Drei Experten über die SPS IPC Drives 2018 Nachgefragt: Was die smarte und digitale Automation in Zukunft bewegt

Autor Sariana Kunze |

Automation und IT wachsen immer mehr zusammen, das wird auf SPS IPC Drives 2018 schon durch eine neue Belegung in Halle 5 und 6 deutlich. Auch die Aussteller beschäftigen sich intensiv mit der smarten und digitalen Automation. Wir haben bei drei Experten nachgefragt, welche Themen und Trends auf der Fachmesse für sie wichtig sind und was sie an Neuigkeiten im Gepäck haben.

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Die smarte und digitale Automation ist auf dem Vormarsch. Auf der SPS IPC Drives 2018 wird sichtbar, welche Trends und Ansätze sich durchsetzen werden.
Die smarte und digitale Automation ist auf dem Vormarsch. Auf der SPS IPC Drives 2018 wird sichtbar, welche Trends und Ansätze sich durchsetzen werden.
(Bild: ©photon_photo - stock.adobe.com)

Für die kommende SPS IPC Drives, die vom 27. bis 29. November in Nürnberg stattfindet, erwarten die Veranstalter etwa 1.700 Automatisierungsanbieter, die Produkte, Lösungen und neue Technologien vorstellen. Erneut sind die Themen Industrie 4.0 und Digitalisierung Schwerpunkte der Messe, auf der auch Sonderschauflächen und Vorträge auf den Messeforen stattfinden. Wir haben bei drei Experten und Ausstellern aus unterschiedlichen Bereichen nachgefragt, welche Trends und Schwerpunkte sie sehen:

  • Winfried Hils, Senior Vice President Advanced Development, Zimmer Group
  • Harald Preiml, Vorstand, Heitec
  • Dr. Andreas Gössling, Principal Technology Consultant, Hilscher Gesellschaft für Systemautomation

elektrotechnik AUTOMATISIERUNG: Die SPS IPC Drives rückt die smarte und digitale Automation in den Fokus. Welche Themen sind für Sie in diesem Jahr auf der Fachmesse in Nürnberg die wichtigsten? Und: Welche werden den Markt voraussichtlich auch in Zukunft bewegen?

„Ein IO-Link-Greifer kommuniziert via OPC UA erstmals mit einer übergeordneten OPC-UA-Zellensteuerung“, beschreibt Winfried Hils, Senior Vice President Advanced Development, Zimmer Group.
„Ein IO-Link-Greifer kommuniziert via OPC UA erstmals mit einer übergeordneten OPC-UA-Zellensteuerung“, beschreibt Winfried Hils, Senior Vice President Advanced Development, Zimmer Group.
(Bild: Zimmer)

Winfried Hils: Als einer der weltweit führenden Hersteller von Automatisierungs-, Maschinen- und Möbeldämpfungskomponenten stehen auch für die Zimmer Group Themen rund um die Digitalisierung bzw. IIoT (Industrial Internet of Things) auf der SPS IPC Drives im Vordergrund. Besonders in der Handhabungstechnik – neben der Dämpfungs- und Lineartechnik einer unserer wichtigsten Technologiebereiche – spielen Industrie 4.0-Anwendungen eine immer größer werdende Rolle. Diese werden auch in Zukunft nicht an Relevanz verlieren. Die Zimmer Group hat dieses Jahr übrigens einen großen Schritt seiner Industrie-4.0-Netzwerkvision vorgestellt: Erstmals kommuniziert ein Zimmer Group IO-Link-Greifer via OPC UA mit der übergeordneten OPC-UA-Zellensteuerung. Durch unsere enge Zusammenarbeit mit Roboter-Herstellern, Anlagenbauern und Großkunden entstehen immer wieder neue Lösungen und Standards. Neben IT-Schnittstellen und Sensorik gilt dies besonders für die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK). MRK-fähige Robotermodelle bzw. Cobots, ein weiterer großer Trend der Automation, halten immer mehr Einzug in die Industrie. Das zeigte sich nicht zuletzt auf der diesjährigen Hannover Messe mit ihrem Leitthema Integrated Industry „Connect & Collaborate“. Die Zimmer Group ist hier einer der maßgebenden Hersteller von Komponenten für die Mensch-Roboter-Kollaboration. Mit einem umfangreichen Systembaukasten stellen wir eine breite Auswahl an Greifern und Handhabungskomponenten für Roboter aller Hersteller zur Verfügung. Die Komponenten sind nicht nur einfach zu installieren, zu parametrieren und zu bedienen, sondern stellen auch umfassende Diagnosemöglichkeiten bereit und ermöglichen eine vorbeugende Wartung.

