponente nachher eingesetzt werden soll, denn davon hängen der Prüfumfang und die Auswahl der Prüfschärfegrade ab. Angaben zum möglichen Einsatzbereich müssen in den Begleitunterlagen zum Gerät/zu der Komponente enthalten sein.

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