Bihl+Wiedemann im Interview Mit ASi-5 starten statt warten

Von Ines Stotz |

High-Speed-Zykluszeiten und eine bislang unerreichte Datenbreite machen die neueste Generation des Aktuator-Sensor-Netzwerks AS-Interface – ASi-5 – zum perfekten Zubringer für Industrie 4.0 und das Industrial Internet of Things (IIoT). Zudem ergänzt sich die Technologie ideal mit IO-Link in der Feldebene – wie Bernhard Wiedemann, Geschäftsführer von Bihl+Wiedemann, im Interview mit elektrotechnik AUTOMATISIERUNG bestätigt.

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ASi-5/ASi-3 Felbus Gateways von Bihl+Wiedemann mit und ohne Sicherheitstechnik: aktuell verfügbar in diversen Varianten, u. a. für Profinet, Profisafe über Profinet, Ethernet/IP, CIP Safety über Ethernet/IP, Ethercat, Safety over Ethercat, Sercos und CIP Safety über Sercos.
ASi-5/ASi-3 Felbus Gateways von Bihl+Wiedemann mit und ohne Sicherheitstechnik: aktuell verfügbar in diversen Varianten, u. a. für Profinet, Profisafe über Profinet, Ethernet/IP, CIP Safety über Ethernet/IP, Ethercat, Safety over Ethercat, Sercos und CIP Safety über Sercos.
(Bild: Bihl+Wiedemann)

elektrotechnik: Herr Wiedemann, auf der SPS 2018 wurde das gemeinsam von AS-Interface-Herstellern entwickelte ASi-5 vorgestellt. Haben sich die Erwartungen erfüllt?

Bernhard Wiedemann, Geschäftsführer, Bihl+Wiedemann: „Das fundamental Neue ist, dass der Anwender mit IO-Link über ASi-5 das Beste aus beiden Welten für sich nutzen kann.“
Bernhard Wiedemann, Geschäftsführer, Bihl+Wiedemann: „Das fundamental Neue ist, dass der Anwender mit IO-Link über ASi-5 das Beste aus beiden Welten für sich nutzen kann.“
(Bild: Bihl+Wiedemann)

Bernhard Wiedemann: Die wichtigste Nachricht für Interessierte und Anwender lautet: ASi-5 funktioniert. Das Verdrahtungssystem hat den Sprung vom Prüfstand in die reale Praxis ganz prima gemeistert. Die ersten Erfahrungen haben das Gesamtkonzept und die Leistungsfähigkeit bestätigt. Wir mussten das gemeinsam entwickelte und umgesetzte Setup nur an ganz wenigen Stellschrauben nachjustieren und optimieren.

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Was ist das Besondere an der Kombination aus ASi-5 und IO-Link? Muss der Anwender Kompromisse eingehen?

IO-Link hat sich als Punkt-zu-Punkt-Kommunikation für intelligente Sensoren etabliert. ASi sammelt in mäßig großen Netzwerken beliebiger Topologie, wie sie etwa im Maschinenbau anzutreffen sind, Sensor- und Aktuatordaten bedarfsgerecht in der Fläche ein und überträgt sie dorthin, wo sie gebraucht werden. Das fundamental Neue ist die Kombination beider Stärken: zum einen lassen sich intelligente Sensoren jetzt perfekt einbinden, zum anderen Netzwerke über ASi-5 frei aufbauen, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.

Und wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit aus?

ASi-5 ist auch mit Blick auf die Kostenseite attraktiv. IO-Link Devices müssen nicht mehr aufwendig über Ethernet-basierte IO-Link Master bis in die Maschine verdrahtet und mit teuren Hardware-Komponenten eingesammelt werden, sondern mit minimalem Verdrahtungsaufwand über ein gelbes ASi-Kabel, auf das die ASi-5 Slave / IO-Link Master Module mit den angeschlossenen IO-Link Devices per Durchdringungstechnik aufgesteckt werden. Hinzu kommt unser sehr fein abgestuftes Portfolio: Wir haben 1-, 2-, 4- und in Zukunft auch 8-Port-Varianten der IO-Link Master Module im Programm, die individuell skalierbare Lösungen und eine wirtschaftliche Integration intelligenter Geräte ermöglichen. Und so eine 1-Port-Variante ist vom Gerätepreis her eben deutlich günstiger als ein 8-Port Ethernetmodul.

Wie lässt sich die Einbindung von IO-Link Devices praktisch umsetzen? Was ändert sich für Anwender, die IO-Link bereits nutzen, bei der Anbindung über ASi-5?

