Nachgefragt: 3 Experten zu Bildverarbeitungs-Trends – Teil 2 Symphonieorchester IBV und Automation

Autor Ines Stotz

Die Bildverarbeitungssysteme entwickeln sich rasant weiter. Bisher meist nur als leistungsfähige Sensoren betrachtet, übernehmen sie – mit stetig steigendem Funktionsumfang – in einer zunehmend vernetzten Fertigungswelt das „Sehen“. Damit sichern sie in immer mehr Anwenderbranchen die Qualität und optimieren Prozesse. Die elektrotechnik-Redaktion hat sich umgehört, wohin das „Auge“ der Industrie 4.0 blickt.

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(Bild: Balluff)

Die industrielle Bildverarbeitung gilt schon viele Jahre als Schlüsseltechnologie in der Automatisierung. Welche Rolle wird sie in der zukünftig stark vernetzten Industrie 4.0-Welt bzw. im „Internet of Things“ einnehmen?

Christian Jeske: Marketing Direktor bei Pyramid Computer
Christian Jeske: Marketing Direktor bei Pyramid Computer
(Bild: Pyramid)

Christian Jeske: Das Internet of Things verbindet bereits heute Milliarden von Endgeräten wie Maschinen, Automaten oder Fahrzeuge miteinander oder auch mit Rechenzentren. In der Industrie 4.0 werden diese aus der Vernetzung gewonnenen Daten dokumentiert, analysiert und weiterverwendet. Die industrielle Bildverarbeitung ist hier bereits heute ein zentrales Einsatzgebiet. Zu den bedeutenden Bereichen zählen unter anderem die Medizin- oder Verkehrstechnik sowie der Maschinenbau. Automatisierte Prozesse sowie Fernwartung werden so gesteuert und kontrolliert und sorgen für eine optimale Auslastung der Maschinen und für eine permanente Qualitätskontrolle. Die Auswertung der Kameradaten in Echtzeit und die Steuerung der Maschinen und Anlagen erfordern leistungsstarke und maßgeschneiderte Lösungen – insbesondere bei den dabei eingesetzten Industrie-PCs, die zuverlässig dafür sorgen, große Bilddaten zu transferieren, zu speichern und zu verarbeiten. Neue Technologien erweitern dabei die Anwendungsfelder für die industrielle und nichtindustrielle Bildverarbeitung kontinuierlich. Pyramid Computer bietet mit seinen Machine-Vision-Systemen der Cam-Cube-Produktfamilie und seinen State-of-the-Art Komponenten eine perfekte Lösung für diese Anwendungen. Der Lösungsansatz Custom of the shelf kurz COTS, ermöglicht dabei eine kundenspezifische Konfiguration, die exakt auf die Applikation ausgelegt ist und diese optimal bedient.

Jürgen Finner: Vertriebsleiter bei Stemmer Imaging
Jürgen Finner: Vertriebsleiter bei Stemmer Imaging
(Bild: Stemmer Imaging)

Jürgen Finner: Die industrielle Bildverarbeitung ist wie keine andere Technologie in der Lage, bestimmte Fehlertypen zu klassifizieren. Diese Fähigkeit ist eine wichtige Voraussetzung für die flexible Fertigung im Sinne von Industrie 4.0, da dieses Konzept ja hohe Anforderungen an sensorische Systeme stellt. Dies folgt auch aus dem Ziel von Industrie 4.0, eine flexible Fertigung kleiner Stückzahlen zu ermöglichen. Immer seltener werden neue Anlagen für die jahrelange Herstellung eines einzigen Produkts in hohen Stückzahlen entwickelt. Die Stückzahlen einzelner Serien nehmen ab, deshalb müssen moderne Produktionsstraßen möglichst flexibel gestaltet werden, um sie schnell und einfach auf andere Produkte umstellen zu können. Das hat direkte Auswirkungen auf die Auswahl der integrierten Bildverarbeitung: Das Auge der Anlage muss Fehler auch bei wechselnden Produkten oder schnelleren Produktionszyklen noch sicher erkennen. Die Zusammenstellung eines Bildverarbeitungssystems wird damit auch zur Gratwanderung zwischen dem technisch Machbaren und dem wirtschaftlich Sinnvollen. Aus diesen Gründen sehe ich die Bildverarbeitungstechnologie mit ihren großen Möglichkeiten als elementaren Bestandteil von Industrie 4.0: Ohne Bildverarbeitung ist dieses Konzept gar nicht realisierbar.

Dr. Stefan Gehlen: Geschäftsführer der VMT Vision Machine Technic IBV-Systeme (Pepperl+Fuchs Gruppe)
Dr. Stefan Gehlen: Geschäftsführer der VMT Vision Machine Technic IBV-Systeme (Pepperl+Fuchs Gruppe)
(Bild: VMT)

Dr. Stefan Gehlen: Ihre Bedeutung wird deutlich wachsen und das in mehrfacher Hinsicht: Zunächst bestehen Bildverarbeitungssysteme aus Kameras, die gleich unseren Augen als mehrdimensionale Sensoren eine Szene erfassen und mit der passenden Intelligenz in Form von Software oder „App“ eine Aufgabe zielgerichtet lösen. Hierbei ist es gleichgültig, ob ein Objekt über ein Label – z.B. mit einem Datamatrixcode oder anhand visueller Merkmale – identifiziert, lokalisiert oder vermessen wird. Diese Wandlungsfähigkeit eines Vision-Sensors ist in der industriellen Sensorik einzigartig. Für moderne Fertigungssysteme wird eine effiziente Kooperation von Mensch und Maschine entscheidend sein. Gerade für die Erkennung und Lokalisation von Objekten, Personen und Anlagen wird die industrielle Bildverarbeitung eine deutlich zunehmende Bedeutung gewinnen und eine Schlüsselrolle im Bereich von Assistenzsystemen und in der Servicerobotik spielen.

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