Elektromobilität Rennen um das Ladesystem der Zukunft

Redakteur: Ines Stotz |

Ein Studententeam aus den Niederlanden will beweisen, dass ein Elektrorennwagen das 24-Stunden-Rennen in Le Mans erfolgreich bestreiten kann. Der Bolide wird neue Ladetechnik an Bord haben – und Kabel von Lapp.

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Das „In Motion“-Team will mit seinem Elektrorennwagen die Elektromobilität vorantreiben. Mit an Bord: Kabel von Lapp.
Das „In Motion“-Team will mit seinem Elektrorennwagen die Elektromobilität vorantreiben. Mit an Bord: Kabel von Lapp.
(Bild: Lapp)

Die Elektromobilität ist nicht mehr aufzuhalten – wie schnell ihr Durchbruch kommt, hängt allerdings von einigen Faktoren ab. Neben der Batteriekapazität und damit der Reichweite ist auch der Ladevorgang entscheidend. Der dauert heute noch zu lange. Unerwartete Entwicklungshilfe kommt nun aus dem Rennsport, der immer schon Innovationstreiber für die Automobilindustrie war.

Ein Team von Studenten der Universität Eindhoven entwickelt einen Rennwagen mit Elektroantrieb, den IM01, der in wenigen Jahren beim 24-Stunden-Rennen in der Innovationskategorie „Garage 56“ in Le Mans mitfahren soll. Ziel des „In Motion“-Projekts sei nicht der Sieg, so Teamsprecherin Julia Stevens, „wir wollen vor allem Technologien vorantreiben und zeigen, dass ein Elektrorennwagen konkurrenzfähig sein kann.“ Besonderes Augenmerk legen die Studierenden gemeinsam mit Industriepartnern auf Batterien und Ladetechnik. Ziel ist, das „Auftanken“ der Batterien in wenigen Minuten zu erledigen.

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Kabel und Werkzeuge von Lapp

Einer der Partner, die das Projekt unterstützen, ist Lapp. Der Spezialist für integrierte Verbindungstechnologie stellt für das Fahrzeug diverse Leitungen zur Verfügung, darunter Kabel der Marke Ölflex, die zur Stromversorgung zwischen Batterie, Inverter und Elektromotor dienen, sowie Datenleitungen zur Abfrage von Sensoren. Außerdem stehen die Stuttgarter mit ihrem Know-how bei der Auswahl der richtigen Leitungstypen sowie Werkzeuge zur Verfügung. Julia Stevens: „Die Werkzeuge von Lapp sind sehr präzise, genau was wir brauchen, um perfekte Verbindungen herzustellen.“

In Motion ist im Jahr 2012 gestartet. Etwa 50 Studierende arbeiten ständig mit, jeweils sechs von ihnen nehmen sich für das Projekt eine einjährige Auszeit vom Studium; jedes Jahr wechselt das Team, das alle Arbeiten von der Entwicklung bis zum Management selbst übernimmt. Seine Jungfernfahrt hat eine erste Version des Rennwagens – der IM/E – 2017 absolviert. Dabei stellte er auf der Rennstrecke im niederländischen Zandvoort einen neuen Rundenrekord für E-Rennwagen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 246 km/h auf.

Vorbild für die E-Mobilität

Im E-Rennsport werden Schnellladesysteme mit hoher Ladeleistung zum Einsatz kommen, die große Energiemengen in Minuten in die Batterien pumpen. Ähnliche Systeme gibt es auch bereits für den Individualverkehr, zum Beispiel an Autobahnraststätten. Die meisten Besitzer eines Elektroautos laden ihr Fahrzeug allerdings überwiegend an einer herkömmlichen Steckdose. Denn die meisten Fahrten finden zwischen Zuhause und Arbeitsplatz statt, so dass der PKW über Nacht in der Garage geladen wird.

Das so genannte Mode-1-Laden mit einem herkömmlichen Netzkabel bietet allerdings zu wenig Ladeleistung und zu wenig Sicherheit für Personen und das Stromnetz im Haus. Die Zukunft gehört daher dem Mode-2-Laden. Auch hier kommt der Ladestrom aus einer Haushalts- oder besser noch einer CEE-Steckdose; zwischen Steckdose und Fahrzeug sorgt eine Box für das korrekte Lademanagement. Allerdings haben die Hersteller solche Produkte bisher stiefmütterlich behandelt. Hinsichtlich Handling, Flexibilität und Sicherheit bieten viele nicht das, was Besitzer eines Elektroautos erwarten. Lapp hat jetzt ein Ladesystem vorgestellt, das diese Einschränkungen überwindet.

Mode-2-Ladesystem mit raffiniertem Verschluss

Zur Flexibilität des Mode-2-Ladesystems mit IC-CPD (In-Cable Control and Protection Device) trägt ein austauschbares Netzkabel bei, das das Laden an Haushalts- oder CEE-Steckdosen weltweit erlaubt. Die Arretierung des netzseitigen Kabels an der Box, die sich mit einem Schiebemechanismus intuitiv in zwei Stufen lösen lässt, ist ein gutes Beispiel, wie Form und Funktion eine Einheit bilden – ganz im Sinne des German Innovation Awards, der Kriterien wie Funktionalität und Bedienbarkeit, Gestaltungsqualität und Innovationsgrad bewertet. Lapp Charge gewann einen Gold-Award in der Kategorie Transportation.

Auf der Fahrzeugseite liefert Lapp drei Steckertypen – je nach Region, wo das Fahrzeug ausgeliefert wird: Typ GB (China), Typ 1 (USA, Japan u.a.), Typ 2 (Europa, Asien, Australien u.a.). Die Einzelkomponenten des IC-CPD sind weltweit nach allen gängigen Normen zertifiziert wie auch das Gesamtsystem.

Auch wenn die Mehrzahl der Nutzer (hoffentlich) keine Rennen fahren, werden sich Ladetechnologien aus dem Rennsport und aus Alltagsfahrzeugen gegenseitig befruchten. Ob ein Studententeam Kunde ist oder große Automobilhersteller wie BMW, die Ladesysteme von Lapp bereits einsetzen: „Unsere Strategie ist stets, vollständig auf die Anforderungen unserer Kunden einzugehen“, verspricht Lapp CEO Matthias Lapp.

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BUCHTIPP Auf dem Stand der aktuellen Technik vermittelt das Fachbuch „Akkuwelt“ das Basiswissen zur Batterie-Technologie und bietet einen Überblick über die Entwicklung, den Bau und die Anwendung von Batterien. Außerdem gibt das Buch einen Einblick in potenzielle und zukünftige Entwicklungstendenzen.

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