Die Integration von IO-Link war bereits bei der Entwicklung von ASi-5 im zentralen Fokus. Bei der Umsetzung haben wir uns an den Datenabbildungen orientiert, die die Anwender etwa aus der Profinet-Welt gewohnt sind. Statt einer möglichen Einstiegshürde durch ein neues Design und / oder eine neue Bedienung bietet ASi-5 daher die bekannte und bewährte Bedienoberfläche bei der Einbindung von IO-Link Devices.

Für die Anwender ändert sich bis auf die ASi-5 Geräte also fast nichts. Besser noch: die ASi-5-Komponenten sind platzsparender als entsprechende Ethernet-Module. Hinzu kommt bei Bihl+Wiedemann die feinere Granularität der Anschlussmodule mit wahlweise einem, zwei oder vier Ports. Auch das hilft, Installationsraum an der Maschine effizient zu nutzen – und natürlich Kosten zu sparen.

Welche Erfahrungen machen Sie mit ASi-5 in Projekten und Feldtests?

Tatsache ist, dass wir auf großes Interesse stoßen, was angesichts der eben geschilderten Vorteile ja auch nicht verwundert. Die Logistikbranche beispielsweise, die ja schon durch die Ausrüstung von Förderanlagen, Hochregallagern oder Kommissionierzonen in Distributionszentren eine große Affinität zu AS-Interface besitzt, sieht in ASi-5 neue Chancen und Verbesserungspotenziale.

Ein Beispiel dafür ist etwa die Integration von Scannern, die aufgrund der hohen Datenbreite und der kurzen Zykluszeiten von ASi-5 jetzt technisch sinnvoll möglich ist. Die vorhandene ASi-3 Infrastruktur jetzt mit ASi-5 zu ergänzen, bedeutet, neue Leistungspotenziale zu erschließen. Und dies mit vergleichsweise geringem Arbeits- und Kostenaufwand, denn man braucht für das Upgrade ja nur ein neues ASi-5/ASi-3 Feldbus Gateway und neue ASi-5 Module, die in die vorhandene Topologie integrierbar sind.

Unsere Softwareprogramme Asimon 360 und ASi Control Tools 360 berücksichtigen in ihrer aktuellen Version – Updates stehen wie üblich kostenfrei zur Verfügung – die Möglichkeit, auch IO-Link Devices so einfach wie ganz normale ASi Slaves in das AS-Interface Netz einzubinden.

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Haben sich schon Applikationen beziehungsweise Vorreiter herauskristallisiert, die das Potenzial schon voll nutzen?

Die Intralogistik, von der wir eben bereits gesprochen haben, ist da sicherlich aktuell in der Vorreiterrolle – einfach, weil das Thema E-Commerce die Leistungsfähigkeit von Logistikanlagen extrem befeuert. Aber auch in anderen Branchen besteht das Interesse, die Chancen zu nutzen, die sich mit der neuen Technologie bieten. Die punktuelle Optimierung von Prozessen oder Maschinen mit ASi-5 und intelligenten Sensoren findet bereits statt.

Woraus resultiert das Vertrauen, das Ihre Kunden ASi-5 entgegenbringen? Und was raten Sie denen, die sich mit der neuen Technologie beschäftigen wollen?

Etwas zu kennen ist für das Entstehen von Vertrauen ein entscheidender Faktor. Unsere Kunden kennen uns seit vielen Jahren als Anbieter applikationsgerechter und wirtschaftlicher Lösungen. Sie kennen unser Commitment zu AS-Interface, unsere Produkte und Services rund um das Verdrahtungssystem. Und sie wissen, dass das bei Bihl+Wiedemann im Gegensatz zu vielen unserer Marktbegleiter Kerngeschäft ist, in dem wir unsere Kernkompetenzen bündeln.

Dass wir heute allerdings vom Start weg ein praxistaugliches und performantes System anbieten können, ist der Verdienst der gesamten ASi-5 Entwicklungsgruppe, die sich bei der Konzeption und Umsetzung des neuen Standards viel Mühe gegeben und sorgfältig gearbeitet hat. Eine klare Vorgabe an ASi-5 war: Nichts, was mit ASi-3 vorher funktioniert hat, durfte mit ASi-5 schlechter werden. Diese Sorgfalt hat bewusst zusätzliche Schleifen im Entwicklungsprozess und damit auch Time to Market gekostet, aber alle Partner sind sich auch jetzt noch einig, dass dies der richtige Weg war. Das Vertrauen, das wir für ASi-5 wahrnehmen, bestätigt dies.

