Branchentag Schiff & See Schiffbau nimmt Industrie 4.0 an Bord
Integration und Digitalisierung lassen auch den Schiffbau nicht kalt. Vor allem weil bei europäischen Werften die Unikatfertigung im Trend liegt. Mehr Kontrolle, weniger Fehler, Effizienzgewinne und ein schonenderer Umgang mit Ressourcen treibt die Maritime Industrie um. Somit ist Industrie 4.0 ein willkommener Gast an Bord. Wie die Chancen von Industrie 4.0 am besten genutzt werden, erklärten Branchenexperten anlässlich des sechsten Rittal Branchentags „Schiff & See“.
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Der Schiffbau ist auf Industrie 4.0 gekommen. Die Chancen für die Branche liegen laut den Referenten des Branchentags „Schiff & See“ auf der Hand. Am 11. Juni informierten die Experten in Hamburg Unternehmen darüber, wie sie am besten diese neuen Chancen des Schiffbaus 4.0 nutzen. elektrotechnik hat für Sie die wichtigsten Statements des Tages zusammengefasst:
„Die stärkere Integration und Digitalisierung, getrieben von Industrie 4.0, ist ein unausweichlicher Prozess auch für unsere Branche“, sagte Alexandra Dreyer von der VDMA-Arbeitsgemeinschaft Marine Equipment and Systems. Die intelligente und vernetzte Produktion sei dabei der Schlüssel für neue, erfolgreiche Geschäftsmodelle. Welche Möglichkeiten Visual Computing dem Schiffbau 4.0 bietet, erläuterte Prof. Dr.-Ing. Uwe Freiherr von Lukas vom Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD: „Der Mensch wird keineswegs überflüssig, aber angesichts veränderter Anforderungen müssen Unternehmen flexibel reagieren können. Für den Schiffbau 4.0 gelingt das durch die optimale Einbindung des Menschen in die digitalisierte Produktion – aber insbesondere auch mit einer durchgängigen Datenbasis.“ Die Grundlage dafür seien offene Formate und Schnittstellen: „Daher ist es wichtig, sich hier auf Standards zu verständigen“, betonte von Lukas. Wer in die Datenbasis für Industrie 4.0 investiere, erschließe sich zusätzliche Chancen für digitale Wertschöpfung im Lebenszyklus eines Schiffs.
Wer in Industrie 4.0 investiert, investiert in neue Geschäftsmodelle
Peter Behrens, Fachbereichsleiter für Standard und Technologie bei der Meyer Werft in Papenburg, nahm die Zuhörer mit in den Entstehungsprozess eines Kreuzfahrtschiffes. „Der modulare Bau erfolgt mit rund 70 Blöcken. Bis diese zusammengesetzt sind und der Rohbau des Schiffes steht, vergeht rund ein Jahr“, erklärte Behrens. Standardisierung sei dabei extrem wichtig, denn sie bedeute Kostenersparnis, Reduktion der Materialvielfalt, korrekten Einbau und richtigen Einsatzbereich, Produktivitäts- und Qualitätssteigerung und Unterstützung kontinuierlicher Verbesserungsprozesse. Als einen Grund für mehr Standardisierung führte Behrens den hohen Anteil von rund 75 Prozent an Material und Dienstleistungen an, den Partnerfirmen beim Schiffbau stellen. „Was sich durchgesetzt hat, überführen wir in Standards“, resümierte Behrens und erklärte dies konkret an der Standardisierung eines Gehäuses von Rittal.
Auf Elektrotechnik im Schiffbau hat sich die Sitte Unternehmensgruppe spezialisiert: „Wir führen elektrische Installationen und Montagearbeiten für eine Vielzahl von Schiffstypen durch - inklusive Bauleitung und Qualitätsprüfung sowie das Erstellen von Konstruktionen und technische Zeichnungen“, schilderte Susanne Ziesecke. „Dabei wollen wir technische Dienstleistungspakete in zukünftige Schiffbauprozesse installieren.“ Um Schiffbau 4.0 voranzubringen, seien Prozessoptimierung, Standardisierung, digitale Vernetzung, optimierte Informationsflüsse sowie intelligentes Material- und Schnittstellenmanagement unerlässlich.
Über Datenverfügbarkeit vom Basic Engineering bis zum Betrieb referierte Michael Plähn, Consultant bei Eplan. „Auf der Werft kommen viele Firmen und Lastenhefte zusammen. Sie wird quasi zum Datensammler“, skizzierte Plähn die Situation im Schiffbau. „Medienbrüche führen zu Informationsverlust, die Verzögerungen nach sich ziehen.“ Mit einer Basic Engineering Plattform sei es möglich, sämtliche Daten in einem System zu pflegen, auf das alle zugreifen könnten – zur Optimierung des Schiffbaus.
„Dauerbrenner sind die Schnittstellen“
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