„Noch vor zwei Jahren war ein zögerndes Verhalten bezüglich des Digitalen Zwillings zu erkennen“, erklärt Harald Preiml, Vorstand, Heitec
„Noch vor zwei Jahren war ein zögerndes Verhalten bezüglich des Digitalen Zwillings zu erkennen“, erklärt Harald Preiml, Vorstand, Heitec
(Bild: Roland Hensel)

Harald Preiml: Wir sehen, dass das Thema Digitalisierung die vertikale und horizontale Integration leichter möglich macht. Durch eine offenere Gesprächskultur werden IT-Barrieren in den Unternehmen überwunden. Gleichzeitig rücken auch ERP-Systeme wie SAP noch näher an die Automatisierungstechnik heran. MES-Funktionen können durch SAP abgelöst bzw. ergänzt werden und mobiles Monitoring wird durch die vorhandenen Technologien überall und jederzeit in „Echtzeit“ wirtschaftlich möglich. Die dadurch entstehende höhere Transparenz und besseren Entscheidungshilfen, unter Umständen auch durch cloudbasierte intelligente Algorithmen, verbessern die Wirtschaftlichkeit und die Qualität der Produktion. Ein weiterer wichtiger Punkt sind serviceunterstützende Assistenzsysteme, die sich noch stärker als bisher etablieren werden. Dabei ist nicht mehr der Techniker vor Ort entscheidend, sondern Informationen und Wissen müssen vor Ort sein, um Probleme oder Aufgaben zu lösen. Dies trifft sowohl auf das Edge-Computing – also die Analyse direkt im maschinennahen Raum (Machine Learning) – zu als auch auf das Cloud-Computing, mit dem Daten überall und jederzeit verfügbar sind. Damit sich beides durchsetzen kann, sind die infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen. Und nicht zuletzt ersetzen Roboter zunehmend klassische Handlingsysteme. Gerade wenn es um Produktvielfalt, flexible Produktion und Investitionssicherheit geht, wird der Einsatz von Robotern immer attraktiver. Dabei treiben die Programmierung von Robotern und deren Inbetriebnahme durch „Nichtentwickler“ das digitale Engineering weiter an.

„Kommunikation wird auch in Zukunft Bewegung im Markt erzeugen“, sagt Dr. Andreas Gössling Principal Technology Consultant, Hilscher Gesellschaft für Systemautomation
„Kommunikation wird auch in Zukunft Bewegung im Markt erzeugen“, sagt Dr. Andreas Gössling Principal Technology Consultant, Hilscher Gesellschaft für Systemautomation
(Bild: Hilscher)

Andreas Gössling: Die Digitalisierung der Produktion ist ein kontinuierlicher Prozess. Die technische Lösbarkeit vieler Digitalisierungsbemühungen konnte die Industrie in den vergangenen drei Jahren nachweisen. Spannend ist für uns auf der diesjährigen SPS IPC Drives, welche Trends und Ansätze sich durchsetzen und tatsächlich in der Breite des Marktes angenommen werden. Bei Hilscher ist dabei natürlich die Kommunikationstechnik ein Fokusthema. Hier entwickeln sich gerade im Umfeld Time Sensitive Networking neue Möglichkeiten für die Fabrikautomatisierung. Besonders an diesem Bereich ist, dass Kommunikation bei allen Digitalisierungsprojekten zum Einsatz kommt. Damit sind für uns alle denkbaren Anwendungsfälle für smarte und digitale Automation von Interesse. Daraus ergibt sich konsequenterweise, dass das Thema Kommunikation auch in Zukunft Bewegung im Markt erzeugen wird, unabhängig davon, welche Anwendungen sich als am attraktivsten herausstellen werden.

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