Wer sich mit dem Gedanken beschäftigt, ASi-5 einzusetzen, geht – wenn überhaupt – ein kalkulierbares Risiko ein. Wir laden Interessenten ein, ASi-5 mit uns gemeinsam in einem überschaubaren, beherrschbaren Erstprojekt auszuprobieren, Erfahrung zu sammeln und sich von den Vorteilen zu überzeugen. Die Zeit für ASi-5 ist jedenfalls reif, und einige Lösungen sind bereits vorhanden oder kurzfristig umsetzbar.

Die ASi-5 Spezifikation ist inzwischen für alle Mitglieder von AS-International verfügbar. Was bedeutet das für Sie als Anbieter und was für die Kunden?

Für die Kunden ist das großartig, weil sich damit die Palette der ASi-5 Geräte stark erweitert, insbesondere auch um integrierte Produkte, die die Entwicklungspartner gar nicht im Portfolio haben. Die echte Offenheit und die Vielfalt der Hersteller ist ja das, was AS-Interface schon immer ausgezeichnet hat. So soll es natürlich weitergehen.

Für uns als Hersteller ist positiv, dass sich durch weitere Anbieter und Produkte der ASi Gesamtmarkt vergrößert. Denn je mehr passende Geräte es von verschiedenen Herstellern gibt, desto mehr steigt die Attraktivität, Applikationen zukünftig auch mit ASi-5 zu lösen. Und das nutzt dann wieder allen, weil der Bedarf an den Komponenten steigt. Schon dadurch kann ASi-5 enorm an Bedeutung gewinnen.

Was passiert perspektivisch mit ASi-3, wenn ASi-5 vieles mehr und besser kann?

Ich gehe von einer dauerhaften Koexistenz von ASi-3 und ASi-5 aus, weil es viele einfache, zeit- und datenunkritische ASi Slaves gibt, für die ASi-3 technologisch völlig ausreicht und kostengünstiger ist. Gleichzeitig sollten die Kunden aber die Vorteile von ASi-5 kennen, um bestimmte Punkte einer Maschine, in denen beispielsweise intelligente Sensoren zum Einsatz kommen, mit der bestmöglichen Performance ausstatten zu können.

Wo steht ASi-5 in fünf Jahren?

Gute Frage. Ich gehe davon aus, dass ASi-5 sich dann als ‚das‘ Zubringersystem zu Ethernet-basierten Feldbussen etabliert hat und noch viel länger den Stand der Technik markieren wird, ohne von künftigen Automatisierungssystemen an Leistungsgrenzen gebracht zu werden.

Buchtipp

Ohne eine herstellerunabhängige Vernetzung von Geräten und Anlagen ist Industrie 4.0 nicht umsetzbar. OPC UA ist genau dafür konzipiert – doch der Einstieg ist nicht immer einfach. Das Fachbuch Praxishandbuch OPC UA hilft weiter.

Es wird zudem eine Vielzahl an Spezialmodulen für unterschiedliche Applikationen geben. OPC UA als Cloud-Schnittstelle wird mehr noch als heute von Herstellern und Betreibern verwendet werden, um die Nutzung von Maschinen und die Prozesse in Anlagen genauer zu analysieren. Es werden sehr viel mehr und detailliertere Erkenntnisse vorliegen, die sowohl neue Optimierungsmöglichkeiten als auch neue Geschäftsmodelle eröffnen. Deshalb sind wir von Bihl+Wiedemann von Anfang an mit Überzeugung in den Markt gestartet und werden auch in Zukunft mit unserem ASi-5 Portfolio die passenden Kommunikationskanäle anbieten.

Auf virtuellen Wegen gegen die Corona-Krise

Angesichts der jüngsten Entwicklungen rund um das Coronavirus werden reihenweise Veranstaltungen abgesagt oder verschoben. Digitalen Plattformen, die diese Entwicklung kompensieren können, kann die Zukunft gehören. Die Vogel Communications Group präsentiert mit „Industrial Generation Network“ eine Lösung für Professionals in der Industrie. Die Plattform ermöglicht als digitale Ergänzung eine umfassende Vernetzung: Digitale Begegnung und Kontaktanbahnung sowie Produktpräsentation und thematischer Austausch stehen im Zentrum. Tools wie Terminvereinbarung und Videokonferenzen ermöglichen es Professionals, sich zu vernetzen, Termine zu vereinbaren und nah an der jeweiligen Branche zu recherchieren. Damit ersetzt die Plattform die aktuell stark eingeschränkte Face-to-Face-Kommunikation vor allem auf Messen.

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